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Buchbesprechung: Katarina von Bredow "Zum Glück allein"

Cover BredowLesealter 14+(Beltz & Gelberg-Verlag 2003, 278 Seiten)

Es gibt immer noch Jugendbuchautoren und -autorinnen, die ich noch nicht kenne, obwohl sie schon einige Bücher veröffentlicht haben. Katarina von Bredow, eine schwedische Schriftstellerin, gehört dazu. „Zum Glück allein“ ist ihr neues Jugendbuch, das im Frühjahr erschienen ist und das ich nun gelesen habe. Die Jugendbücher, die Katarina von Bredow schreibt, drehen sich meist um Beziehungen von Jugendlichen – und das ist auch bei „Zum Glück allein“ nicht anders.

Inhalt:

Fanny ist 19 Jahre alt und steht kurz vor dem Abitur. Schon seit einiger Zeit ist sie mit Oliver zusammen – dem großen Schwarm vieler Mädchen. Und Fanny kann ihr Glück kaum glauben, dass ausgerechnet sie, mit diesem begehrten Jungen, den sie oft als Mister P. (für „perfect“) bezeichnet. Das Mädchen lebt alleine mit ihrer Mutter in einer Wohnung – Fannys Vater ist schon seit vielen Jahren tot, doch hatten sich die Eltern schon vorher getrennt.

Fannys Mutter hat ihr Leben nicht so richtig im Griff und trinkt heimlich. Doch Fanny weiß Bescheid, denn die nicht sonderlich gut versteckten Schnapsflaschen stehen im Regal hinter ein paar Büchern – jedoch wagt das Mädchen es nicht, ihre Mutter darauf anzusprechen.

Ihre Abende verbringt Fanny meist bei Oliver in dessen kleiner Ein-Zimmer-Wohnung und sie ist so richtig glücklich mit ihm, träumt davon mit Oliver zusammenzuziehen und später eine Familie zu gründen. Lediglich am Samstagabend unternimmt Fanny immer mit ihrer Freundin Alexandra etwas, denn sie hat sich vorgenommen, ihre Freundinnen trotz Oliver nicht zu vernachlässigen.

Als Fanny in der Zeitung eine günstige Zwei-Zimmer-Wohnung entdeckt, spricht sie Oliver aufs Zusammenziehen an – doch dieser scheint nicht so ganz begeistert und meint, Fanny solle sich doch erst einmal eine eigene kleine Wohnung suchen.

Kurz darauf kommt der große Schock für Fanny, der Olivers Aussage in einem neuen Licht erscheinen lässt: Oliver gesteht ihr, dass er mit einer Freundin von Fanny eine Affäre hatte, die schon etwas länger dauert, die er jetzt aber beenden will. Die Beziehung des Traumpaars wackelt. Und dann macht auch noch ihre Mutter Probleme: Als Fanny eines Abends nach Hause kommt, liegt diese in ihrem Erbrochenen bewusstlos auf dem Boden. Mit dem Krankenwagen wird Fannys Mutter ins Krankenhaus gebracht und es ist nicht klar, ob sie die schlimme Alkoholvergiftung überleben wird…

Bewertung:

„Zum Glück allein“ ist Entwicklungsroman – ja, man könnte ihn fast als „Befreiungsroman“ bezeichnen, denn Fanny verlässt durch mehrere schlimme Vorfälle ihr bis dahin vorgefertigtes Leben. Plötzlich muss das Mädchen damit zurechtkommen, dass ihre Mutter Alkoholikerin ist und dass „ihr“ Mister P. eine Beziehung zu einem anderen Mädchen hatte. Nichts ist mehr so, wie es war, und Fanny kämpft darum, ihr Leben in den Griff zu bekommen.

Katarina von Bredows Buch beginnt eher unauffällig und still – ja, ich bin fast geneigt, den Anfang langatmig zu nennen. Die Einführung in die Geschichte dauert für meinen Geschmack etwas lang. Es ist nicht so, dass das Buch hier schlecht geschrieben ist – aber einen richtigen Sog hat „Zum Glück allein“ erst nach der Hälfte des Buches entwickelt. Mit Olivers Geständnis, eine Beziehung zu Fannys Freundin Sanna gehabt zu haben, sowie mit dem Zusammenbruch von Fannys Mutter beginnt das Buch erst so richtig, seine Qualitäten zu zeigen. Wie Fanny dieses Schicksalsschläge meistert – und sie tut sich nicht leicht damit – ist gut beschrieben. Man bekommt z.B. sehr genau mit, wie gedemütigt sich Fanny fühlt, wie sie versucht, Oliver zu verzeihen, aber weiterhin einen Stich in ihrer Brust spürt und Oliver nicht mehr so richtig vertrauen kann. Dieses Hin und Her der Gefühle wird sehr genau und auch nachvollziehbar ausgelotet.

Katarina von Bredows Schreibstil hat mir insgesamt recht gut gefallen – sie schreibt eher unauffällig, schildert jedoch an den entscheidenden Stellen mit ausgefallenen, aber treffenden sprachlichen Bildern die Gefühle von Fanny.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Katarina von Bredows Buch liegt knapp an der vollen Punktzahl – aber der etwas zu langatmige Einstieg in die Geschichte hat mich doch etwas gestört. Hat man die ersten 100 Seiten jedoch hinter sich gelassen, so wird man für sein Durchhalten mit einem tiefgründigen Buch belohnt.

Das Thema des Buches, dass ein Mädchen durch Schicksalsschläge zu sich selbst findet, ist insgesamt gut umgesetzt – man merkt, dass die Autorin mit dem Herzen schreibt und sich sehr gut in Fanny hineinversetzt hat. Am Ende findet Fanny nach einigen Umwegen und vielen Zweifeln zu sich selbst (mehr sei darüber nicht geschrieben) – „Zum Glück allein“ ist somit ein Mutmachbuch, vor allem für Mädchen (weniger für Jungen), die selbst nicht so genau wissen, wie ihr Leben weitergehen wird und soll.

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(Ulf Cronenberg, 27.06.2008)

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