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Buchbesprechung: Kathrin Schrocke "Finding Alex"

Cover SchrockeLesealter 13+(Oetinger-Verlag 2006, 159 Seiten)

„Finding Alex“ ist kein ganz neues Jugendbuch mehr und schon vor einem Jahr erschienen. Aber ich habe das Buch empfohlen bekommen, und da der Textauszug auf dem Buchrücken interessant klang, habe ich es nun noch gelesen.

Kathrin Schrocke kannte ich bisher nicht – aber wir haben etwas gemeinsam: Wir haben – allerdings zu unterschiedlichen Zeiten – in der gleichen Stadt das Gleiche studiert: in Bamberg Germanistik und Psychologie (ich allerdings noch Geografie dazu). Das machte mich natürlich zusätzlich auf „Finding Alex“ neugierig…

Inhalt:

Tobias lebt, nachdem sein Vater wegen einer jungen Blondine die Familie verlassen hat, mit seiner Mutter in einer kleinen Wohnung und geht noch zur Schule. Als eines Tages ein neues Mädchen aus Berlin in die Stadt zieht und in seine Klasse kommt, ist die Aufregung groß. Ira, wie das Mädchen heißt, ist ein bunter Vogel, trägt immer eine Perücke und tritt auch sonst ungewöhnlich auf. Die Jungen in der Klasse finden Ira toll und jeder träumt davon, mit ihr zu gehen. Doch sie zeigt an niemandem Interesse.

Umso erstaunter ist Tobias, als sie mit ihm Kontakt aufnimmt und sich mit ihm trifft – in seinem Zimmer. Tobias ist in Ira verliebt, doch so richtig kommen die beiden nicht zusammen.
Als Tobias Ira das erste Mal bei ihr zu Hause besucht, passiert etwas Seltsames. Im Wohnzimmer spielt ein Mädchen in einem Kimono wie eine Besessene auf ihrem Cello – und als Ira ihm schließlich erklärt, dass das ihr Bruder Alex sei, ist Tobias total von den Socken. Es will ihm nicht in den Kopf, dass die vermeintliche Schwester ein Junge ist.

Alex ist Tobias gegenüber ablehnend und arrogant – doch Tobias kommt aus seiner Verwirrung nicht heraus und immer wieder versucht er herauszufinden, welches Gemeimnis hinter Alex steckt: Warum zieht sich Alex wie ein Mädchen an, und warum verhält er sich oft auch so?

Mit Ira läuft außerdem einiges schief – als er von ihr zu einer Silvesterparty eingeladen wird, knutscht diese statt mit ihm mit ihrem Exfreund herum… Als Tobias aus dem Zimmer flieht, begegnet er wieder Alex. Doch dieser ist nach wie vor Tobias gegenüber schroff und ablehnend…

Bewertung:

„Finding Alex“ ist eines der Bücher, die ich kaum aus der Hand legen konnte. Immer, wenn ich um halb 12 Uhr nachts damit zu lesen angefangen hatte, wurde es später, als ich eigentlich wollte. Und nach drei Tagen hatte ich das eher dünne Buch auch ausgelesen.

Kathrin Schrockes Roman fängt auf eine tolle Art und Weise den Schwebezustand zwischen Kind- und Erwachsensein ein, wie ich das schon in anderen Jugendbüchern zu schätzen gelernt habe. Tobias versucht seinen Stand im Leben zu finden und ist durch das, was um ihn herum passiert, immer wieder verwirrt: zunächst das Verliebtsein in die geheimnisvolle Ira und dann auch noch ihr rätselhafter Bruder, hinter dessen Geheimnis er einfach nicht kommt.

Irgendwann merkt Tobias, dass er Alex einfach nicht mehr aus seinem Kopf bekommt, und so richtig weiß Tobias nicht, was mit ihm eigentlich los ist. Fühlt er sich am Ende von einem Jungen angezogen? Aber das will Tobias sich selbst nicht eingestehen…

Dieses Verwirrspiel ist in dem Buch einfach gut eingefangen und kurzweilig beschrieben. Wichtig ist dabei, dass das Buch bis zum Ende hin Leerstellen lässt und den Leser somit zum Nachdenken bringt. Und schließlich ist da noch die Sprache, die authentisch nach einem Jugendlichen klingt.
Ja, es hat einfach Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen…

Fazit:

5 von 5 Punkten. Kathrin Schrockes Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und war nie langatmig oder langweilig. Bei allen Figuren bleiben Rätsel zurück, ohne dass man das Gefühl hat, es würde etwas fehlen. Nein, hier stimmt einfach alles: Eine tolle Geschichte, die sich angenehm vom Mainstream abhebt, die eine ungewöhnliche Geschichte erzählt und auch sprachlich auf der Höhe ist.

Wer nun denkt, dass ich von diesem Buch begeistert bin, der liegt richtig. Für Jugendliche ab 13 bis 14 Jahren hat „Finding Alex“ eine dicke Empfehlung verdient.

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(Ulf Cronenberg, 02.12.2007)

Lektüretipp für Lehrer!

Zunächst hält Tobias Alex eigentlich für ein Mädchen – doch das wird schnell aufgeklärt. Doch was ist das Geheimnis, um diesen Jungen, der sich oft wie ein Mädchen verhält?
Das Verwirrspiel um einen Jungen, der wie ein Mädchen aussieht, ist auch für den Unterricht in einer 7. oder 8. Klasse geeignet. Es werden viele Themen (Freundschaft, getrennte Eltern, Homosexualität, etc.) angesprochen – und das auf eine sprachlich für Jugendliche interessante Art und Weise.
Alles in allem ein Buch, mit dem man mit Schülern über einiges reden und diskutieren kann – und auch der Umfang von 159 Seiten macht das Buch zu einer kurzweiligen Lektüre.

Kommentare (0)

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  3. Jenni

    Es schon ein schönes Buch!

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  4. Thommen_65

    Ich habe mir das Buch antiquarisch bestellt. Und ich habe seit 40 Jahren einen schwulen Buchladen. Das Buch mag „schön“ sein und ist wohl dadurch für Frauen auch „interessant“. Für schwule Jungs mag ich es nicht empfehlen. Auffällig ist, dass Frauen es in der Sexualität möglichst „eindeutig“ wünschen und Verwirrspiele eher ablehnen. Interessant ist, dass am Schluss die Heterosexualität „siegt“ und „alles nicht so schlimm war“. So wie es sich für Mädchen eben gehört, sie wollen an etwas „ganz fest glauben“ können.

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