(Coppenrath-Verlag 2006, 397 Seiten)
Ein Fußballbuch – jedoch ein ungewöhnliches. Oder warum sonst hat der Lederfußball auf dem schönen Buchcover einen angedeuteten Mund und zwei Hörner? Spätestens der Übertitel „Fantasmania“ macht klar, dass „Mittelsturm“ wohl ein Fantasy-Buch ist, in dem es aber auch um Fußball geht – davon gleich mehr…
Mike Maurus, der Autor, wohnt im Süden von München und lebt eigentlich davon, dass er bei Zeichentrick- und animierten Filmen Regie führt – das klingt interessant. „Mittelsturm“ ist sein erstes größeres Buchprojekt.
Inhalt:
Lorenzo und William leben in einem ärmlichen Vorort der Küsten- und Grenzstadt Arkanon – und zwar im Waisenhaus des heiligen Patricks. Doch dieser ist alles andere als heilig. Er nutzt die Kinder aus, lässt sie für sich arbeiten, streicht das Geld, das er dafür bekommt ein, ohne sich wirklich um seine Zöglinge zu kümmern. Das einzig Schöne, das die Waisenkinder in ihrem Leben haben, ist das Fußballspielen auf einem nahe gelegenen Bolzplatz, wo sie jede freie Minute verbringen. Doch der Fußballplatz ist eher ein Acker als ein Rasenplatz, im Tor hängen löchrige, selbst geflickte Netze und die „Verdammten Rotznasen“ – wie sich die Mannschaft um William und Lorenzo nennt – haben nicht mal eine gescheite Fußballausrüstung.
Als eines Tages die Monster Soccers aus der reichen Oberstadt auftauchen und gegen die Verdammten Rotznasen antreten wollen, lässt sich Lorenzo, der ein begnadeter Mittelstürmer ist, zu einer leichtfertigen Wette hinreißen. Er wettet darum, dass es ihm gelingt, alleine die gesamte Mannschaft der Monster Soccers zu umspielen und schließlich ein Tor zu schießen. Und wirklich, Lorenzo schafft das Unmögliche – doch während die Wette ausgeführt wird, kommt es zu einem heftigen magischen Gewitter, vor dem alle fliehen müssen.
Nach der Schmach der Monster Soccers werden die Verdammten Rotznasen vom Baron der Stadt Arkanon, Frasbert von Fresseisen, dessen Sohn bei den Monster Soccers spielt, zu einem offiziellen Spiel gegen die Oberstadt-Kicker im großen Stadion der Stadt eingeladen. Die Rotznasen sind hin und weg und glauben an ihren Sieg. Doch sie rechnen nicht mit den dunklen Machenschaften des Barons, der kurz vor dem Spiel Lorenzo und William, die beiden wichtigsten Spieler der Rotznasen, entführen lässt. Und damit beginnt eine lange Geschichte, bei der William getötet wird (fortan lebt er nur noch als Geist weiter) und in dessen Verlauf Lorenzo und William in die magische Welt Fantasmaniens geführt werden, um dort viele Abenteuer zu erleben…
Bewertung:
Dass man mit „Mittelsturm“ nicht ein typisches Fußballbuch liest, bekommt man recht schnell mit… Zwar dreht sich das Buch zu Beginn hauptsächlich um Fußball – doch die Verdammten Rotznasen sind keine gewöhnliche Fußballmannschaft. Denn jeder der Jungen (außer Lorenzo) hat eine kleine magische Gabe, die er beim Fußballspielen einsetzen kann. Steht das Fußballspiel am Anfang des Buches im Zentrum (und hat am Ende noch mal einen kleinen Auftritt), so tritt es später immer mehr in den Hintergrund. Die Geschichte entwickelt sich zu einem Fantasy-Abenteuerbuch, bei dem zwei Jungen – nämlich Lorenzo und William (Letzterer als Geist) – in eine ungewöhnliche Geschichte verwickelt werden.
Die Geschichte schlägt einen relativ schnell in seinen Bann, denn sie ist immer wieder witzig erzählt und bietet viel Abwechslung. Manchmal jedoch, finde ich, hat es Mike Maurus dabei etwas übertrieben – zu viele verschiedene fantastische Wesen (von Gnomen über Werwölfe bis hin zu sprechenden Büchern) leben in Fantasmanien. In der Geschichte selbst steht irgendwann, dass das Buch über Wesen, die es nicht gibt, dünner wäre als das über Wesen, die es gibt… Hm, dem ist nichts hinzuzufügen.
Noch ein zweiter kleiner Kritikpunkt sei angefügt: Ich konnte mit dem Geschehen manchmal nicht mithalten. Was Lorenzo und William am Ende des Buches bei der Befreiung des Magiebuches Macronomicon zum Beispiel alles erleben, konnte ich mir nicht mehr vorstellen – die Beschreibungen waren mir zu verwirrend (aber vielleicht liegt das auch an meiner nicht ausreichenden Fantasie?).
Gut gefallen hat mir dagegen die Aufmachung des Buches. Nicht nur der Einband, sondern auch die vom Autor selbst gezeichneten Grafiken, die das Buch auflockern, sind ein Blickfang.
Fazit:
4 von 5 Punkten. „Die Wilden Kerle“ in fantastischer Umgebung – so könnte man ein bisschen verkürzt Mike Maurus Buch zusammenfassen (ist es Zufall, dass Mike Maurus mit Joachim Masannek und Jan Birck zusammen ein Wilde-Kerle-Comic verfasst hat?). „Mittelsturm“ ist ein spannendes Buch für Fußball- und Fantasy-Fans ab 10/11 Jahren, das für meinen Geschmack ein paar Haken zu viel schlägt. Das ist wie bei einem Fußballspieler, der zu viel dribbelt und dabei ab und zu den Ball verliert. Trotzdem schaut man ihm gerne von der Tribüne aus zu. Genau so ist es mit Mike Maurus‘ Buch…
(Ulf Cronenberg, 12.02.2007)
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