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Buchbesprechung: Mats Wahl "Rache"

Cover WahlLesealter 14+(Hanser-Verlag 2007, 283 Seiten)

Ich dürfte so ziemlich alle Jugendbücher von Mats Wahl gelesen haben – darunter auch seine Kriminalreihe mit Kommissar Fors. „Rache“ ist nach „Der Unsichtbare“, „Kaltes Schweigen“ und „Kill“ der vierte Roman, in dem der sympathische Polizist nach Tätern sucht – wobei das erst genannte Buch erschienen ist, bevor es Jugendbuchtipps.de gab.
In „Rache“ greift der schwedische Jugendbuchautor eine Geschichte auf, die bereits in „Der Unsichtbare“ seinen Anfang genommen hat. Dort wird ein junger Mann von einem Mädchen, das der rechtsradikalen Szene angehört, ermordet – und nun will eine der Töchter des jungen Mannes Rache an der Täterin nehmen.

Inhalt:

Tove und Lydia sind Zwillingstöchter eines jungen Mannes, der bereits vor ihrer Geburt ermordet wurde. Ihre Mutter hat die Tat nie verkraftet und kann sich nicht so richtig um die beiden Mädchen kümmern, so dass diese oft bei ihrer Großmutter Aina Stare, die Pastorin ist, untergebracht sind.
Tove malt sich seit längerem aus, dass sie Anneli Tullgren, die Mörderin ihres Vaters, umbringen will. Anneli Tullgren ist 15 Jahre nach der Tat wieder auf freiem Fuß und macht derzeit Karriere bei der rechtsradikalen Partei Nya Sverige und hat gute Chancen, bei der nächsten Wahl einen Platz im Reichstag zu bekommen.
Toves Plan nimmt langsam Gestalt an. Sie beschließt, sich an Anneli Tullgren zu rächen und bereitet alles vor. Als ihre Großmutter auf einem Bridge-Abend ist, macht sie ihre Schwester mit einer Schlaftablette im Kakao müde und schleicht sich mit einem Hammer bewaffnet zum Haus von Anneli Tullgren. Dort beobachtet sie die junge Frau vom Garten aus und versucht anschließend, als diese ins Bad geht, durch die offene Verandatür in das Haus einzudringen. Doch an der Verandatür bemerkt sie den Schatten eines Mannes, der ins Haus geht, und kurz darauf hört sie Schmerzenslaute und laute Geräusche. Der Mann in dunklen Klamotten kommt wieder an ihr vorbei – es gibt keinen Zweifel, dass er Tove zuvor gekommen ist und Anneli Tullgren ermorden wollte. Tove kehrt schließlich nach Hause zurück.
Als in den Nachrichten und Zeitungen von dem Anschlag auf Anneli Tullgren berichtet wird, die nicht tot ist, aber in Lebensgefahr auf der Intensivstation liegt, erzählt Tove ihrer Großmutter und Lydia, dass sie die Tat begangen habe. Auch Kommissar Fors, der in dem Fall ermittelt, erfährt davon – doch Toves Aussage, dass sie Anneli Tullgren mit einem Hammer ermorden hat, macht keinen Sinn, da Tullgren mit einem Messer verletzt wurde. Und so zweifelt Fors daran, dass Toves Aussage der Wahrheit entspricht. Doch wer wollte Anneli Tullgren ermorden?

Bewertung:

Mats Wahls Krimis stehen in der Tradition großer schwedischer Krimiautoren wie Henning Mankell oder Håkan Nesser – jedoch schreibt Mats Wahl im Gegensatz zu diesen bewusst Krimis für Jugendliche.
Was „Rache“ mit anderen schwedischen Kriminalromanen verbindet, ist das sozialkritische Moment: In den Kriminalromanen werden die Risse und Sprünge der schwedischen Gesellschaft aufgezeigt – die Täter sind meist auch Opfer der sozialen Verhältnisse.
Auch Mats Wahl geht es in „Rache“ darum, Kritik an der Gesellschaft zu üben: Wie ein roter Faden zieht sich die Kritik an Ausländerfeinfeindlichkeit und Rassismus durch das Buch – manchmal war mir das schon fast zu dick aufgetragen. In „Rache“ geht es dabei nicht nur um Anneli Tullgren und den Mordversuch an ihr, sondern als Nebenhandlung wird auch der Mord an einem griechischen Restaurantbesitzer thematisiert.
Insgesamt ist Mats Wahls neuer Krimi ein spannendes Buch, das einerseits einfühlsam die Rachegefühle eines Mädchens beschreibt, andererseits aber auch eine packende Geschichte bereithält. Es ist vor allem die sympathische Figur des Kriminalkommissars Harald Fors sowie seiner Kollegen, die das Buch lesenswert machen. Sie haben das Herz immer auf dem richtigen Fleck, verzweifeln oft an den Zuständen der schwedischen Gesellschaft, sind aber auch immer für (Galgen-)Humor zu haben.
Dennoch – wie schon bei manch anderem Buch von Mats Wahl – ging es mir mit „Rache“ so, dass gegen Ende des Krimis ein kleiner Knick kommt. Als hätte der Autor nicht mehr so richtig Lust gehabt, weiterzuschreiben. Für meinen Geschmack endet die Geschichte mit der Aufklärung des Verbrechens etwas schnell, und nicht alle Nebenhandlungen werden zu Ende geführt.

Fazit:

4 von 5 Punkten. „Rache“ ist ein spannender Kriminalroman für Jugendliche, der jedoch noch ein bisschen Feinschliff gebraucht hätte. Letztendlich sind es genau die beiden Kritikpunkte, die ich schon an „Kill“ hatte, die sich in Mats Wahls neuestem Buch wiederfinden: die an manchen Stellen übertriebene Schwarzweiß-Malerei bei der Gesellschaftskritik sowie eine nicht ganz zu Ende gebrachte Geschichte, die sich in ein paar Handlungssträngen zu viel verliert.
Dennoch: „Rache“ ist ein unterhaltsames Buch, das man zügig und schnell liest, das den Leser bei der Stange hält und das Jugendliche gekonnt an die großen Brüder schwedischer Kriminalautoren (die jedoch nichts für Jugendliche sind) heranführt.

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(Ulf Cronenberg, 17.09.2007)

Kommentare (0)

  1. Lisa

    Ich finde das Buch sehr gut. Jedoch kommen sehr viel schwedische Namen und Ausdrücke vor. Trotzdem würde ich das Buch weiterempfehlen. Es besitzt mit Sicherheit Nervenkitzel!

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  2. Pingback: Jugendbuchtipps.de» Blogarchiv » Kurzrezension: Mats Wahl „Du musst die Wahrheit sagen“

  3. Valentin

    Ich finde dieses Buch sehr gut, weil Mats Wahl es einfach super geschrieben hat. Bei einer Skala von 1 bis 5: 5 Punkte!

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