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Buchbesprechung: Jonathan Stroud "Bartimäus – Das Auge des Golem"

Cover StroudLesealter 12+(Bertelsmann-Verlag 2005, 670 Seiten)

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass ich Band 1 von Bartimäus gelesen habe. Nun endlich liegt auch Band 2 in den Regalen aus – der freche Dämon Bartimäus und sein jugendlich-übermütiger Herr Nathanael treiben wieder ihr Unwesen.
Meine Erwartungen an das Buch waren natürlich alles andere als gering – aber immerhin hatte ich einige Hinweise von Lesern der früher erschienenen englischen Originalausgabe, dass Band 2 diese durchaus erfüllen kann… Aber letztendlich traue ich natürlich immer nur meinem eigenen Urteil… 🙂
(„und das solltet ihr auch tun“, würde Bartimäus sicherlich anfügen)

Inhalt:

Eigentlich wollte Nathanael den mehrere tausend Jahre alten Dämon Bartimäus ja nicht mehr beschwören und zurückholen – so waren die beiden jedenfalls am Ende von Band 1 miteinander verblieben. Doch da mehrere Dinge passieren, die London und seine Zauberer in Angst und Schrecken versetzen, und da Nathanael darin verwickelt ist, kann der junge Zauberer an seinem Vorsatz nicht festhalten.
Nathanael, der inzwischen dank seiner bedeutenden Rolle bei der Lovelace-Affäre (Band 1), im Ministerium für Sicherheit arbeitet (und das als 14-Jähriger!), ist damit betraut, der so genannten Widerstandsbewegung ein Ende zu bereiten. Die Widerstandsbewegung, eine Ansammlung von mehreren gewöhnlichen Menschen, ist für die Zauberer der Hauptfeind Nummer 1 im eigenen Land, da sie immer wieder Raubzüge unternimmt und Anschläge verübt. Doch so richtig wird Nathanael der Sache nicht Herr – und es gibt nicht wenige Mitglieder in der Regierung, die dem jungen Emporkömmling solche Misserfolge gönnen, um ihn wieder loszuwerden…
Damit nicht genug des Ärgers für Nathanael. Auf den berühmten Waffen- und Zauberladen von Sholto Pinn wird ein großer Anschlag verübt, bei dem fast das ganze Gebäude zerstört wird – und das trotz vielfältiger Sicherheitsmaßnahmen. Viele Regierungsmitglieder glauben, dass die Widerstandsbewegung dahinter steckt, doch spätestens nach einem weiteren verheerenden Anschlag auf das Britische Museum, ist Nathanael davon überzeugt, dass nicht die Widerstandsbewegung, sondern ein mächtigerer Feind hinter den Anschlägen steckt. Seiner Meinung nach können diese rätselhaften Angriffe aufgrund ihrer Dimension nur von einem Golem unternommen worden sein. Doch niemand glaubt Nathanael, denn die letzten Golems wurden vor langer Zeit besiegt und vernichtet.
Nathanael, von Bartimäus unterstützt, muss schnell handeln, um nicht seinen Job in der Regierung und die Gunst des Ministerpräsidenten zu verlieren. Doch seine Untersuchungen – u.a. in Prag, der Stadt der letzten Golems – sind alles andere als ungefährlich… Und schließlich kommt es zu einer noch größeren Katastrophe: Jemand stiehlt aus dem Grab des berühmtesten aller Zauberer und ehemaligen Ministerpräsidenten Gladstone dessen mächtigen Zauberstab.

Bewertung:

Es gibt Bücher, da liest man am Ende immer langsamer, obwohl sie dort am spannendsten sind. Warum? Weil man nicht will, dass man mit dem Buch fertig wird. „Bartimäus – Das Auge des Golem“ war so ein Buch und es ist – das sei gleich zu Beginn gesagt – ein würdiger Nachfolger des ersten Bandes. Wie Jonathan Stround seine Geschichte konzipiert hat, ist einfach große Klasse und lässt nie auch nur ein Fünkchen Langeweile aufkommen. Band 2 gefällt mir persönlich sogar noch besser als das Erstlingswerk – und das liegt vor allem an Kitty, der neu hinzugekommenen Hauptperson. Kitty als Mitglied der Widerstandsbewegung bringt eine neue Sichtweise in das Buch hinein, die erfrischend wirkt, weil durch sie die angeblich so tollen Zauberer als eitle und machtgierige Wesen enttarnt werden. Selbst Nathanael bekommt da einige Sympathie-Kratzer ab…
Ansonsten hat Bartimäus 2 die gleichen Stärken wie schon Band 1: Jonathan Stroud ist ein begnadeter Erzähler, der genau die richtige Mischung aus literarisch anspruchsvollen Beschreibungen und vorwärts treibender Spannung beherrscht. Gelungen ist auch wieder der häufige Perspektivenwechsel: Dass die Geschichte immer wieder aus wechselnder Sicht (Nathanael, Bartimäus und Kitty) erzählt wird, tut der Geschichte gut – trotz der Dicke des Buches ist so für Abwechslung gesorgt. Und natürlich fasziniert auch der witzig-eingebildete Bartimäus mit seinen Seitenhieben auf die Zauberer wieder den Leser – wenn auch etwas weniger oft als im ersten Buch.

Fazit:

5 von 5 Punkten. Wer Harry Potter liebt und noch keine Bekanntschaft mit Bartimäus gemacht hat, sollte das dringend nachholen (aber zunächst mit Band 1)… Die beiden Fantasy-Reihen lassen sich nicht direkt vergleichen, aber wenn es derzeit ein Buch mit Zauberern und Zauberlehrlingen gibt, das es mit Harry Potter aufnehmen kann, dann sind das Jonathan Strouds Bartimäus-Bücher. Und die Bartimäus-Bücher sind witziger…
Was soll ich ansonsten sagen: Ich warte auf Band 3. Und hoffe, dass er nicht zu lange auf sich warten lassen wird… – auf Englisch ist das Buch für Anfang Oktober mit dem Titel „Ptolemy’s Gate“ bereits angekündigt. (ab 11/12 Jahren, zum Vorlesen schon etwas früher)

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(Ulf Cronenberg, 12.06.2005)

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