(Sauerländer-Verlag 2007, 150 Seiten)
Olaf Büttner ist eigentlich von Beruf Sozialpädagoge und arbeitet mit Kindern und Jugendlichen, schreibt aber auch Kurzgeschichten, Jugend- und Drehbücher. Sein neuestes Buch („Tod im Hafen“) ist im Sauerländer-Verlag in der Reihe Thriller erschienen. Es ist also Spannung angesagt – der Titel verrät ja schon, worum es geht…
Als Sozialpädagoge sollte sich der Autor (den ich bisher noch nicht kannte) ja im Milieu der Jugendlichen gut auskennen… Ob dem so ist, darüber erfahrt ihr mehr, wenn ihr weiterlest.
Inhalt:
Klara hat mal wieder Zoff mit ihrem Vater, der seit einiger Zeit arbeitslos ist, zu Hause rumhängt und dabei viel zu viel Alkohol trinkt. Er verlangt von seiner Tochter, dass sie nach dem Schuljahr die Schule an den Nagel hängt (der mittlere Schulabschluss reiche ja wohl) und eine Arbeit bei seinem Schwager, der eine Tankstelle führt, anfängt. Doch Klara ist entsetzt, was ihr Vater da von ihr verlangt – nach einem kurzen Streit, verlässt sie die Wohnung und will nicht mehr zurückkommen.
Sie streunt durch die Stadt, die in den letzten Monaten mehrmals von Tankstellenüberfällen heimgesucht wurde – immer wieder von den gleichen vier jugendlichen Tätern, wie es scheint. Doch Klara hat weder Geld, noch weiß sie, wo sie unterkommen soll. Spät am Abend trifft sie zunächst ihren 14-jährigen Bruder Pit, der jedoch kurz angebunden ist und sich seltsam benimmt. Als sie sagt, dass sie kein Geld, aber Hunger habe, steckt er ihr 50 Euro zu und zieht mit seinem seltsamen Kumpel ab.
Damit ist Klaras erstes Problem gelöst, doch wo sie übernachten soll, weiß sie noch immer nicht. Dann läuft ihr Nils, ein Junge, den sie von früher kennt, den sie jedoch für arrogant und eingebildet hält, über den Weg. Sie geht ihm hinterher – als dieser das bemerkt, passt er Klara ab und fragt, was sie will. Nils merkt schon bald, dass Klara von zu Hause weggelaufen ist, und bietet ihr an, mit zu ihr zu kommen.
Zur gleichen Zeit überfällt die Vierer-Bande wieder eine Tankstelle – doch diesmal läuft einiges schief. Ein Tankstellenkunde wehrt sich, als ihm seine Brieftasche weggenommen wird. Daraufhin verliert einer der vier Täter die Kontrolle über sich und schlägt auf den Mann mit einem Baseballschläger ein. Der Mann ist sofort tot.
Klara erfährt von dem Tankstellenüberfall, als Nils‘ Mutter spät nachts nach Hause kommt, denn sie arbeitet bei der Polizei und untersucht den Fall. Irgendwie ist Klara dabei etwas mulmig zu Mute, denn – auch wenn sie es sich nicht eingestehen will – so fürchtet sie, dass Pit etwas mit der Sache zu tun haben könnte…
Bewertung:
Olaf Büttners Jugendroman ist ein Buch, das das Etikett Krimi durchaus verdient – auch wenn man nicht extremen Nervenkitzel erwarten darf und von daher das Etikett Thriller vielleicht doch etwas übertrieben ist. „Tod im Hafen“ ist spannend geschrieben – hat man einmal begonnen, will man wissen, wie die Geschichte weitergeht. Und mit den 150 Seiten ist das Buch auch schnell ausgelesen.
Doch das Buch hat darüber hinaus einiges zu bieten: Vor allem die Anziehung zwischen Nils und Klara, die beide sich aber nicht so recht eingestehen wollen, macht das Buch auch auf einer zweiten Ebene interessant. Hinzu kommt Nils‘ Mutter, die als Kommissarin bei der Polizei arbeitet, und eine faszinierende Frau ist. Wie sie einerseits den Mordfall zu lösen versucht, gleichzeitig gradlinig Klara in ihrer schwierigen familiären Situation hilft, ist packend und vorbildlich zugleich.
Olaf Büttner gelingt es, all das nachvollziehbar und kenntnisreich zu schildern – dass er das Jugendmilieu kennt, merkt man deutlich. Ein bisschen schade fand ich jedoch, dass am Ende alles so schnell geht. Wie die vorher ausgelegten Handlungsfäden am Ende zusammenkommen und sich das Rätsel um die Tankstellenräuber, den Mord, um Pit und um Klara auflösen – da hätte man noch etwas mehr draus machen können. Hier fehlt ein letztes Quentchen Spannung, das „Tod im Hafen“ zu einem wirklich herausragenden Jugendkrimi gemacht hätte.
Fazit:
4-einhalb von 5 Punkten. Bis auf das schnelle Ende gibt es an Olaf Büttners Buch wenig zu kritisieren. Die Geschichte ist nie langatmig, sondern immer auf Tempo, sie hat interessante Figuren, mit denen sich der Leser identifizieren kann und packt gekonnt mehrere Themen in eine erfrischende Story. Alles in allem ist „Tod im Hafen“ ein Jugendkrimi, mit dem man den ein oder anderen Lesemuffel unter Umständen auf den Geschmack bringen kann – wegen der Figuren sowohl Mädchen wie Jungen. (ab 13/14 Jahren)
(Ulf Cronenberg, 14.06.2007)
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