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Buchbesprechung: Autumn Cornwell "Carpe diem"

Cover CornwellLesealter 12+(Carlsen-Verlag 2008, 381 Seiten)

Wem dankt Autumn Cornwell am Endes des Buches? „Meinen Eltern […]. Sie haben mich als Missionarskind nach Papua-Neu-Guinea geschleift und mir damit die Liebe zur südostasiatischen Kultur quasi eingeimpft. Und mir das Lesen schmackhaft gemacht, weil sie sich standhaft weigerten, einen Fernseher anzuschaffen – womit sie mich und meine Schwester zwangen, aus purer Verzweiflung Woche um Woche Stapel von Büchern aus der Bibliothek zu entleihen.“
Als Fernsehmuffel spricht mir Autumn Cornwell aus der Seele – aber zugleich verrät dieses Zitat ja auch schon einiges über die Autorin und über dieses interessante Buch mit den rosa Klorollen auf dem Cover…

Inhalt:

Vassar trägt ihren seltsamen Namen nicht aus Versehen – er leitet sich von der gleichnamigen Eliteuniversität ab, auf die das hochbegabte Mädchen nach Abschluss der Schule gehen möchte. Vassars Leben – und auch das ihrer Eltern – ist ganz von diesem Ziel besessen und ensprechend ausgerichtet: Alles wird von früh bis abends geplant. Kernstück ist dabei die so genannte Besinnungszeit im Hause Spore – eine Stunde von 20 bis 21 Uhr, in der Vassar und ihre Eltern täglich ihre Ziele festhalten und Pläne für die Zukunft schmieden.
Doch dann wird diese fast zwanghafte Lebensplanung einer schweren Probe unterzogen: Grandma Gertrude, die als Künstlerin in Südostasien lebt, lädt ihre Enkelin ein, mit ihr Kambodscha und Laos zu bereisen. Vassars Eltern sind entsetzt und wollen alles daran setzen, dass Vassar nicht ihrer verrückten Großmutter und den fremden Ländern ausgesetzt wird. Doch Grandma Gertrude hat irgendwas in der Hand, womit sie die Reise doch durchsetzt – irgendein ein Geheimnis, von dem Vassar nichts weiß, mit dem ihre Großmutter jedoch ihre Eltern erpresst. Und so kommt es, dass Vassar 10 Tage später mit 16 Gepäckstücken (denn sie und ihre Eltern haben alles minutiös geplant) im Flugzeug nach Südostasien sitzt, um die Ferienwochen mit ihrer Großmutter zu verbringen.
Doch schon bei der Ankunft geht alles schief. Gertrude ist am Flughafen nirgends zu sehen, stattdessen wird Vassar, die alleine am Flughafen herumirrt, schließlich von einem jungen Asiaten, der wie ein Cowboy gekleidet ist, abgeholt und ins Hotel gebracht. Doch das ist nur die erste kleine Prüfung für Vassar – ihr steht in diesem Urlaub noch vieles bevor: von einer Reise in völlig unerschlossene Dschungelgebiete über viele unplanbare Unwägbarkeiten bis hin zu dem großen Geheimnis ihrer Großmutter, das Vassar aufdecken will…

Bewertung:

„Carpe diem“ sprüht so von Ideen, dass man das Buch gar nicht richtig zusammenfassen kann – das habe ich gerade gemerkt, als ich die Inhaltszusammenfassung geschrieben habe. Auf den ersten Blick ist das Cover nicht gerade so gestaltet, dass man sich in meinem Alter als Mann ernsthaft überlegt, dieses Buch zu lesen. Es sieht eher nach einem Buch für Mädchen ab 12 oder 13 Jahren aus (und das ist es auch). Aber irgendwie habe ich trotzdem zu diesem Buch gefunden – und fünf Tage später nach dem Lesen von Autumn Cornwells Jugendbuch bin ich darüber richtig glücklich. Denn…
„Carpe Diem“ ist ein Buch, bei dem ich so richtig viel gelacht habe. Ja, ich würde sagen, dass ich noch kein Jugendbuch gelesen habe, an dem ich so viel Spaß hatte. Das Aufeinandertreffen der gut organisierten Vassar mit ihrer völlig durchgedrehten Oma, dazu noch Hanks, der südostasiatische Cowboy – das alles ist einfach witzig umgesetzt und treibt einem immer wieder Lachtränen in die Augen. Hatte ich am Anfang des Buches noch Bedenken, dass sich der Witz spätestens nach 100 Seiten totgelaufen haben könnte, so fand ich mich auch nach 300 Seiten noch immer schmunzelnd und lachend in einem Zug sitzend. Die Leute mir gegenüber haben mich schon etwas seltsam angeguckt…
Dass „Carpe diem“ den Leser jedoch nicht nur zum Lachen verführt, sondern zugleich auch im Hintergrund einiges an Tiefe mitbringt (es geht um die Frage, wie man sein Leben führen soll), hat mir besonders gefallen.

Fazit:

5 von 5 Punkten. Was für ein Buch! Wer mal wieder lachen und mit einem Jugendbuch aufgeheitert werden will, der ist bei Autumn Cornwells „Carpe diem“ genau richtig. Es kommt ja nicht so oft vor, dass ich ein Buch gleich weiterempfehle – aber dieses Buch habe ich – weil es so gute Laune macht – gleich an meine Tochter weitergereicht (die leider gerade zwei andere Bücher für die Schule lesen muss) und es außerdem einer Freundin empfohlen. Und im Zug habe ich schon überlegt, ob ich es einem jungen Mädchen, das mir gegenüber saß und neugierig guckte, weil ich immer wieder lachte, auch gleich ans Herz legen sollte. Mit „Carpe diem“ kann man ab einem Alter von 12 oder 13 Jahren (bevorzugterweise als Mädchen) nichts falsch machen.
Lesen, nicht mehr damit aufhören, lachen, glücklich sein, das Buch zufrieden aus der Hand legen… So könnte ich meine Leseerfahrung mit diesem Buch stichpunktartig zusammenfassen.

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(Ulf Cronenberg, 26.03.2008)

Kommentare (0)

  1. Sophia

    Ich habe keine antwort oder so, aber eine Frage!
    Weiß jemand etwas über die Autorin? Ich finde nichts über sie!

    Antworten
    1. Ulf Cronenberg

      Leider ist das Ausführlichere, was man im Internet findet, auf Englisch – aber immerhin:
      http://www.autumncornwell.com/ (Webseite der Autorin)
      http://www.weddingspinster.com/Autumn_Cornwell.html

      Ulf

      Antworten
  2. Gine

    Aber ihr Geburtsdatum?

    Antworten
    1. Ulf Cronenberg

      Ich habe noch mal im Internet gesucht, aber leider nichts gefunden. Es gibt Autoren, die halten ihr Geburtsdatum – warum auch immer – geheim …

      Antworten
  3. Sophia

    Super Buch, kann man nur empfehlen … Ich mache demnächst ein Referat über „Carpe diem“. Leider auch nichts über die Autorin gefunden. In welches Genre fällt es? Und was sind die zentralen Themen?

    Antworten

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