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Buchbesprechung: Licia Troisi "Die Drachenkämfperin. Im Land des Windes"

Cover TroisiLesealter 13+(cbj-Verlag 2006, 383 Seiten)

Eine weitere Fantasy-Trilogie… – und wieder erst mal Band 1, auf die weiteren Bände muss man warten. Das Besondere an diesem Fantasy-Buch ist jedoch etwas anderes: Das Buch kommt aus Italien und wurde noch dazu von einer interessanten Person verfasst: Licia Troisi ist Astrophysikerin und zählt gerade einmal 26 Jahre. Wenn man dem Verlag glauben darf, so hat die Autorin mit ihrem Debüt in Italien gleich großen Erfolg gehabt…
Ein bisschen habe ich übrigens gezögert, mit diesem Buch anzufangen, weil der Buchumschlag schon etwas sehr klischeehaft ist und nicht gerade ums Lesen dieses Buches wirbt. Aber gut, das ist mein Geschmack… Die Pfingstferien waren jedoch genau der richtige Zeitpunkt, um diesen 400-Seiten-Schmöker in relativ kleiner Schrift zu beginnen…

Inhalt:

Nihal wächst bei ihrem Vater, einem bekannten Waffenschmied, auf – von ihrer Mutter weiß Nihal überhaupt nichts, außer dass sie kurz nach ihrer Geburt gestorben ist. Ansonsten hüllt sich ihr Vater in Bezug auf Nihals Mutter in Schweigen.
Nihals Leidenschaft gilt schon von Kindheit an dem Kämpfen – so führt sie eine Bande von Jungen an, die in den verwinkelten Gassen und Straßen der Turmstadt Salazar kleine Bandenkriegen anzettelt und große Kriege nachspielt.
Eines Tages fordert sie ein unbekannter, schlaksiger Junge zum Kampf heraus – Nihal hat versprochen, dass derjenige, der sie im Einzelkampf besiegt, einen wertvollen Dolch, den ihr ihr Vater geschenkt hat, bekommt. Der Junge mit dem Namen Sennar gewinnt den Kampf – jedoch mit ungewöhnlichen Mitteln, mit denen Nihal nicht gerechnet hat. Sennar setzt einen Zauber ein. Widerwillig muss Nihal ihren Dolch an Sennar abtreten… Zugleich wächst in Nihal der Wunsch, auch das Zaubern zu lernen – und so begegnet sie Sennar bald wieder, da sie bei ihrer Tante Soanna in die Lehre geht und Sennar einer ihrer Schüler ist.
Doch die unbeschwerten Tage sind gezählt: Die Turmstadt Salazar ist bedroht – der so genannte Tyrann, der einen Großteil der Welt unterjocht hat, steht kurz vor den Toren der Stadt, um auch sie einzunehmen. So trifft es sich gut, dass Nihal bei Soanna, die als Zauberin versteckt außerhalb der Stadt lebt, das Zaubern lernen will, da sie so den Truppen des Tyrannen entfliehen kann.
Doch dann wird Nihals Leben auf den Kopf gestellt, denn ihr Vater wird von den Schergen des Tyrannen umgebracht – Nihal kann gerade noch fliehen. Doch sie schwört Rache und setzt zunächst die Ausbildung bei Soanna fort, jedoch mit dem Ziel, ihre kämpferischen Fähigkeiten zu verbessern und Drachenritterin zu werden… Bei Soanna erfährt Nihal schließlich auch, was es mit ihrer Herkunft auf sich hat…

Bewertung:

Licia Troisis Buch erfindet den Fantasy-Roman sicherlich nicht neu – zu bekannt sind viele der Elemente. Mal abgesehen davon, dass die Hauptperson in diesem Buch weiblich ist, gibt es wie in fast allen Fantasy-Büchern Drachenreiter, Ork-ähnliche Wesen (hier „Fammin“ genannt), Zauberer, Elfen, Gnome etc. Aber nichtsdestotrotz ist der italienischen Autorin ein spannendes Buch gelungen, das man nicht so schnell aus der Hand legt.
Das Besondere an dem ersten Band der Drachenkämpferin-Trilogie ist ihre Hauptperson: Nihal. Licia Troisi lotet sehr genau die Gefühle, Empfindungen und Beweggründe ihrer Hauptfigur aus und beschreibt sie vielschichtig und anschaulich. Nihal ist eine alles andere als einfache Figur: Immer wieder stößt sie in ihrer Ausbildung zur Zauberin und Drachenritterin an ihre Grenzen, weiß oft gar nicht mehr, was ihr im Leben wichtig ist, und stürzt sich zum Teil einfach besinnungslos in den Kampf. Dieses Hin und Her der Gefühle lässt Nihal sehr authentisch erscheinen – ein wenig ging es mir dabei jedoch so, dass mir Nihals ständigen inneren Kämpfe gegen Ende des Buches zu viel des Guten wurden.
Doch nicht nur mit Nihal ist der Autorin eine interessante Figur gelungen – auch die anderen Personen in der Geschichte sind gelungen – ob es der Gnom Ido, Nihals Lehrer als Drachenritter, oder Sennar, der andere Zauberlehrling Soannas, ist. All diese Figuren machen das Buch zu einem gelungenen Fantasy-Roman, um das ein richtiger Fantasy-Fan nicht umhin kommt.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Der erste Band der Drachenkämpferin-Trilogie ist ein gelungenes und spannendes Buch, das Lust auf die nächsten beiden Bände macht, die wohl leider erst im Abstand von einem Jahr erscheinen dürften (obwohl es alle Bände bereits auf italienisch gibt). Am besten gefallen hat mir an diesem Buch die Zeichnung der Figuren – Licia Troisi hat einfach herrliche Charaktere erschaffen, auch wenn sie bei Nihal am Ende ein bisschen übertrieben hat. Es sind alles Figuren, die einem ans Herz wachsen und bei denen man sich freut, dass man ihnen in zwei weiteren Bänden wieder begegnen darf. Mit „Die Drachenkämpferin“ kann man sich somit gut das Warten auf den dritten Band von „Eragon“ verkürzen.

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(Ulf Cronenberg, 09.06.2006)

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