(Sauerländer-Verlag 2006, 125 Seiten)
Bei Martha Heesen muss ich sofort an das erste Buch denken, das ich von ihr gelesen habe und das mich vor einem knappen Jahr so beeindruckt hat. „Die Nacht, als Mats nicht heimkam“ handelte von einem autistischen Jungen, der immer wieder abhaut und um den sich alle in der Familie Sorgen machen. Auf Mats folgt nun Marie – auf einen Jungen also ein Mädchen… (ob der gleiche Anfangsbuchstabe bei den beiden Hauptpersonen sowie bei der Autorin Zufall ist?)
Natürlich war ich gespannt auf dieses Buch und habe mich gefragt, ob die niederländische Autorin ein weiteres so tolles Buch schreiben kann…
Inhalt:
Marie geht jeden Tag nach der Schule zu ihrem Opa, der sich am Nachmittag um sie kümmert – und das ist nach wie vor für Marie immer etwas ganz Besonderes. Denn die beiden verstehen sich wunderbar, Marie liebt es, wenn ihr Großvater mit ihr zusammen im Sessel sitzt und sie nach ihrem Schultag mit ihm reden kann. Außerdem bewundert Marie ihren Opa, weil dieser in seiner Werkstatt ständig an irgendwelchen Erfindungen herumbastelt – richtige Eisen- und Blechungetüme entstehen dabei, die einem den Alltag erleichtern sollen. Die neueste Erfindung z.B. heißt „Schlingmanns“ und soll all den Müll sortieren und aufnehmen, der täglich anfällt. Bei ihrem Großvater vergisst Marie auch, dass sie derzeit mit ihren Freundinnen Ärger hat. Seit einiger Zeit wollen sie mit Marie nichts mehr zu tun haben und hängen stattdessen lieber mit Jungen im Einkaufszentrum herum und trinken Alkohol.
Doch auch Maries kleine friedliche Welt ist gefährdet – denn eines Tages sitzt eine fremde Frau in Opas Wohnung: Greet, die Marie auf den ersten Blick unsympathisch ist. Sofort spürt Marie die Gefahr, denn ihr Großvater scheint ganz verliebt in die unbekannte Frau und Marie ahnt, dass ihr bisheriges gemeinsames Leben mit ihrem Opa zu Ende gehen könnte. Doch Marie, die ziemlich dickschädelig ist, will sich das nicht gefallen lassen. Sie wehrt sich zunächst im Kleinen gegen die neue Freundin des Großvaters, doch als das nicht fruchtet, schmiedet sie größere Pläne, um Greet zu vertreiben…
Bewertung:
Ehrlich gesagt war ich von „Marie und der Himmel auf Erden“ enttäuscht. Natürlich lässt der Vergleich zum Vorgänger-Buch das besonders deutlich werden – aber ich bin mir sicher, auch ohne den Vergleich hätte mir das Buch nicht allzu gut gefallen… Es ist letztendlich der Inhalt der Geschichte selbst, den ich unterm Strich zu fad finde: Dass ein Mädchen sich aus Eifersucht in seiner Dickköpfigkeit dagegen wehrt, dass der eigene Opa sich in eine Frau verliebt, und alles daran setzt, die neue Freundin zu vergrätzen, ist als Thema einfach nicht sonderlich spannend. Im Gegenteil, ich finde es eher etwas nervig, wenn man mitbekommt, wie Marie sich in ihrem Trotz so verhält. Das mag dem Denken und Handeln eines Mädchens durchaus entsprechen, aber als Buch fehlt der Geschichte Pepp und Spannung.
Da hilft es auch nicht, dass das Buch an vielen Stellen eindrücklich erzählt ist, dass man erfährt, was im Kopf eines Kindes vor sich geht, und dass alles nachvollziehbar geschrieben ist – dem Buch fehlt trotzdem leider die Tiefe und Intensität, die „Die Nacht, als Mats nicht heimkam“ auszeichnete.
Fazit:
2-einhalb von 5 Punkten. Um Martha Heesens neuestem Werk gerecht zu werden, muss man schon sagen, dass ich mir durchaus Leser vorstellen kann, die ihren Gefallen an dem Buch finden werden. Dabei habe ich den Eindruck, dass das eher erwachsene Leser als Kinder und Jugendliche sein könnten… Ansonsten eignet sich „Marie und der Himmel auf Erden“ meiner Meinung nach noch am ehesten als Vorlesebuch für Kinder zwischen 8 und 10 Jahren.
Dennoch: Alles in allem fand ich das Buch eher schleppend und, was das Thema betrifft, nicht sonderlich interessant. Schade! Ich hatte mir von Martha Heesens Buch doch deutlich mehr erwartet! (ab 10 Jahren, zum Vorlesen schon früher)
(Ulf Cronenberg, 16.10.2006)
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