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Buchbesprechung: Sherryl Jordan "Jing-Wei und der letzte Drache"

Cover JordanLesealter 10+(Sauerländer-Verlag 2005, 220 Seiten)

Der Sauerländer-Verlag hat ein neues Buch der neuseeländischen Jugendbuchautorin Sherryl Jordan herausgebracht – und der Titel lässt schon ahnen, dass der Leser auch in diesem Buch in eine Fantasy-Welt entführt wird.
Im Gegensatz zu den beiden letzten Büchern von Jordan („Elsha“ und „Die Meister der Zitadelle„) ist das neue Buch vergleichsweise schmal mit seinen 220 Seiten. Kein ganz so großes Epos also diesmal… Aber das heißt ja noch nicht, dass das Buch schlechter als die von mir gelobten Vorgänger sein muss…

Inhalt:

Justin lebt mit Eltern und Geschwistern in dem kleinen Dorf Doran. Als er eines Tages in die nächstgelegene Stadt reist, um sich dort einen neuen Bogen zu kaufen, findet er bei seiner Rückkehr das gesamte Dorf in Schutt und Asche vor. Niemand im Dorf hat die Verwüstungen überlebt, seine gesamte Familie ist tot. Es ist ihm ein Rätsel, wer das ganze Dorf so bis auf die Grundmauern niedergebrannt und alle Einwohner umgebracht hat.
In seiner tiefen Verzweiflung irrt Justin umher und wird schließlich von einer Gruppe herumreisender Trödler, deren Jahrmarkt er in der Stadt gesehen hatte, mitgenommen. Lange Zeit lässt Justin sich in seiner Verzweiflung hängen, trinkt viel und ist trübsinnig. Als er nach längerer Zeit schließlich von dem Anführer der Trödler ermahnt wird, endlich Aufgaben für sie zu übernehmen und sich nicht so gehen zu lassen, scheint ihm das unmöglich. Wider Willen übernimmt er die Versorgung der Hauptattraktion der Trödler: eines chinesischen Mädchens, das den Leuten als Missgeburt vorgeführt wird. Das Mädchen, Lizzie genannt, lebt wie ein Tier in einem Käfig und hat verschrumpelte Füße, mit denen sie kaum laufen kann.
Justin ist von Lizzie zunächst angewidert, denn sie hat sich seit Wochen nicht gewaschen und macht einen verwahrlosten Eindruck. Doch das Mädchen scheint ihm zu vertrauen und gibt ihn letztendlich in seiner Hoffnungslosigkeit wieder eine Aufgabe. Nach und nach freunden sich die beiden an.
Doch dann kommt es zu einem Ereignis (es sei hier nicht alles verraten!), das Lizzie und Justin zwingt, gemeinsam auf der Stelle zu fliehen. Tagelang trägt Justin das Mädchen auf seinem Rücken – die Angst vor den Verfolgern treibt sie an. Ihr Leben bekommt schließlich eine ganz andere Wendung, als sie bei einer geheimnisvollen alten Frau unterkommen und dort mitbekommen, dass ein Drache für die Verwüstung vieler Dörfer (auch dem von Justins Familie) verantwortlich ist. Denn die alte Frau möchte, dass Justin und Lizzie mit ihrer Hilfe den Drachen töten – eine Aufgabe, der sich Justin gar nicht gewachsen fühlt…

Bewertung:

„Jing-Wei und der letzte Drache“ ist ein Buch, das man fast in einem durchlesen kann. Die Geschichte ist – das ist man von Sherryl Jordan ja gewohnt – gut erzählt und entfaltet nach und nach ihre Spannung. Jordans Buch ist eine Mischung aus Fantasy-Erzählung und Mittelalter-Geschichte, denn einerseits gibt es in dem Roman Drachen, andererseits beruhen einige Geschehnisse auf einem wirklichen geschichtlichen Hintergrund: z.B. dass die Chinesen schon vor den Europäern das Schießpulver erfunden haben und dass in China die Füße edler Frauen gebrochen und verstümmelt wurden.
Wie immer bei Sherryl Jordan hat auch „Jing-Wei und der letzte Drache“ viele tragische und traurige Augenblicke (z.B. den Tod von Justins Familie) – die Hauptpersonen machen leidvolle Erfahrungen und müssen diese überwinden. Diese Traurigkeit macht den einen Teil des Buches aus – zugleich sorgt Lizzies (man ahnt ja schon, dass Lizzie eigentich Jing-Wei heißt) frohes Gemüt auch für Aufmunterung…

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Mit „Jing-Wei und der letzte Drache“ ist Sherryl Jordan wieder ein tolles Buch gelungen, das meiner Meinung nach jedoch nicht ganz mit den oben genannten Vorgängern mithalten kann. Man sollte jedoch berücksichtigen, dass Jordans neues Buch sich eben im Vergleich zu „Elsha“ und „Der Meister der Zitadelle“ an etwas jüngere Leser wendet – nämlich an Leseratten ab 10/11 Jahren. Von daher ist es verständlich, wenn das neue Buch etwas weniger Tiefe besitzt und kürzer gehalten ist. Ich bin mir nichtsdestotrotz sicher, dass dieses Buch viele begeisterte Leser finden wird.

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(Ulf Cronenberg, 08.03.2005)


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