(Kosmos-Verlag 2008, 239 Seiten)
Jürgen von Bülow ist eigentlich Drehbuchautor, hat Sketche für den Tigerenten-Club und Vorlagen für Serien wie „Marienhof“ und „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ verfasst. Mit „Ich bin’s Nika! Wie alles anfängt…“ gibt er sein Debüt als Jugendbuchautor – und der zweite Band von „Ich bin’s Nika!“, das wohl als Serie angelegt ist, ist auch schon erschienen und heißt im Untertitel: „Popstar-Träume“. Aber hier soll es nur um Band 1 gehen…
Das Buch greift ein Thema auf, das wohl viele Jugendliche interessiert. Nika, die eigentlich Annika heißt, aber nicht so genannt werden möchte, ist ein 15-jähriges Mädchen, das seit vielen Jahren Gesangsunterricht nimmt und davon träumt, einmal groß herauszukommen. Und plötzlich wird die Tür dazu aufgestoßen, denn ihr Onkel Jörg (das Alter Ego des Autors?), der Szenen für den „KidKid Club“ schreibt, hat an einem Lied für die Kindersendung gebastelt und möchte, dass Nika diesen Song singt.
Über Jörg lernt Nika auch Luka kennen, einen Jungen, der zwei bis drei Jahre älter als sie ist. Doch Luka scheint eingebildet und arrogant zu sein – zumindest verhält er sich bei ihrem ersten Treffen so. Da Luka auch eine tolle Stimme hat, kommt Jörg die Idee, dass die beiden das Lied als Duett singen könnten. Es dauert nicht lange, da stehen Luka und Nika auf einmal zusammen im Studio, um den KidKid-Song aufzunehmen. Und wie sollte es anders sein? Nika verliebt sich – auch wenn sie ständig hin- und hergerissen ist und es erst gar nicht wahrhaben will – in Luka, der so toll singt, strahlend grüne Augen und langes blondes Haar hat.
Doch als Nika den Song in einer Live-Sendung des KidKid Clubs alleine singen soll, gibt es Ärger zwischen Luka und Nika – aber nicht nur deswegen. Nika bekommt nämlich auch mit, dass Luka, den sie kurz zuvor noch geküsst hat, mit einer ihrer Freundinnen zusammen ist…
Ja, das klingt nicht nur wie eine Geschichte aus einer Fernseh-Soap für Jugendliche, sondern irgendwie ist es das auch. Der große Traum vom Groß-Herauskommen, den viele Jugendliche haben, wird in Jürgen von Bülows Buch zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Was man dem Buch jedenfalls nicht vorwerfen kann, ist, dass es langweilig geschrieben ist. Nein, Jürgen von Bülow beherrscht es, die Geschichte spritzig und locker zu erzählen. Allerdings ging mir manches dabei schon auch etwas auf die Nerven: Dieses ständige Gefühls-Hin-und-Her in Nika, das ständig vor dem Leser ausgebreitet wird, war für mich manchmal anstrengend zu lesen. Puh, in einem Augenblick gesteht sich Nika noch ein, wie sehr sie in Luka verliebt ist, im nächsten Moment will sie sich vom dem eingebildeten Jungen wieder ganz abwenden. So geht es ständig hin und her.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein solches Buch für Mädchen ab 13 Jahren interessant ist – aber unter richtig guter Jugendliteratur verstehe ich dann doch etwas anderes. Dafür hat mir das Buch zu wenig Distanz zum Geschehen. „Ich bin’s Nika! Wie alles anfängt…“ ist kurzweilig, man will wissen, wie die Geschichte weitergeht – obwohl man eigentlich schon bald ahnt, worauf alles hinausläuft. Ja, und so ist es dann auch gekommen…
Fazit:
2-einhalb von 5 Punkten. Wer auf lockere Art und Weise von einem Buch unterhalten werden will, der kann zu Jürgen von Bülows Buch greifen – sehr viel mehr hat das Buch jedoch nicht zu bieten. Dass auch Jungen an der Geschichte Gefallen finden könnten, halte ich eher für unwahrscheinlich. „Ich bin’s, Nika!“ ist eindeutig ein Buch für Mädchen, die gerne Soaps im Fernsehen sehen. Mehr als eine Soap-Geschichte zwischen Buchdeckeln darf man nicht erwarten – denn dafür ist die Handlung zu voraussehbar und die Botschaft des Buches etwas zu dünn: „Man soll sich nicht für andere verbiegen!“ Na ja, nicht gerade eine neue Erkenntnis, die da vermittelt wird. Und eine, die man schon besser verpackt in Büchern gefunden hat. Da hilft auch der spritzige Schreibstil des Autors nicht wirklich…
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass dieses Buch ein bisschen ähnlich entstanden sein könnte, wie das Lied, das Nika singen soll. Sehr klar auf eine Zielgruppe hin geschrieben… Hm, also ich werde mir die zweite Single-Auskoppelung der CD nicht unbedingt auch noch anhören. Aber ich bin natürlich auch zu alt für solche Geschichten – und noch dazu ein Mann.
(Ulf Cronenberg, 22.08.2008)
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Lieber Ulf Cronenberg,
vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, „Ich bin’s Nika“ zu lesen und eine Kritik darüber zu schreiben. Hundertprozentig hat Sie die Geschichte leider nicht überzeugt, aber vielleicht haben Sie trotzdem Lust, sich den 2. oder 3. Band (eben erst erschienen) anzuschauen.
Mir ist wichtig, nicht nur Nikas rasantes Leben als Popstar zu zeigen, ich versuche meine Leser auch hinter die Kulissen der Medienbranche blicken zu lassen. Den Wunsch, berühmte Sängerin zu werden, haben heute ja viele, doch einen „Star“ erwartet nicht nur ein traumhaftes Leben, es kann auch sehr demütigend sein, wenn die Zuschauer ihn ablehnen oder auslachen.
In Band 2 nimmt Nika bei einer Castingshow teil, in Band 3 ist sie in einer Girlband. Popstar: Ein Traumberuf?
Auf alle Fälle viele Grüße aus Stuttgart,
Jürgen von Bülow
Hallo Herr von Bülow,
ja, ich war etwas hin- und hergerissen bei „Ich bin’s, Nika“. Manchmal fand ich das Buch witzig, dann aber auch ein bisschen nervig (lag wohl an dem extremen Gefühlshin- und -her von Nika, das mir etwas fremd ist). Im Moment weiß ich nicht, ob ich dazu komme, Band 2 und 3 zu lesen – die Bücher stapeln sich, ich komme nicht hinterher.
Aber es ist nett, dass Sie was geschrieben haben – noch dazu nicht gekränkt oder beleidigt.
Früher wäre ich auch gerne Rock- (nicht Pop-)Star geworden – hat leider nicht geklappt. Deswegen „muss“ ich jetzt Bücher rezensieren, anstatt auf der Bühne zu stehen … 🙂
Viele Güße
Ulf Cronenberg
Lieber Ulf Cronenberg,
herzlichen Dank für Ihre Antwort, ich musste sehr lachen!
Sollte es in einigen Jahren eine DSDS-50+ – Staffel geben, dann sehen wir uns dort sicher (oder habe ich Sie jetzt zu alt gemacht?).
Bis dahin viele Grüße
Jürgen von Bülow
Lieber Herr Bülow,
um bei einer solchen Staffel mitmachen zu können, ist es dann doch noch ein paar Jahre hin (meine grauen Haare machen mich wohl älter, als ich bin). Und Dieter Bohlen als Juror wäre mein Albtraum …
Ein interessantes Konzept wäre das schon – aber ich glaube, ich bin nicht so richtig bühnentauglich, zumindest wenn es ums Rocken und Show-Abziehen geht.
Viele Grüße
Ulf Cronenberg