(Hanser-Verlag 2008, 196 Seiten)
Sally Nicholls, die in London lebt, ist gerade mal 25 Jahre alt, und „Wie man unsterblich wird“ ist ihr erstes Buch. Im Klappentext des Buches heißt es, dass sie dieses Buch in einem Schreibseminar angefangen und fertig gestellt hat – und gleich der erste Verlag, an den sie ihren Entwurf geschickt hat, hat das Buch herausgebracht. Doch nicht nur das. Das Buch wurde angeblich schon in 18 Sprachen übersetzt und hat bereits mehrere Literaturpreise eingeheimst. Tja, so kann es gehen…
Inhalt:
Sam ist 11 Jahre alt und an Leukämie erkrankt – und seine Chancen, noch länger als ein Jahr zu leben, stehen schlecht. Er hat mehrere Krankenhausaufenthalte mit Chemotherapie hinter sich, im Moment ist er jedoch zu Hause. Seine Tage verbringt er dabei u.a. mit Mrs. Willis, die ihn und seinen ebenfalls an Krebs erkrankten Freund Felix, der im Rollstuhl sitzt, unterrichtet. Seinen Freund hat Sam erst im Krankenhaus kennen gelernt – und seitdem verbringen sie viel Zeit miteinander, nicht nur im Unterricht. Die beiden haben dabei immer wieder Unsinn im Kopf und stellen das ein oder andere an.
Mrs. Willis ist eine ziemlich ungewöhnliche Lehrerin, und sie und die beiden Jungen haben oft Spaß miteinander. Als die Lehrerin ihren beiden Zöglingen eines Tages den Auftrag gibt, eine Liste von Dingen zu erstellen, die sie gerne tun oder erleben möchten, sind die beiden gleich Feuer und Flamme. Auf Sams Liste finden sich sowohl leichter realisierbare Dinge wie eine Rolltreppen, die nach unten fährt, hinaufzugehen, aber es sind auch schwer umzusetzende Sachen darunter: z.B. mit einem Luftschiff fliegen.
Und dennoch verändert diese Liste etwas in Sams Leben – denn mit Unterstützung von Felix, der ihn drängt, dieses Dinge Realität werden zu lassen, hat er wieder ein Lebensziel. Und so versucht Sam, dem es nach wie vor nicht gerade gut geht, eines nach dem anderen umzusetzen. Seine Familie und seine Freunde helfen ihm dabei…
Bewertung:
„Wie man unsterblich wird“ ist ein Buch, das eigentlich ein trauriges Thema hat, aber dennoch Lebensmut vermittelt. Sam, der die Geschichte aus seiner Warte erzählt, und Felix wissen zwar, dass sie nicht mehr lange zu leben haben, halten aber dennoch den Kopf über Wasser und versuchen das Beste aus ihrem Leben zu machen. Ja, sie strahlen dabei sogar mehr Lebensmut als viele andere Gleichaltrige aus.
Sally Nicholls‘ Buch ist jedoch nicht nur aus diesem Grund gelungen, sondern auch weil die Geschichte nicht einfach nach dem Schema F erzählt wird. Das Buch wird immer wieder unterbrochen von Listen, die Sam zu ganz unterschiedlichen Fragestellungen und Themen erstellt – z.B. dazu „Wie man ewig leben kann…“ Diese Listen, die auch vom Layout sehr schön gemacht sind, lockern das Buch auf.
Doch auch sonst ist das Buch immer wieder abwechslungsreich, weil es in kleinen Episoden erzählt wird – nicht ganz wie ein Tagebuch, aber fast. Sam hält darin als Erzähler kurze Geschichten und seine Erlebnisse fest. Bei allem spürt man den Ton eines 11-jährigen Jungen durch – und das ist erfrischend.
Fazit:
5 von 5 Punkten. Sally Nicholls gelingt es in „Wie man unsterblich wird“ sehr gut, ein ernstes Thema nicht zu schwer, sondern immer auch ein wenig heiter und lebensfroh zu behandeln. Sam ist letztendlich ein kleiner Held – wie er seine Krankheit meistert, ist vorbildlich und vor allem tapfer. Dass das Buch weder in die tragische noch in eine oberflächliche Richtung kippt, ist Sally Nicholls zugute zu halten.
„Wie man unsterblich wird“ ist für mich so etwas wie „Superhero“ von Anthony McCarten (das meiner Meinung nach beste Jugendbuch des Jahres 2007), nur für jüngere Leser. Es ist erfrischend und unbefangen geschrieben. Und es stellt zur gleichen Zeit wichtige Fragen.
Ein tolles Buch, das die Aufmerksamkeit, die es bisher bekommen hat, ohne Zweifel verdient.
(Ulf Cronenberg, 09.08.2008)
Übrigens: Sally Nicholls hat mit ihrem Buch auch gleich einen deutschen Preis bekommen: den Luchs des Monats August der Wochenzeitung „Die Zeit“ sowie von Radio Bremen. Die Besprechung in der ZEIT (die einen Fehler enthält: Sally Nicholls ist Engländerin, nicht Amerikanerin) findet ihr hier.
Lektüretipp für Lehrer!
Dieses Buch eignet sich durchaus auch als Schullektüre für den Deutschunterricht. Es bietet viele Anregungen, sich mit Schülern über die Frage nach dem Sinn des Lebens und andere wichtige Themen zu unterhalten, behandelt außerdem ein ernstes Thema auf sympathisch aufgelockerte Art und Weise. Sally Nicholls‘ Buch ist sicher keine einfache Lektüre für Schüler ab dem Ende der 6. Klasse (dafür ist das grundsätzliche Thema, dass ein an Leukämie erkrankter Junge nicht mehr lange zu leben hat, zu schwer), aber es ist eine Lektüre, die es sich lohnt, mit Schülern zu lesen. Eine/n einfühlsame/n Lehrer/in vorausgesetzt…
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Ich finde dieses Buch hier sehr traurig, weil meine Oma an Leukämie gestorben ist.
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