(cbj-Verlag 2006, 317 Seiten)
Die Kinder- und Jugendbuchabteilung des Bertelsmann-Verlages scheint im Fantasy-Fieber zu sein. Jedenfalls sind im aktuellen Verlagsprogramm dieses Halbjahres besonders viele Fantasy-Bücher enthalten – darunter auch Helen Dunmores „Indigo. Im Sog des Meeres“. Dass die Fantasy-Reise diesmal unters Wasser geht, kann man an den Meerlebewesen auf dem Buchumschlag mit dem schönen Blau erkennen.
Helen Dunmore ist übrigens Engländerin und hat schon einige Bücher, darunter auch Kinder- und Jugendbücher, geschrieben – jedoch ist „Indigo“ anscheinend das erste Jugendbuch, das ins Deutsch übersetzt wurde.
Inhalt:
Sapphy und Conor leben mit ihren Eltern direkt an einer schönen kleinen Bucht am Meer, die jedoch nicht ganz ungefährlich ist. Schon einige Seefahrer sind bei Sturm dort ertrunken. Niemand kennt die Gefahren so gut wie Mathew, der Vater der beiden Geschwister. Und bis auf die Mutter lieben alle Familienmitglieder das Meer über alles.
Doch eines Abends passiert etwas Unerklärliches. Sapphys Vater geht nachts noch einmal zur Bucht und kehrt bis zum Morgengrauen nicht zurück. Die Familie wird langsam unruhig und fragt sich, wo ihr Vater bleibt – doch er kommt auch im Laufe der nächsten Tage nicht zurück.
Im Dorf werden einige Gerüchte über das Verschwinden von Mathew verbreitet (darunter auch, dass er mit einer anderen Frau durchgebrannt sei), doch auch die nahe liegendste Erklärung, dass Mathew ertrunken ist, scheint unwahrscheinlich, weil das Meer in der betreffenden Nacht ruhig war. Gibt Sapphys und Conors Mutter ihren Mann nach einiger Zeit auf und glaubt sie nicht mehr, dass er noch lebt, so zweifeln die beiden Kinder daran. Sie glauben nach wie vor, dass ihr Vater am Leben ist und versprechen sich gegenseitig, dass sie ihren Vater suchen wollen.
Und dann geschieht etwas anderes Eigenartiges. Als Sapphy eines Tages in die Bucht geht, sieht sie, wie Conor auf einem Felsen im Meer sitzt und mit einem unbekannten seltsamen Mädchen spricht. Doch das Mädchen verschwindet kurz darauf und Conor will nicht sagen, wer das war. Kurz darauf verspürt Sapphy einen unwiderstehlichen Drang, ans Meer zu gehen – und dort passiert ihr etwas Ähnliches wie Conor: Sie wird von einem Meeresjungen mit Schwanzflosse angesprochen, der sie auf eine Reise in die Tiefe des Meeres nach Indigo (wie die Meereswelt genannt wird) mitnimmt…
Bewertung:
Die Idee von menschenähnlichen Meereslebewesen, die das Meer bevölkern, ist nun wirklich auch nicht neu – was aber noch lange nicht heißt, dass „Indigo“ nur ein Aufguss anderer Ideen ist. Doch um nicht groß drum herum zu reden: „Indigo. Im Sog des Meeres“ ist nicht ein wirklich großes Fantasy-Buch, sondern solide Unterhaltung für Kinder und Jugendliche. Die Anziehungskraft des Meeres auf die beiden Kinder Sapphy und Conor, aber auch das Verschwinden des Vaters zeigen, in welche Richtung das Buch geht: Die Geschehnisse sind geheimnisvoll, ja etwas mystisch – auch wenn manches am Ende des Buches zum Teil aufgeklärt wird.
Das Sympathischste an der Geschichte ist sicherlich die Person Sapphys. Das Mädchen schließt man beim Lesen in sein Herz – insbesondere weil Sapphy immer ein wenig rebellisch ist, sich ihre eigenen Gedanken macht und ihren eigenen Weg zu gehen versucht.
Um ein Fantasy-Höhepunkt zu sein, fehlt dem Buch dann aber doch einiges: Die Geschichte ist letztendlich nicht spannend genug (auch wenn das Buch hier am Ende etwas zulegt), auch mangelt es ihr ein wenig an erzählerischer Kraft – so wie Sapphy den Sog des Meeres verspürt, geht es dem Leser mit den Wörtern leider nicht…
Fazit:
3-einhalb von 5 Punkten. „Indigo. Im Sog des Meeres“ ist ein nettes Fantasy-Buch für 10-jährige Kinder, die viel lesen und ständig auf der Suche nach neuem Lesefutter sind – mehr aber auch nicht. Wer weniger liest und ein spannendes und besonderes Fantasy-Buch für Kinder und Jugendliche sucht, sollte sich lieber wo anders umschauen… Da gibt es einfach Besseres!
(Ulf Cronenberg, 21.04.2006)
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Ich finde das Buch super! Ich habe es gelesen und bin gerade beim zweiten Teil. Ich würde ihm 4 von 5 Punkten geben. 😉