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Buchbesprechung: Rafael Ábalos “Grimpow. Das Geheimnis der Weisen”

Cover AbalosLesealter 10+(cjb-Verlag 2007, 505 Seiten)

„Ein dicker Schmöker und ein vielversprechendes Fantasy-Buch“, habe ich gedacht, als „Grimpow“ das erste Mal vor mir lag. Der Buchumschlag – das kommt bei der Abbildung links gar nicht so deutlich heraus – ist wirklich schön gestaltet, vor allem weil die Schlange golden glänzt und die Schuppen des Tieres beim Drüberfahren mit den Fingern zu spüren sind.
Rafael Ábalos ist übrigens Spanier, und mit „Grimpow“ hat er nach zwei Romanen für Erwachsene sein erstes Jugendbuch geschrieben. Doch so ein richtiges Fantasy-Buch (auch wenn es Elemente davon hat), ist „Grimpow“ dann doch nicht, da es im 14. Jahrhundert spielt. Mehr darüber in der weiteren Besprechung…

Inhalt:

Grimpow ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen – und weil seine Mutter nicht mehr für ihn sorgen kann, hat er sich Durlib, einem kleinen Landstreicher und harmlosen Dieb, angeschlossen. Zusammen schlagen sich die beiden durchs Leben.
Als Grimpow an einem Wintertag durch den Wald streift, stößt er auf die Leiche eines gut gekleideten Edelmanns, der im Schnee liegt. Völlig entsetzt rennt er zu Durlib. Gemeinsam durchsuchen sie die Leiche, in der Hoffnung herauszufinden, wer der fremde Mann ist. Dabei entdecken sie auch eine Tasche mit wertvollen Gegenständen. Grimpow zögert, doch Durlib beschließt, die Sachen an sich zu nehmen. Einen kleinen Stein, der in der Tasche war, schenkt er Grimpow als Amulett, das diesen beschützen soll. Bei der Leiche finden sie außerdem einen kleinen Zettel mit fremdartigen Zeichen, die sie nicht kennen. Das Seltsame ist, dass Grimpow den Text (obwohl er eigentlich nicht lesen kann), versteht – es scheint sich um eine geheime verschlüsselte Botschaft zu handeln. Und noch etwas Ungewöhnliches passiert: Der Leichnam des Toten verschwindet von einem Moment auf den anderen und löst sich auf.
Durlib und Grimpow beschließen, ins nahe gelegene Kloster Brinkum zu gehen, um dort vielleicht herauszufinden, wer der Edelmann gewesen sein könnte. Vorher verstecken sie jedoch die erbeuteten Schätze.
Im Kloster, das sie kurz darauf erreichen, tragen sich eigenartige Dinge zu. Mehrere bewaffnete und furchteinflößende Reiter preschen ins Kloster und verbreiten Angst und Schrecken. Schon bald erfahren Durlib und Grimpow, dass die Reiter den Edelmann suchen. Und während Grimpow von den Mönchen versteckt wird, bekommen die Reiter Durlib in ihre Finger und versuchen durch Folter mehr von ihm zu erfahren.
Grimpow ist klar, dass die Reiter den Edelmann wegen des Steins, den er an sich genommen hat, suchen. Außerdem merkt der Junge, dass der Stein ihm besondere Fähigkeiten verleiht, denn er kann auf einmal selbst lateinische Inschriften und anderes lesen. Schon bald befindet sich Grimpow mitten in einem großen Abenteuer, das sein ganzes Leben verändert und ihn weg von seiner bisherigen Heimat führt…

Bewertung:

„Grimpow. Das Geheimnis der Weisen“ hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen. Die Geschichte ist packend erzählt und hat mich – vor allem auf den ersten zweihundert Seiten – an einen der bekanntesten „Kloster-Romane“ der letzten Jahrzehnte erinnert: an Umberto Ecos „Der Name der Rose“ – einen dicken Schmöker für Erwachsene, den ich im Alter von 18 Jahren gelesen habe. Es ist faszinierend, wie in „Grimpow“ das Leben im Kloster und die Mönche, die nach der Weisheit streben, beschrieben werden. Nach und nach wird deutlich, dass es unter den Mönchen einige außergewöhnliche Persönlichkeiten gibt, die in ihrem Leben schon viel erlebt und mitgemacht haben.
Nachdem dem ersten Abschnitt über Grimpows Aufenthalt im Kloster wandelt sich das Buch und wird zu ein Abenteuerroman. Mit Unterstützung neuer Freunde – unter ihnen vor allem der Baron Salietti, der Grimpow mit nach Straßburg nimmt – begibt sich Grimpow auf eine längere Reise, bei der er das Geheimnis der Weisen, das mit dem Stein verknüpft ist, sucht. Schritt für Schritt erfährt Grimpow, dass sich hinter dem Stein ein Geheimbund, dessen Zeichen eine sich in den eigenen Schwanz beißende Schlange ist, verbirgt, und Grimpow wird immer weiter in ein großes Abenteuer hineingezogen.
Die ganze Geschichte ist abwechslungsreich und spannend erzählt, nie kam beim Lesen des Buches Langeweile auf. Entsprechend schnell hatte ich das Buch auch ausgelesen (ein Tag, an dem ich krank im Bett lag und über 300 Seiten weit gekommen bin, hat mir dabei geholfen).
Es gab eigentlich nur eine Sache, von der ich bei dem Buch etwas enttäuscht war: von dem Ende, das mich etwas unzufrieden zurückgelassen hat. Irgendwie hatte ich mir nach dem langen Weg Grimpows, das Geheimnis zu lüften, mehr erwartet!

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Hätte Rafael Ábalos‘ Buch einen angemesseneren Schluss gehabt, so hätte es fünf Punkte verdient – doch so habe ich mich gescheut, die Höchstwertung zu vergeben. Das soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Grimpow“ ein spannendes und großartiges Buch für Jugendliche ab 10 Jahren ist, das eine Geschichte aus dem 14. Jahrhundert gekonnt mit ein paar Fantasy-Elementen vereint. „Grimpow“ wird sicher allen Fans von „Eragon“ und ähnlichen Schmökern gefallen, auch wenn darin keine Drachen oder andere Fabelwesen auftauchen.

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(Ulf Cronenberg, 05.03.2007)


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