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Buchbesprechung: Margaret Wild "Eine Nacht"

Cover WildLesealter 14+(Hanser-Verlag 2006, 237 Seiten)

„Eine Nacht ist das zweite Buch von Margaret Wild, das auf Deutsch erschienen ist. Mit „Jinx“, ihrem ersten Buch, hatte die australische Autorin viel Erfolg und fiel vor allem durch den ungewöhnlichen Schreibstil auf, der auch in dem neuem Buch verwendet wird. Margaret Wild schreibt in einer Mischung aus Lyrik und erzählerischem Text – das ganze Buch ist in Versen (die sich jedoch nicht reimen) geschrieben.

Inhalt:

Gabe ist ein richtiger Weiberheld – bei den Mädchen ist er wegen seines guten Aussehens sehr beliebt und so gelingt es ihm auf fast jeder Party, ein anderes Mädchen abzuschleppen. Doch so richtig glücklich ist Gabe mit seiner tollen Wirkung auf Mädchen nicht – im tiefsten Inneren merkt er, dass er sich gefühllos verhält und damit eine innere Leere zuzudecken versucht.
Mit seinen Freunden Al und Bram pflegt Gabe ein besonderes Hobby: Sie halten wilde Partys in Häusern und Wohnungen von Freunden ab, deren Eltern für ein paar Tage verreist sind. Dabei gehen die drei ganz planvoll vor: Die ganze Einrichtung wird abfotografiert, so dass nach der Party alles wieder so wie vor der Party hergerichtet werden kann (bis zum Inhalt des Kühlschranks).
Als eines Tages die Eltern eines Freundes wegfahren, wird eine weitere Party gefeiert. Auf dieser lernt Gabe ein Mädchen kennen, das ihn etwas verwundert: Helen. Sie ist nicht allzu hübsch, was Gabe an Helen dagegen fasziniert, ist, dass sie miteinander reden, als würden sie sich schon Jahre kennen. An dem Abend schlafen die beiden miteinander und einige Wochen später stellt Helen fest, dass sie schwanger ist. Sie versucht Gabe zu erreichen, um ihm das mitzuteilen, doch dieser lässt sich von seiner Stiefmutter am Telefon verleugnen, so dass Helen es nicht schafft, mit Gabe darüber zu sprechen. Und auch zu Hause bekommt Helen Ärger: Ihre Eltern halten ihre Tochter für verrückt, weil sie das Kind behalten will. Helen bleibt nichts anderes übrig, als ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und auszuziehen…

Bewertung:

Wie schon in „Jinx“ nimmt einen Margaret Wilds Schreibstil in „Eine Nacht“ von der ersten Seite an gefangen und man will mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören. Die verdichtete Sprache in Versen führt dazu, dass man das Geschriebene viel intensiver wahrnimmt als in einer Erzählung, jedoch ohne dass die Geschichte – was man eigentlich erwarten würde – dadurch anstrengend zu lesen ist. Da Margaret Wild ihre Geschichte immer wieder von verschiedenen Perspektiven aus erzählt, fühlt man sich schnell mit den Figuren (vor allem Helen) vertraut – die knappe und bildreiche Sprache unterstützt das.
„Eine Nacht“ durchweht eine sentimentale und traurige Stimmung, weil fast alle Personen sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden – manchen der Personen ist dies nicht einmal bewusst, was die Tragik nur noch verstärkt. Und dennoch ist „Eine Nacht“ ein hoffnungsvolles Buch, denn Helen begegnen in ihrer trostlosen Lebenslage andere Menschen, die ihr helfen, sich durchzuschlagen und zurecht zu kommen. Am Ende des Buches wird hier fast etwas dick aufgetragen – das ist aber auch die einzige winzige Kritik, die ich an Margaret Wilds Buch üben könnte.

Fazit:

5 von 5 Punkten. Fraglos verdient dieses Buch fünf Punkte, denn eindrücklicher kann man den schwierigen Lebensweg eines Mädchens, das ungeplant schwanger wird, kaum beschreiben. Der Kampf Helens, trotz (oder gerade wegen) der Schwangerschaft ihren Platz im Leben zu finden, hat mich als Leser nicht mehr losgelassen – die 237 Seiten waren nicht nur schnell gelesen, weil sie weniger Text als normale Buchseiten enthalten, sondern auch weil die Geschichte so einfühlsam, fast spannend erzählt wird. Ein Buch, eher für Mädchen (ab 14 Jahren), das jedoch eigentlich auch Jungen lesen sollten – denn wie es einem geht, wenn man ungewollt ein Kind bekommt, betrifft ja nicht nur Mädchen…

blau.giflila.gifrot.gifgelb.gifgruen.gif

(Ulf Cronenberg, 28.02.2006)

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