(Ravensburger-Verlag 2006, 445 Seiten)
Es hat auch seine Vorteile, wenn man auf mehrbändige Bücher, die in größerem Zeitabstand erscheinen, erst später aufmerksam wird. Thomas Finns Fantasy-Roman „Das unendliche Licht“ ist mir, als es herausgekommen ist, gar nicht aufgefallen. So liegt inzwischen auch der zweite Teil der „Chroniken der Nebelkriege“ vor, und Band 3 „Die letzte Flamme“ wird im September erscheinen – so dass ich die drei Bände fast in einem Rutsch lesen kann.
So verständlich es aus Gründen der Verlagspolitik ist, so ärgerlich finde ich es nämlich immer, wenn bis zum Erscheinen des nächsten Bandes wieder ein Jahr vergeht und man die Details dessen, was in den vorherigen Büchern geschehen ist, schon wieder vergessen hat.
Inhalt:
Kai, der seine Eltern nicht kennt, wächst bei seiner Großmutter auf. Diese ist Irrlichtjägerin und unterrichtet ihren Enkel in der Kunst, Irrlichter (Wesen, die in der Nacht leuchten und deswegen als Beleuchtung begehrt sind) zu fangen.
Als Kai mit seiner Großmutter im Moor auf Irrlichterjagd ist und er das erste Mal selbst ein Irrlicht fangen soll, passiert etwas Seltsames. Trotz großer Zweifel, ob er für diesen Beruf überhaupt eine Begabung hat, gelingt es ihm, auf wundersame Weise gleich mehrere Irrlichter einzufangen – eines davon ist ungewöhnlich groß, weil sich zwei Lichter durch einen Zusammenprall vereinigen. Die Großmutter ist erstaunt, wie Kai das gelingen konnte, rät ihm jedoch, den Fang des großen Irrlichts vor anderen geheimzuhalten.
Als am Tag darauf im naheliegenden Dorf das Sternschnuppenfest stattfindet, schafft Kai es jedoch nicht, seinen Fang zu verschweigen, weil Rorben – ein Junge, der ihn ständig schikaniert – meint, Kai könne doch nicht mal ein gescheites Irrlicht fangen. Als Rorben und viele andere Kinder daraufhin Kais großes Irrlicht bewundern, wird das schnell im ganzen Dorf bekannt.
Doch das Irrlicht bringt eine dunkle Macht auf den Plan, und während das Fest noch andauert, zieht ein gefährlicher Sturm auf. Außerdem strömen Tausende von Ratten herbei, die es auf Kai abgesehen haben. Es gelingt ihm gerade noch mit Unterstützung von Fi, einem Gaukler, sowie einem fremdartigen Flügelwesen, das plötzlich erscheint und Kai hilft, sich gegen die dunkle Macht zur Wehr zu setzen. Doch diese zieht in Richtung der Mühle seiner Großmutter weiter.
So schnell es geht, rennt er mit seinen Gefährten zur Mühle, doch er kommt zu spät – die Großmutter ist bereits tot. Den schlimmen Kampf gegen die dunklen Wesen gewinnt Kai mit Hilfe seiner Gefährten nur, weil er ihm bisher unbekannte magische Kräfte in sich entfesseln kann.
Nach dem Tod seiner Großmutter und diesem ersten Hinweis auf seine magischen Fähigkeiten beginnt für Kai ein völlig neues Leben – er kommt in Ausbildung bei dem berühmten Zauberer Thadäus Eulertin. Nach und nach wird deutlich, dass Kai eine wichtige Rolle im Kampf gegen die dunkle Nebelkönigin Morgoya spielen soll.
Bewertung:
„Das unendliche Licht“ ist ein typischer Fantasy-Roman, der genau dem entspricht, was man von einem guten Buch dieses Genres erwartet: In Thomas Finns Roman gibt es Zauberer, Elfen und viele fremde Wesen wie Gargyles oder Polstergeister, und die Guten kämpfen gegen die Bösen – wobei auch die Guten durchaus ihre dunklen Seiten, die gezähmt werden müssen, in sich tragen.
Natürlich muss man bei der Grundgeschichte „Zauberlehrling geht bei Zauberer in Lehre“ gleich an Harry Potter denken. Aber Thomas Finn versteht es, seinen eigenen Stil zu kreieren, auch wenn es natürlich bezüglich des Aufbaus der Geschichte oder der Figuren einige Gemeinsamkeit mit anderen Fantasy-Romanen gibt. Kai und sein Zaubermeister Thadäus Eulertin sind jedenfalls zwei sympathische Figuren, die zugleich jedoch auch ihre Eigenheiten haben. Und mit der Elfe Fi, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, gibt es eine weitere interessante Figur.
Hinzu kommt die packende Story, die auf den knapp 450 Seiten langsam, aber stetig dem Höhepunkt am Ende zustrebt, ohne jedoch nicht auch zwischendrin immer wieder mal eine unerwartete Wendung zu nehmen.
Interessant ist auch, wo Thomas Finn seine Geschichte spielen lässt: nämlich in Norddeutschland. Welche heutige Stadt mit Hammaburg, durch das die Elbe fließt, und welches Meer mit dem Nordmeer gemeint sind, ist nicht schwer zu erraten. Auch andere Orte, die erwähnt werden, kann man leicht enträtseln…
Fazit:
5 von 5 Punkten. Mit „Das unendliche Licht“ als dem ersten Band der „Chroniken der Nebelkriege“ empfiehlt sich Thomas Finn bei allen Fantasy-Fans. Wer Band 1 gelesen hat, wird auch zum zweiten Band der Reihe („Der eisige Schatten“) greifen. Bei mir liegt das Buch jedenfalls schon auf dem Lesetisch bereit.
Der Autor hat das Genre des Fantasy-Romans nicht neu erfunden, aber er versteht es, sich gekonnt darin zu bewegen und hat aus allen wichtigen Elementen ein spannendes Fantasy-Abenteuer verfasst, das von der Geschichte wie von den Figuren lebt. Für Liebhaber von Fantasy-Büchern ist „Das unendliche Licht“ jedenfalls ein Muss – genau der richtige Schmöker für verregnete Sommerferientage, wie wir sie zurzeit leider immer wieder haben. (ab 11 Jahren)
(Ulf Cronenberg, 01.08.2007)
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