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Buchbesprechung: Andy Behrens "Spritztour"

Cover BehrensLesealter 14+(Beltz & Gelberg-Verlag 2008, 249 Seiten)

Der in Chicago lebende Andy Behrens hat mit „Spritztour“ seinen ersten Roman geschrieben. Im Klappentext des Buches erfährt man, dass der Autor englische Literatur studiert und ansonsten als freier Journalist gearbeitet hat. Und wie heißt es weiter? „Seit der Geburt seiner Tochter schlägt er sich tapfer als Hausmann und Autor.“ Gut, wenn sich auch Männer um den Haushalt und ihre Kinder kümmern…
„Spritztour“ ist ein typischer amerikanischer Roman: ein Roadmovie in Buchform. Denn mit dem Auto durchqueren drei Jugendliche Amerika und erleben dabei so einiges.

Inhalt:

Ian hat ziemlich langweilige Sommerferien hinter sich, in denen er in einem Einkaufszentrum Donuts an alte Damen (und nicht wie erhofft an hübsche Mädchen) verkauft hat. Seine beiden besten Freunde Lance und Felicia haben da schon deutlich Aufregenderes erlebt. Felicia war mit ihren Eltern am Mittelmeer unterwegs, während Lance seinem Onkel beim Renovieren von Häusern in Michigan geholfen und dabei einige süße Mädchen kennen gelernt hat.

Das einzig Nennenswerte in den Ferien war für Ian, dass er über den Computer mit einem Mädchen namens Danielle angebandelt hat – und seine Internetbekanntschaft will er am letzten Ferienwochenende erstmals treffen, um mir ihr Sex – das ist sein Vorhaben – zu haben. Doch dabei gibt es einige Probleme: Zum einen wohnt Danielle fast 2000 Meilen von Ian entfernt in South Carolina, zum anderen fehlt Ian jegliche Erfahrung mit Mädchen. Und dabei hat er beim Chatten und Mailschreiben so getan, als wäre er ein Schwerenöter mit viel Erfahrung, und sein Foto, das er Danielle geschickt hat, hat er mit Photoshop so aufpoliert, dass man ihn kaum noch darauf erkennen kann.

Und dann gibt es noch ein weiteres Problem: Eigentlich ist das letzte Ferienwochenende seit Jahren immer für eine gemeinsame Erlebnistour mit Lance und Felicia nach Chicago zu Lances Cousin reserviert. Mit der Ausrede, seine Großmutter sei krank und er müsse dringend zu ihr fahren, versucht Ian Lance und Felicia abzuschütteln. Doch das geht leider schief… Und so begleiten die beiden schließlich Ian auf dem Weg nach South Carolina, was Ian überhaupt nicht recht ist – denn eigentlich war das „sein“ Wochenende und „sein“ erstes ernsthaftes Date mit einem Mädchen, von dem er schon so lange träumt.

Auf der langen Fahrt zu Danielle läuft dann auch einiges schief: Lance, der von Mädchen nie genug bekommen kann, bandelt an einer Tankstelle mit einem Mädchen an und verzögert damit die Weiterfahrt, dann hat Felicia eine Lebensmittelvergiftung und muss ins Krankenhaus – und schließlich kommt es zur größten aller Katastrophen: Lance und Felicia lesen auf Ians Handy dessen Nachrichten an Danielle, in denen der eigentlich brave Junge groß den Macker raushängen lässt… Wie peinlich!

Bewertung:

Der klassische Traum davon, im Auto Amerika zu durchqueren und Abenteuer zu erleben – das ist keine neue Idee, die Andy Behrens da hat. Aber schon nach ein paar Seiten war klar, dass der amerikanische Autor diesen Traum sehr gekonnt in ein Buch gepackt hat. „Spritztour“ ist ein äußerst witziges Buch, das furios mit den Problemen und der Lebenssituation junger Erwachsener spielt.

Die Grundlage hierfür liefert die ausgeklügelte Figurenkonstellation: Ian, ein besonnener Junge, der zu nett und brav ist, um an Mädchen heranzukommen, gibt sich als erfahrener Aufreißer aus. Daneben Lance, der wirklich ein Naturtalent hat, Mädchen für sich einzunehmen, und kein Mädchen auslässt, um ihm erfolgreich den Hof zu machen. Ein Casanova. Und schließlich Felicia, die man als personifiziertes schlechtes Gewissen von Ian ansehen könnte. Das Mädchen kann nicht glauben, dass Ian sich Danielle gegenüber so unmöglich aufgeplustert hat, und konfrontiert Ian immer wieder damit, dass er sich doch nicht so unmöglich benehmen dürfe.

Als Leser kommt man in „Spritztour“ jedenfalls voll auf seine Kosten – immer wieder musste ich beim Lesen laut lachen, in mich hinein schmunzeln und habe mich köstlich amüsiert. Ich wollte das Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen. Am Nachmittag hatte ich mit dem Buch begonnen, am frühen Abend hatte ich die Hälfte gelesen und abends ein paar Minuten vor 24 Uhr war ich mit dem Buch durch. (Dass dabei ein bisschen andere Arbeit liegen geblieben ist, war mir fast egal…)

Sicher, „Spritztour“ erfindet den Roadmovie in Buchform nicht neu, aber unterhält seinen Leser einfach vortrefflich. Da hat es auch nicht gestört, dass man 100 Seiten vor dem Ende schon ahnt, worauf die Geschichte am Ende hinausläuft… Ich hatte richtig geschätzt.

Fazit:

5 von 5 Punkten. „Spritztour“ macht einfach gute Laune. Auf äußerst unterhaltsame Art und Weise durchlebt man ein Wochenende mit Ian, Lance und Felicia und merkt dabei gar nicht so richtig, dass es in dem Buch nebenbei auch um zwei große Themen geht: die sexuellen Träume von Jugendlichen und die Frage, wie man auch vor dem anderen Geschlecht man selbst bleiben kann.

Andy Behrens hat ein durchwegs witziges Buch geschrieben, das eine gelungene Mischung aus ernsten Themen und Komik bietet. „Spritztour“ hat jedenfalls eine dicke Lese-Empfehlung verdient – und ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch nicht nur mich, sondern auch viele Jugendliche ab 14 Jahren zum Lachen bringen kann.

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(Ulf Cronenberg, 24.06.2008)


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Kommentare (0)

  1. Christoph Enzinger

    Der Inhalt klingt nach dem Film „The Sure Thing“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Volltreffer). Also nicht sehr originell. Und wahrscheinlich geht das Buch genauso aus wie der Film.
    Und möglicherweise finden dieses Buch Jugendliche gar nicht so witzig wie erwachsene Leser…

    Antworten
  2. Ulf Cronenberg

    Ja, stimmt, die Ähnlichkeit in der Handlung zwischen dem Buch und dem Film ist frappierend. Aber dass Jugendliche auch über die Buchinhalte lachen können – und außerdem noch ein bisschen zum Nachdenken angeregt werden -, das glaube ich dann doch.

    Antworten
  3. Judy

    Ich habe das Buch durch Zufall mal in der Bücherei entdeckt und bin gar nicht mehr davon losgekommen … 🙂 Ich finde, es ist wirklich witzig, weil Ian und seinen Freunden auf dem Weg nach Charleston alles Mögliche passiert.
    Das Buch hat zurecht 5 Punkte bekommen. 🙂
    Ich kann’s nur weiterempfehlen!! 😀

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