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Buchbesprechung: Michael Gerard Bauer "Running Man"

Cover BauerLesealter 12+(Nagel & Kimche Verlag 2007, 269 Seiten)

Es ist wohl der Traum vieler Lehrer, einmal einen Roman zu schreiben – und Michael Gerard Bauer, der als Englischlehrer in Brisbane (Australien) arbeitet, hat mit gut 50 Jahren diesen Traum wahr gemacht. „The Running Man“, wie das Buch im englischen Original heißt, hat in Australien einige Preise eingeheimst – so stellt man sich sicher den Einstieg in eine Schriftstellerkarriere vor.
(Auch wenn ich übrigens selbst Lehrer bin: Ein Jugendbuch von mir ist derzeit nicht geplant… 🙂 – dafür erscheint demnächst – wenn das bisschen Eigenwerbung erlaubt ist – ein Buch über Apples neues Betriebssystem, das ich mit zwei Freunden geschrieben habe.)

Inhalt:

Joseph lebt mit seiner Mutter die meiste Zeit alleine, denn sein Vater arbeitet fast das ganze Jahr weit entfernt in einer Miene, weil er dort mehr Geld verdienen kann. In der Nachbarschaft wohnen einige seltsame Leute – darunter Mrs Mossop, eine Tratschtante, die alle Gerüchte über ihre Nachbarn nur allzu gut kennt. Besonders viel Gesprächsstoff liefert ein Geschwisterpaar, das neben Joseph und seiner Mutter lebt: Caroline und Tom Leyton, beide um die 50 Jahre alt. Über Tom Leyton gibt es viel Gerede, ohne dass die Nachbarn allzu Konkretes wissen: Er kommt so gut wie nie aus dem Haus heraus und hat wohl im Vietnam-Krieg Schlimmes erlebt. Außerdem musste er nach der Rückkehr aus dem Krieg seinen Job als Lehrer aufgeben – auch das ist Anlass für wüste Vermutungen.
Außerdem treibt ein seltsamer Mann in dem Städtchen sein Unwesen: der Running Man – ein Mann, der mit verschlossenem Gesicht und schmuddeligem Aussehen ständig durch die Straßen rennt und nie stehen bleiben kann. An einem seiner ersten Schultage ist Joseph dem Running Man unter angsteinflößenden Umständen begegnet – und seitdem verfolgt ihn der Running Man bis in seine Träume – selbst jetzt noch, Jahre später, wo Joseph bereits ein Jugendlicher ist.
Eines Tages bekommt Joseph, der künstlerisch begabt ist, in der Schule den Auftrag, das Portrait eines Menschen zu zeichnen – doch er weiß nicht so recht, wen er als Modell auswählen soll. Als er Caroline Leyton davon erzählt, schlägt diese ihm vor, ihren Bruder zu zeichnen. Joseph möchte auf keinen Fall den rätselhaften Tom Leyton malen, doch als seine Mutter und Mrs Mossop ihn davor warnen, Tom zu nahe zu kommen, beschließt er aus Trotz genau das.
Und so kommt er in das Haus der Leytons und schließt zögerlich mit dem verschlossenen Tom Freundschaft. Dieser kümmert sich mit Leidenschaft um seine Seidenraupen-Larven und überträgt diese Begeisterung nach und nach auf Joseph. Und dabei erfährt Joseph in langsamer Annäherung auch, was Tom Leyton Schlimmes erlebt hat und weswegen er so zurückgezogen lebt…

Bewertung:

Das hoch gelobte Buch hat es mir lange schwer gemacht, mich damit anzufreunden. Nach ersten viel versprechenden Seiten wurde die Geschichte recht lange viel zu träge, und über hundert Seiten lang hab ich mich zum Lesen fast zwingen müssen. Sehr ausführlich wird die langsame Annäherung zwischen Tom und Joseph erzählt – das war mir alles etwas zu langatmig. Doch als Tom endlich Stück für Stück damit herausrückt, was er in seinem Leben Schlimmes erlebt hat, und Joseph immer wieder hin- und hergeworfen ist zwischen Faszination und Abneigung Tom gegenüber, wird die Geschichte plötzlich psychologisch spannend. Die Trägheit ist hinweggespült und auf einmal habe ich mich richtig in die Geschichte hineingezogen gefühlt.
Spätestens hier merkt man als Leser auch, wie gut sich Michael Gerard Bauer in seine Personen hineinfühlen kann, wie genau er sie beschreibt. Es ist keine Action, die man hier erwarten darf, aber mit psychologischer Finesse wird langsam Tom Leytons Vergangenheit aufgedeckt.
Dabei erzählt „Running Man“ nebenbei auch ein Stück Zeitgeschichte – ohne diese krampfhaft in den Vordergrund zu stellen: nämlich von den schlimmen Ereignissen des Vietnam-Kriegs, in den auch Australien involviert war.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Wäre das Buch bis zum Ende so geblieben, wie es begonnen hat, hätte „Running Man“ keine viereinhalb Punkte verdient. Doch der zweite Teil des Buches belohnt alle Leser, die bis dahin durchgehalten haben, mit einer einfühlsamen und psychologisch spannenden Geschichte. Unaufdringlich beschreibt Michael Gerard Bauer wie Joseph sich über die Vorurteile seiner Nachbarn hinwegsetzt und mit einem Menschen, der nach außen hin ein seltsamer Kauz ist, langsam Freundschaft schließt. Dieser Entwicklungsprozess wird sehr detailliert beschrieben und man kann Joseph in seiner Zwiespältigkeit Tom Leyton gegenüber sehr gut verstehen. „Running Man“ ist ein packendes Buch, wenn man über die gut ersten 100 Seiten hinausgekommen ist. (ab 12/13 Jahren)

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(Ulf Cronenberg, 21.10.2007)

Weitere Meinungen:

„Running man“ ist ein sehr schönes, poetisches Buch (mit ziemlich sentimentalem Ende). Die Geschichte steht für Mut, den Glauben an sich selbst und andere und richtet sich gegen Vorurteile. Im Zusammenhang mit der Frage nach Gut und Böse kommt auch der Zweifel zum Tragen, wie Gott so viel Übel zulassen kann. Ängsten werden Hoffnung und die kleinen Wunder des Alltags gegenübergestellt. Alles in allem also eine positive Geschichte, doch bezweifle ich, ob der Aufhänger und ein zentrales Motiv im Buch – ein Gedicht über Seidenraupen und alles Wissenswerte über deren Aufzucht – bei den Lesern in Deutschland so gut ankommt, weil das doch so gar nicht deren Lebenswelt entspricht. Der Autor kann gut schreiben, bildhaft und lebendig, da ist es schade, dass er es dermaßen mit den Vergleichen übertreibt – Bauer ist geradezu der „Meister“ der Vergleiche! Das Buch strotzt an unzähligen Stellen von Vergleichen mit „wie…“, die zwar durchaus passen, aber alles überzeichnen und dadurch plumps-plakativ wirken und einfach nerven – ebenso wie das ständige „Tom Leyton“. Nach einer gewissen Zeit hätte der Vorname ja genügt. Das Buch ist schön, aber ich bezweifle, dass es eine große Leserschaft finden wird.

(Iris Henninger)


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Kommentare (5)

  1. Pingback: Jugendbuchtipps.de» Blogarchiv » Buchbesprechung: Michael Gerard Bauer “Nennt mich nicht Ismael!”

  2. Martina Germershausen

    Das ist ein faszinierendes Buch über Freundschaft, Reue, Angst und Verständnis. Es handelt von Geschwisterliebe und Überwindung, die am Ende belohnt wird. Sehr empfehlenswert.

    Antworten
  3. Elias

    Also, ich finde das Buch sehr langweilig, da es für Schüler nicht spannend zu lesen ist.

    Antworten
    1. Max

      Total langweiliges Buch

      Antworten
  4. Pingback: Buchbesprechung: Michael Gerard Bauer „Dinge, die so nicht bleiben können“ | Jugendbuchtipps.de

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