(rororo rotfuchs 2005, 312 Seiten)
„Das feuerrote Kleid“ ist das zweite von Buch der jungen australischen Jugendbuchautorin Martine Murray, das ins Deutsche übersetzt wurde. Schon vor eineinhalb Jahren erschien bei Ravensburger ihr Buch „Meine nicht ganz wahre Geschichte“ – doch wusste ich das bis eben, als ich im Internet nach der Autorin recherchiert habe, selbst nicht.
Über Martine Murray ist wenig bekannt – man erfährt im Internet und im Buchanhang nur, dass sie anscheinend aufgrund eines Unfalls nicht weiter tanzen konnte (sie hatte u.a. Tanz studiert) und deswegen mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern begonnen hat.
Inhalt:
Manon, die eigentlich von allen nur Mannie genannt wird, ist 17 Jahre alt und will von zu Hause abhauen. Für ihre Reise hat Manon ein etwas seltsames Kleid angezogen, das eigentlich ihrer Mutter gehört: ein langes feuerrotes Kleid, das eigentlich überhaupt nicht zu ihrem Vorhaben passt.
Mannie schleicht sich früh am Morgen, als alle noch schlafen, zum Bahnhof und setzt sich schließlich in einen Zug nach Melbourne. Auf dem Weg zum Bahnhof begegnet sie noch Harry, in den sie einmal verliebt war, doch die beiden haben sich nichts groß zu sagen – auch wenn Harry sich natürlich fragt, warum Manon um diese Uhrzeit unterwegs ist. Sie erzählt ihm, dass sie vorhat, das Städtchen, in dem sie wohnen, zu verlassen.
So nach und nach erfährt man, wo Manon eigentlich hin will: mit der Zwischenstation Melbourne, wo sie noch einiges zu erledigen hat, will sie weiter nach Paris, wo auch ihre Mutter, die Französin ist, herkommt. Doch warum will Manon eigentlich ihre Heimat verlassen. Ist es wegen ihrer Mutter, die depressiv ist. Oder hat es mit ihrem Bruder Eddie zu tun? Erst nach und nach lösen sich die Rätsel…
Bewertung:
Ist das schwer, eine ordentlich Inhaltszusammenfassung dieses Buches zu schreiben, ohne gleich alles zu verraten! Das Problem ist, dass man als Leser am Anfang völlig im Dunkeln tappt, nur erfährt, dass Mannie nach Melbourne abhauen will, aber nichts über die Hintergründe weiß. Und es dauert lange, bis man heraus bekommt, was hinter Mannies Flucht steht – eigentlich ist das Rätsel erst am Ende des Buches richtig gelöst.
Eine solche Buchkonstruktion kann zweierlei auslösen: entweder Spannung, weil man wissen will, was hinter allem steht, oder aber Langweile. Martine Murrays Buch kam mir leider eher wie eine leicht altersschwache Lokomotive vor, die sich einen große Steigung hinaufquält. Am liebsten würde man aussteigen, um ein bisschen mit anzuschieben.
Martine Murray ist eine gute Erzählerin und eine genaue Beobachterin, sie drückt sich auch sehr literarisch aus – aber was dem Buch fehlt, ist eine äußere Handlung, die die Geschichte interessant macht. Dieses zähe Aufdecken der Familiengeheimnisse um Manon ist einfach zu sehr ins Innere verlagert, als dass es wirklich Spaß machen würde, weiterzulesen.
Fazit:
3 von 5 Punkten. Letztendlich ist „Das feuerrote Kleid“ von Martine Murray – finde ich – eine vertane Chance. Das Buch wird immer da für einen Augenblick interessant, wo Manon etwas länger von der Vergangenheit erzählt. Doch leider wird der Erzählfluss immer wieder von der Handlung in der Gegenwart und von Manons Gedanken unterbrochen, so dass man nie richtig in die Geschichte eintauchen kann.
Jungen kann man dieses Buch wohl kaum empfehlen, Mädchen (ab 14 Jahren) schon eher. Doch man sollte darauf gefasst sein, dass in dem Buch wenig passiert und dass die Gedanken und Gefühle eines Mädchens im Zentrum stehen.
(Ulf Cronenberg, 04.01.2006)
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