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Buchbesprechung: Jenny-Mai Nuyen "Nijura. Das Erbe der Elfenkrone"

Cover NuyenLesealter 10+(cbj-Verlag 2006, 511 Seiten)

Es ist schon seltsam, wenn eine Jugendliche im Alter von 17 Jahren bereits ein dickes Fantasy-Buch veröffentlicht. Ich musste, als ich das Alter von Jenny-Kim Nuyen las, gleich an Christopher Paolini denken, der etwa im gleichen Alter den ersten Band von „Eragon“ verfasst hat. Irgendwie ist das ja doch ein Alter, wo man jemandem normalerweise nicht zutraut, ein tolles Buch zu schreiben.
Jenny-Mai Nuyen ist jedenfalls 1988 geboren und stammt von deutsch-vietnamesischen Eltern ab. Und inzwischen studiert sie – wie man dem Buchumschlag entnehmen kann – das Fach „Film“ an der New York University… Ja, manche kommen in jungen Jahren schon ganz schön weit…

Inhalt:

Scapa ist ein Junge, der – auf sich allein gestellt – versucht, sich in Kesselstadt durchs Leben zu schlagen, indem er, wie viele andere Kinder auch, davon lebt, zu stehlen. Denn Eltern, die für ihn sorgen, hat er nicht mehr… Eines Tages lernt Scapa auf dem Markt durch einen Zufall Arane kennen, die ebenfalls wie er vom Stehlen lebt, und fortan sind die beiden ein Team und unterstützen sich gegenseitig. Als beide älter werden, haben sie nur eines im Sinn – und dafür scharen sie viele andere Kinderdiebe um sich: Sie wollen den Schreckensherrscher Torron von Kesselstadt, der im so genannten Fuchsbau lebt, stürzen und an seiner statt die Macht übernehmen.
Zur gleichen Zeit passiert in einem weiter entfernten Menschendorf etwas Seltsames. Nill, ein junges Mädchen, findet bei einem Gang durch den Wald einen ungewöhnlichen Stein, der im Stamm einer Birke verborgen ist. Die Art und Weise, wie sie auf diesen Stein stößt, gibt Nill viele Rätsel auf – denn es kam ihr so vor, als hätte der Baum sich bewegt und sie absichtlich über seine Wurzel stolpern lassen.
Zurück im Dorf wird Nill von ihrer Pflegemutter (sie kennt ihre Eltern nicht) geschimpft, weil sie so lange im Wald getrödelt hat. Doch kurz darauf kommt die alte Seherin Celdwyn ins Dorf und macht Andeutungen, dass Nill mit dem Stein etwas Besonderes gefunden hat: das Steinmesser, mit dem der machtbesessene Menschenkönig, der die Elfenkrone geraubt hat, gestürzt werden könnte. Und so wird die junge Nill schließlich auf den Weg geschickt, um den König zu stürzen – eine gefährliche Reise, auf der sie schon bald von weiteren Gefährten (darunter auch Scapa) unterstützt wird…

Bewertung:

„Nijura. Das Erbe der Elfenkrone“ ist ein richtiger Fantasy-Schmöker in der Tradition von „Herr der Ringe“ oder „Eragon“. Das sieht man allein schon, wenn man am Anfang des Buches die Landkarte, in der die Geschichte spielt, aufschlägt und sich sofort in die Welt von Fantasy-Büchern versetzt fühlt. Natürlich hat „Nijura“ seine eigenen Schwerpunkte – so gibt es eigentlich keine Zauberer (nur die Seherin Celdwyn scheint zaubern zu können) und außer Menschen und Elfen treten keine weiteren Fabelwesen auf.
Manchmal, während ich „Nijura“ gelesen habe, beschlich mich ein wenig das Gefühl, dass einige Elemente in dem Buch (wie der Aufbau der Geschichte) schon sehr stark an andere Fantasy-Bücher angelehnt sind (so erinnerte mich z.B. der Elfenprinz Kaveh immer wieder an Legolas aus „Herr der Ringe“). Das ändert jedoch nichts daran, dass mich die Geschichte recht schnell in ihren Bann gezogen und gefesselt hat. Es ist dieses Fantasy-Gefühl, in eine andere Welt abzutauchen, das sich auch bei „Nijura“ schon nach einigen Seiten eingestellt hat und wegen dem man Fantasy-Bücher so verschlingt.
Alles in allem hat Jenny-Mai Nuyen das Fantasy-Genre nicht neu erfunden – doch wie sie ihre Figuren und die Geschichte aufbaut, ist gekonnt, ja beeindruckend. An der ein oder anderen Stelle schimmert doch noch ein bisschen die Unerfahrenheit eines Erstlingswerks durch – so verweilt die Geschichte immer wieder mal zu kurz an dem ein oder anderen Geschehen und geht zu flüchtig darüber hinweg (z.B. bei der Eroberung des Fuchsbaus durch Scapa und seine Freunde). Aber nichtsdestotrotz bereitet einem „Nijura“ beim Lesen viel Freude.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Jenny-Mai Nuyens Fantasy-Buch „Nijura“ kann man allen Fantasy-Fans ab 10/11 Jahren, die sich bereits an Büchern wie „Eragon“ oder der Erdsee-Trilogie erfreut haben, ans Herz legen. Die Geschichte um Nill ist spannend, durch die verschiedenen Erzählstränge, die später zusammengeführt werden, abwechslungsreich, und sie verspricht das, was man von einem guten Fantasy-Buch erwartet. Die in der Bewertung oben angeführten Kritikpunkte sollten einen nicht vom Lesen dieses Buches abhalten – letztendlich sind dies Kleinigkeiten, die vielleicht einem erwachsenen Leser auffallen…
Im Buchumschlag steht, dass Jenny-Mai Nuyen bereits an einem weiteren Roman schreibt… Was kann man letztendlich Positiveres schreiben, als dass man sich auf ein weiteres Buch einer neu entdeckten Autorin freut?

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(Ulf Cronenberg, 14.12.2006)


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