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Buchbesprechung: Dennis Foon "Die Stunde des Sehers"

Cover FoonLesealter 10+Untertitel: „Das Vermächtnis von Longlight, Band I“ (Sauerländer-Verlag 2006, 285 Seiten)

Mit „Das Vermächtnis von Longlight“ schickt der Sauerländer-Verlag eine weitere Fantasy-Trilogie ins Rennen. Ich weiß auch nicht, warum so viele Fantasy-Geschichten immer in drei Bändern erscheinen. Ein bisschen ärgerlich finde ich dabei vor allem immer, dass man so lange auf den nächsten Band warten muss – das ist bei Dennis Foons Fantasy-Trilogie auch nicht anders: Band 2, der in Kanada bereits im September 2004 veröffentlicht wurde, soll erst im Frühjahr 2007 erscheinen…
Für Dennis Foon ist dies übrigens der erste Ausflug ins Fantasy-Genre – der kanadische Autor hat sich bisher einen Namen durch Drehbücher und Theaterstücke gemacht, die jedoch nicht ins Deutsche übersetzt wurden.

Inhalt:

Longlight ist ein kleines Dorf in einem abgeschieden liegenden Tal, in das sich vor einigen Generationen mehrere Menschen nach einer schlimmen Umweltkatastrophe in Folge eines Krieges zurückgezogen haben, um dort ein neues Leben abseits der verseuchten Welt zu führen. Auch Roan, seine Schwester Stowe und seine Eltern leben in Longlight – doch eines Tages ist das friedliche Leben in dem Dorf zu Ende. Soldaten fallen in das Dorf ein und machen es dem Erdboden gleich – Roan und Stowe können im letzten Moment fliehen, doch als beide sich verstecken wollen, wird Stowe von einem Reiter gefangen genommen, während Roan gerade noch davon kommt. Nach dem schrecklichen Gemetzel, dem außer dem Geschwisterpaar alle Dorfbewohner zu Opfer gefallen sind, gelingt es Roan, sich versteckt zu halten. Vorsichtig schleicht er sich nach einiger Zeit ins Dorf zurück, um nach weiteren Überlebenden zu suchen. Doch seine Hoffnungen sind vergebens. Als Roan sich schließlich aus dem Dorf zurückziehen will, entdeckt ihn ein fremder Mann, der ihm gegenüber jedoch freundlich gesinnt zu sein scheint und Roan anbietet, ihn mit sich zu nehmen und zu beschützen.
Für Roan beginnt ein neues Leben im Lager des Fremden, der sich Saint nennt und ein religiöser Führer für die ausschließlich männdlichen Gefährten im Lager ist. Roan, der bisher in Longlight vollkommen friedlich erzogen wurde, wird unter anderem in der Schwertkampfkunst ausgebildet – und Roan scheint ein großes Talent dafür zu haben.
Doch es gibt einiges, das Roan beunruhigt: Warum kümmert sich Saint so ungewöhnlich aufopfernd um ihn? Und warum verschwindet Saint mit einigen Gefährten immer wieder für einige Tage? Stimmt es, dass sie in die gefährliche Stadt reisen, um dort Handel zu treiben? Außerdem erscheinen Roan im Traum seltsame Wesen (unter anderem eine Ratte sowie eine Ziegenfrau), die ihm einflüstern, was er machen soll. Er ahnt, dass dies irgendetwas mit seinem Leben und seiner Zukunft zu tun hat – und dennoch bleibt ihm oft der Sinn dieser Träume verborgen…

Bewertung:

Die Fantasy-Welt, in der sich „Das Vermächtnis von Longlight“ zuträgt, ist etwas seltsam, denn in ihr gibt es einiges, was wir aus unserer Welt kennen: Solarzellen, Motorräder und andere technische Geräte. Roans Geschichte scheint also in der Zukunft zu spielen – zugleich gibt es jedoch typische Elemente anderer Fantasy-Welten: seltsame Wesen wie Staubesser und Bluttrinker oder bedeutungsvolle Träume und besondere Fähigkeiten von Menschen. Ein bisschen verwundert und zugleich staunend taucht man also in eine Mischung aus Fantasy und Science-Fiction ein…
Das leicht seltsame Gefühl beim Lesen des Buches wird jedoch auch durch etwas anderes provoziert: durch die Gegenwartsform, in der das Buch geschrieben ist. Gerade am Anfang bin ich über dieses Erzählweise im Präsens gestolpert, und im Laufe des Buches ist mir die Gegenwartsform immer dann aufgefallen, wenn die Geschichte nicht so richtig spannend war.
Trotz dieser kleineren Irritationen ist Dennis Foons erster Band der Fantasy-Trilogie ein gutes Buch. Die Geschichte beginnt mit einem Paukenschlag (dem Überfall auf das Dorf), ein wenig verliert sie dann jedoch an Fahrt, um im letzten Drittel des Buches jedoch wieder so richtig spannend zu werden. Dass das Buch am Ende deutlich besser wird, liegt vor allem an den Figuren, die hier auftauchen: Beule, Lelbit und die Heilerin Alandra sind neben Roan weitere interessante und sympathische Figuren. So, wie Roan im Buch Freunde findet, legt man am Ende ein Buch, dessen Figuren man lieb gewonnen hat, aus der Hand und bedauert, dass man nicht gleich zu Band 2 greifen kann.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. „Die Stunde des Sehers“ ist ein guter Einstieg in eine Fantasy-Trilogie – doch ein wenig Luft nach oben bleibt noch. Wenn Dennis Foon die Geschichte um Roan so fortsetzt, wie sie am Ende von Band 1 schließt, dann kann man sich auf viel versprechende weitere Bände freuen. Dass im Band 1 – gerade in der Mitte – die Spannung etwas abfällt, kann man bei einer Fantasy-Trilogie, die langsam aufgebaut werden muss, verzeihen.
Über das Präsens als Erzählzeit kann man sich sicherlich streiten – mich persönlich hat es doch ein wenig gestört. Ansonsten ist Dennis Foons Buch ein Muss für Fantasy-Fans ab 10 bis 11 Jahren. Schade nur, dass man erst einmal ein Jahr warten muss, bis man in Band 2 eintauchen kann.

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(Ulf Cronenberg, 20.02.2006)


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