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Buchbesprechung: Thilo P. Lassak "Mumienherz"

Cover LassakLesealter 12+(Ravensburger-Verlag 2007, 381 Seiten)
„Mumienherz“ ist das erste Buch aus den aktuellen Herbstprogrammen, das ich gelesen habe – in den nächsten Wochen werde wieder viele gute Jugendbücher erscheinen. Ich freu mich schon drauf.
Der Name Thilo P. Lassak sagte mir bisher gar nichts – aber das ist auch kein Wunder, denn bei Amazon habe ich auch kein anderes Buch unter diesem Namen gefunden. Seltsam, denn über den Autor heißt es im Buchumschlag, dass er 50 Kinderbücher und zahlreiche Drehbücher geschrieben hat. Doch diese wurden unter dem Pseudonym „THiLO“ (ja, die Rechtschreibung ist so korrekt) veröffentlicht.

Inhalt:

Sid lebt in New York und ist der Sohn von Eltern, die sich durch Immobiliengeschäfte aus der Armut in die High Society emporgearbeitet haben. Zumindest erzählen sie das… Doch Sid kommt mit seinen Eltern nicht allzu gut zurecht und geht ihnen, wo immer möglich, aus dem Weg. Er beschäftigt sich lieber mit amerikanischer Literatur, was seinen Eltern, die Höheres für ihn planen, eher verdächtig ist.
Als Sid eines Nachmittags aus dem Literaturkurs kommt, sieht er auf der anderen Straßenseite ein rothaariges Punk-Mädchen, dem er am Morgen Geld von seinen Eltern zugesteckt hat. Er will zu dem Mädchen rüber gehen, wird dabei jedoch von einem Auto angefahren und erwacht einige Zeit später auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Doch der Unfall – das weiß Sid allerdings nicht – ist kein Zufall. Birger Jacobsen, Anhänger eines altägypischen Kults um die Gottheit Seth, hat Sid mit Absicht angefahren, auch wenn er ihn nicht so heftig erwischen wollte.
Nach dem Unfall geht es Sid alles andere als gut – er hat nachts ständig schlimme Albträume, und was ihn auch beunruhigt, ist, dass er auf einmal Dinge hören kann, die weit entfernt sind. Sid fragt sich zunächst, ob er schizophren ist – doch sein neues Hörvermögen, das merkt er schon bald, ist keine Einbildung. Und weitere unerklärliche Dinge passieren: Nach einem weiteren schlimmen Albtraum sieht er auf der Tischplatte seines Nachttisches seltsame Hieroglyphen eingeritzt. Mit Entsetzen stellt Sid fest, dass sein Fingernägel zerkratzt sind und die Zeichen wohl von ihm stammen. Doch er kann sich nicht daran erinnern. Er vertraut sich seinem Psychiater, den er nach dem Unfall vermittelt bekommen hat, an – doch auch dieser spielt ein seltsames Spiel mit ihm…
Sid versucht – und er holt sich dabei Hilfe bei Rascal, dem Punk-Mädchen – dem Unerklärlichen auf die Spur zu kommen. So nach und nach stellt er fest, dass ein Geheimbund um den altägyptischen Gott Seth hinter ihm her ist – warum auch immer…

Bewertung:

„Mumienherz“ ist ein Buch, das bei mir einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Zunächst einmal ist da der Haupterzählstrang – abwechselnd aus der Sicht Sids und aus der Perspektive von Birger Jacobsen erzählt -, der mir gut gefällt und spannend geschrieben ist. Mit Birger Jacobsen gibt es einen richtigen Bösewicht, der ein übles Spiel treibt, während Sid und vor allem auch Rascal, das Punk-Mädchen, auf der guten Seite stehen. Vor allem die verhaltene Liebesgeschichte zwischen Rascal und Sid, die aus gänzlich anderen Welten stammen, gibt dem Buch ein wenig Pepp über die spannende Verschwörungsgeschichte hinaus.
Jedoch wird dieser Erzählstrang immer wieder von verschiedenen Elementen unterbrochen – zum einen von den rot gedruckten Rückblicken ins alte Ägypten, in denen Erlebnisse von Seth und seinen Anhängern geschildert werden. Zum anderen findet man an mehreren Stellen im Buch Lexikonauszüge zu dem ein oder anderen Thema. Diese Einstreuungen – wohl als Auflockerung gedacht – haben mich jedoch ziemlich gestört, weil sie den Lesefluss unterbrechen, außerdem etwas zusammenhangslos in die Geschichte eingefügt sind (zumindest für den unbedarften Leser) und wie Fremdkörper wirken. Die rot gedruckte Passagen sind zudem recht kryptisch (also unverständlich).
Und schließlich ist da noch der Schluss des Buches. Man blättert auf die letzte Seite (fragt sich vorher schon, wie Thilo P. Lassak, jetzt noch das Buch beenden will) und dann macht es „zack!“ – und die Geschichte ist zu Ende. Ich habe nichts gegen einen unerwartete Buchschluss – eher im Gegenteil -, aber dieses Ende ist mir zu unmotiviert.

Fazit:

3 von 5 Punkten. Schade, aus dieser Story hätte man deutlich mehr machen können, wenn sich Thilo P. Lassak nicht so verzettelt hätte. Die erzählerischen Einstreuungen und Rückblenden ins alte Ägypten verhindern, dass der Leser in die ansonsten spannende Geschichte abtauchen kann. Und der Buchschluss macht es nicht besser – er wirkt so, als hätte das Buch noch rechtzeitig fertig werden müssen und als wäre dem Autor kein besserer Schluss eingefallen. Dass der Rest stimmig geschrieben ist, dass die Figuren interessant sind, dass die Idee mit dem altägyptischen Kult mal was anderes ist, wird leider von den genannten Schwächen überdeckt.
Für Pyramiden- und Ägyptenfans ist dieses Buch sicher dennoch interessant und lesenswert, für alle anderen kann man es nicht so richtig empfehlen. (ab 12 Jahren)

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(Ulf Cronenberg, 01.07.2007)


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Kommentare (0)

  1. Daniel

    Sie sollten wissen, dass es noch zwei weitere Bücher gibt, dann ist das Ende ganz anders zu sehen.
    Viele Grüße

    Antworten

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