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Kurzrezension: Gunnar Ardelius "Ich brauche dich mehr, als ich dich liebe, und ich liebe dich so sehr"

Cover ArdeliusLesealter 15+(Oetinger-Verlag 2008, 111 Seiten)

Das Buch mit dem langen Titel ist Gunnar Ardelius erster Roman. Der schwedische Autor ist erst 27 Jahre alt, hat Journalistik und Publizistik studiert und besucht – wie die Kurzinformation über den Autor in dem Buch verrät – Kurse zum kreativen Schreiben.

Schnell gelesen ist dieses dünne Büchlein mit seinen knapp über 100 Seiten jedenfalls. Und der Buchumschlag mit seinem rosa-roten Farbton sowie der Buchtitel lassen keinen Zweifel daran, um was es in dem Buch geht: um die Liebe zweier Jugendlicher.

Der Inhalt ist schnell zusammengefasst: Betty und Morris haben sich ineinander verliebt und schweben im siebten Himmel. Sie versuchen, viel Zeit miteinander zu verbringen, träumen sich gemeinsam durchs Leben und tauschen sich über alles Mögliche aus: über ihre Vergangenheit, bevor sie sich kennen gelernt haben, über ihre Eltern, ihre Gedanken und Gefühle. Doch dann kommt eines Tages der Knick, und die Beziehung bekommt erste Risse…

Gunnar Aredelius‘ Schreibstil erinnert, auch wenn er den Text durchgängig und nicht in Versen abgefasst hat, fast schon eher an Gedichte als an die Schreibweise eines Romans. Es sind lauter kurze Momentaufnahmen, die in dem Buch aneinander gereiht sind: kurze Augenblicke, die Situationen festhalten, Ausschnitte von besonderen Gesprächen zwischen Morris und Betty, aber auch mit anderen Personen, Stimmungen und Gefühle. Manchmal weiß man gar nicht so recht, wer hier gerade mit wem spricht oder wer was denkt – so sehr sind die kurzen Episoden aus dem Zusammenhang gelöst. Was dadurch entsteht, ist ein sehr gefühlvolles Buch, das zum Träumen und Nachfühlen einlädt – bei vielen der kleinen Bruchstücke überlegt man beim Lesen, ob man die eingefangenen Gefühle und Stimmungen selbst kennt.

Doch für meinen Begriff bleibt in dem Buch etwas auf der Strecke: Es ist nicht so richtig nachvollziehbar, warum die Beziehung zwischen Betty und Morris auf einmal zu bröckeln beginnt. Was ist passiert, dass die beiden auf einmal misstrauisch dem jeweils anderen gegenüber werden? Warum fühlt sich der eine vom anderen auf einmal zu sehr festgelegt und eingeengt? Mir fehlt in dem Buch eindeutig der Ansatz einer Erklärung, was da mit Betty und Morris passiert. Und weil ich diesen Teil der Geschichte vermisst habe, habe ich das Buch am Ende auch etwas unbefriedigt aus der Hand gelegt.

Der Schreibstil ist jedenfalls das Besondere an diesem Buch – und obwohl das Buch ein Mann geschrieben hat, dürfte die Art zu schreiben und zu empfinden eher Mädchen ansprechen.

Fazit:

3-einhalb von 5 Punkten. „Ich brauche dich mehr, als ich dich liebe, und liebe dich so sehr“ könnte man als Nachspürbuch bezeichnen – ein Jugendroman (auch für Erwachsene), der Stimmungen in einer Beziehung einfängt, die man mit seinen eigenen Empfindungen und Erlebnissen abgleichen kann. Dass Gunnar Ardelius diese Stimmungen sprachlich sehr geschickt, anspruchsvoll sowie einfühlsam in dieses Buch gebracht hat, zeichnet diesen Jugendroman aus.

Man kann Gunnar Ardelius‘ Buch als eine gewagte Beschränkung auf bestimmte Teile einer Beziehung (auf das Fühlen und Erleben) ansehen, aber für meinen Geschmack fehlt trotzdem etwas Wesentliches: die Erklärung dafür, was in der Beziehung zwischen Morris und Betty passiert und warum sich auf einmal Unbehaglichkeit bei beiden einschleicht.

Für mich ist „Ich brauche dich mehr, als ich dich liebe, und ich liebe dich so sehr“ alles in allem ein nicht ganz fertiges, ein unvollständiges Buch, das jedoch zugleich auch seinen Reiz hat und besondere Qualitäten mit sich bringt.

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(Ulf Cronenberg, 05.07.2008)


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