(cbj-Verlag 2005, 783 Seiten)
Zwei große Fantasy-Überraschungen gabe es im Jahr 2004: das erste Buch der Bartimäus-Trilogie von Jonathan Stroud und den ersten Band von Christopher Paolinis „Eragon“. Nachdem Jonathan Stroud mit dem zweiten Band im Sommer bereits die hohen Erwartungen erfüllen konnte, liegt jetzt – lange von mir erwartet – endlich auch Band 2 von „Eragon“ vor.
Ich weiß noch, dass ich Eragon 1 im Urlaub in Italien innerhalb von drei Tagen ausgelesen hatte – eigentlich war ich eher skeptisch an das Buch herangegangen, weil es ja das Erstlingswerk eines 19-Jährigen war. Doch dann konnte ich mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören und legte das Buch schließlich nach 600 Seiten begeistert aus der Hand… Eine große Hypothek für Band 2.
Inhalt:
Nach dem gewonnenen Kampf gegen den mächtigen Schatten Durza erholt sich Eragon in der Festung der Varden, Farthen Dûr. Doch der Kampf mit Durza hat schlimme Spuren hinterlassen – Eragon kommt sich wie ein Krüppel vor, denn immer wieder zwingen ihn plötzlich auftretenden Rückenschmerzen in die Bewusstlosigkeit. Und er ist machtlos gegen diese Anfälle.
Der Kampf gegen Durza und die Urgals, den Eragon und seine Verbündeten, die Varden und die Zwerge, gewonnen haben, gibt allen Gefährten neuen Mut – doch wissen sie, dass Galbatorix, der abtrünige Drachenreiter und Herrscher über Alagaësia, bald mit größerer Wucht zurückschlagen wird. Ganzlich unerwartet kommen aus einem Zwergentunnel jedoch noch einmal Urgals in die Festung und es gelingt ihnen, die Varden, die dabei einen schlimmen Verlust erleiden, anzugreifen: Ihr Anführer Ajihad wird getötet. Gerade in dieser schwierigen Zeit ist der Tod Ajihads ein herber Rückschlag, denn er hat die Varden zusammengehalten und war allseits anerkannt.
Die Suche nach einem Nachfolger ist nicht einfach – doch schießlich wird Ajihads Tochter Nasuada ausgewählt. Nachdem zunächst vermutet wird, dass Nasuada nur eine Notlösung ist, entpuppt Ajihads Tochter sich schon nach kurzer Zeit als sehr geschickt in der Führung der Varden. Es gelingt ihr u.a., dass Eragon, als Drachenreiter der wichtigste Trumpf im Kampf gegen Galbatorix, ihr seine Treue schwört.
Zur gleichen Zeit wird Carvahall, Eragons frühere Heimatstadt, in der sein Stiefbruder Roran lebt, von Soldaten Galbatorix‘ und zwei gefährlichen Ra’zacs angegriffen. Den Dorfbewohnern ist schon bald klar, dass Galbatorix Roran gefangen nehmen will, und es kommt zu einem großen Streit, ob man Eragons Stiefbruder aushändigen oder sich zur Wehr setzen soll. Roran, der nicht aufgeben will, setzt sich schließlich durch – doch die Soldaten und die Ra’zacs sind zu mächtige Gegner, so dass die Einwohner Carvahalls schon bald nicht mehr weiter wissen. Roran sieht nur eine Möglichkeit: dass das ganze Dorf flieht und Schutz bei den Varden sucht. Doch der Weg dorthin ist eine lange und gefährliche Reise… Alles spitzt sich zu, als es den Ra’zacs gelingt, Katrina, Rorans Verlobte, gefangen zu nehmen.
Eragon unterdes verlässt mit Saphira, seinem Drachen, Farthen Dûr, um sich ins Reich der Elfen zu begeben – dort soll seine Drachenreiter-Ausbildung fortgeführt und vollendet werden.
Bewertung:
Die Erwartungen an Band 2 von Eragon waren hoch – und schon mancher Autor ist mit seinem zweiten Buch an diesen Erwartungen gescheitert. Doch „Eragon – Der Auftrag des Ältesten“ ist ein würdiger Nachfolger von Band 1 – damit sei nicht lange hinter dem Berg gehalten.
Das Buch beginnt gleich mit einem Paukenschlag, wenn Ajihad, der Anführer der Varden, von den Urgals getötet wird. Doch täuscht es, wenn man meint, dass das Buch im gleichen rasanten Tempo so weitergeht. Eher im Gegenteil: Dem zweiten Band von „Eragon“ gelingt eine schwierige Gratwanderung, wenn Christopher Paolini gekonnt die Balance hält zwischen äußerst spannenden Passagen und Stellen, in denen durchaus episch das Leben der Menschen, Zwerge und Elfen in Alagaësia beschrieben wird. Eragons Ausbildung bei den Elfen ist sicher nicht der Höhepunkt des Buches, jedoch trotzdem interessant zu lesen, weil darin die Entwicklung der Hauptfigur vorangetrieben wird.
Band 2 unterscheidet sich von Eragon 1 vor allem dadurch, dass mit Roran eine zweite Hauptfigur ins Spiel kommt und sich die Handlung aufsplittet. Wie Roran sich gegen die Gefangennahme durch die Ra’zacs zu widersetzen versucht, wie die Dorfbewohner Carvahalls sich wehren und schließlich fliehen, ist beim Lesen eine willkommene Abwechslung in der Handlung, die das Buch bereichert – nicht zuletzt, weil Roran mit seinen widersprüchlichen Empfindungen als menschliche Figur geschickt angelegt ist.
Fazit:
5 von 5 Punkten. Christopher Paolini hat es mit „Eragon – Der Auftrag des Ältesten“ geschafft, an den Erfolg des ersten Bandes anzuknüpfen und einen ebenso spannenden wie abwechslungsreichen Fantasy-Roman zu schreiben. Die Eragon-Bücher bieten keine bahnbrechenden Neuerungen im Fantasy-Bereich, sondern können als gelungene Vereinigung der besten und wichtigsten Fantasy-Elemente angesehen werden. Nur selten findet man eine Melange (also eine Mischung) aus Spannung, Fantastischem, Intrigen und Zauberhaftem, die so gelungen ist wie in Christopher Paolinis Eragon-Romanen.
Deswegen: Wer gerade im Schnee versinkt (wie ich hier in Bayern), ein trübes Wochenende vor sich hat, die Weihnachtsferien noch nicht verplant hat, Eragon noch nicht kennt und Fantasy-Büchern gegenüber aufgeschlossen ist, der sollte schleunigst im Buchladen nach Christopher Paolinis beiden Eragon-Büchern Ausschau halten und sie kaufen (Band 1 gibt es übrigens inzwischen als Taschenbuch). Fantasy war seit dem „Herr der Ringe“ selten besser! (ab 14 Jahre, Vielleser auch schon davor)
(Ulf Cronenberg, 28.11.2005)
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Die Bücher von Eragon sind alle toll, aber Band 2 ist ein bisschen langweilig – das Ende von Band zwei verspricht aber viel Spannung und Antworten … und ein offenes Ende, das man schon aus dem ersten Teil kennt.
Hallo liebe Kritikfreunde,
ich finde „Eragon – Der Auftrag des Ältesten“ sehr gelungen, da es eher als Übergangsbuch dient. Außerdem werden einige Sachen klarer, z. B. die unglückliche Liebe Eragons, Saphiras Überlebenstrieb und die familiären Umstände Eragons – und dass einige Streitereien niedergelegt werden.
Ich empfehle mich …
(Anonym)
Tolle Bücher …
Ich habe alle gelesen und war von allen begeistert. Gerade die Stelle mit der Ausbildung von Eragon und Saphira fand ich beeindruckend!
Weiter so!
Christopher Paolini hat geschafft, was nicht jeder Schriftsteller schafft; ihm ist es gelungen, dass man mit dem Lesen seiner zwei Bücher nicht mehr aufhören will. Es verwundert mich, dass man so einen großartigen Erfolg schon in diesem jungen Alter erreichen kann.
P. S.: „Aber Band 2 ist ein bisschen langweilig“ – das kann ich zwar nicht nachvollziehen, aber jeder, wie er meint.
Meiner Meinung ist es ein sehr gelungenes Buch, und der Kauf lohnt sich.