(Sauerländer Verlag 2003, 311 Seiten)
Vor gut zwei Monaten habe ich „Der Meister der Zitadelle“ gelesen und war davon so begeistert, dass ich gleich noch ein zweites Buch von Sherryl Jordan kennen lernen wollte – so kommt es, dass ich ein nicht mehr ganz aktuelles Buch hier vorstelle.
Auch „Elsha“ ist wieder ein fantastischer Roman, in dem Dinge möglich sind, die es in der Wirklichkeit nicht gibt. Und er spielt in einem unbekannten Land…
Inhalt:
Elsha ist eine 16-jährige Queltin. Ihr Volk, die Quelten, werden von den so genannten Auserwählten unterdrückt und ausgenützt – die Quelten leben unter ganz einfachen Verhältnissen in Zelten und müssen schon vom Jugendalter ab in den Feuerit-Minen für die Auserwählten schuften. Das Feuerit ist für die Auserwählten so wichtig, da zum Leben in ihrer kalten Welt Brenn- und Heizstoff in großen Mengen gebraucht wird.
Elsha jedoch, die für ihr Alter ein ausgesprochen großes Selbstbewusstsein hat, will sich mit der Unterdrückung durch die Auserwählten nicht abfinden – am liebsten würde sie eine Revolution anzetteln. Als kleines Zeichen des Widerstands beschließt sie, wenigstens am Tag ihres 16. Geburtstags in den Minen einen ruhigeren Arbeitstag als sonst zu verbringen. Doch als die Aufseher ihre relativ leeren Förderkörbe wiegen, bekommt Elsha großen Ärger. Für die nächsten Tage wird ihr eine so große Fördermenge zur Auflage gemacht, dass sie das eigentlich nicht schaffen kann – letztendlich kommt das einem indirekten Todesurteil gleich.
Als Elsha ganz früh am nächsten Morgen vor ihrem ersten schweren Arbeitstag zu den Gemüsefeldern der Quelten geht, um sich noch etwas auszuruhen, begegnet sie jedoch einem seltsamen Mann, den sie zunächst für einen Todesboten hält. Auch der Mann, der den Namen Amasai trägt, ist erstaunt, bei den Kohlebeeten auf eine Queltin zu treffen – eigentlich hatte er eine Frau der Auserwählten erwartet. Vom Feuermeister, dem höchsten Priester der Auserwählten, hatte Amasai nämlich den Auftrag erhalten, die Frau, der er an diesem Morgen bei den Feldern begegnet, zum Feuermeister zu bringen. Diese Frau soll – so die Prophezeiung des Feuermeisters – die neue Leibdienerin des Feuermeisters werden. Dass eine Queltin zur Leibdienerin ernannt wird, ist eigentlich unvorstellbar – doch Elsha ist die einzige Frau, auf die Amasai trifft und so nimmt er sie mit sich.
Elsha ist einerseits froh, dass sie auf diese Weise der Strafe der Minenaufseher entkommen kann, andererseits fällt es ihr äußerst schwer, ohne Abschied ihre Familie und Freunde hinter sich zu lassen. Doch schließlich folgt sie Amasai – ein neues, nicht minder einfaches Leben beginnt damit für die junge Queltin, in dem sie die Chance sieht, die Lebensumstände ihres Volkes zu verbessern.
Bewertung:
Sherryl Jordan ist – das beweist die Autorin mit „Elsha“ genauso wie schon mit „Die Meister der Zitadelle“ – eine herausragende Erzählerin, die packende Geschichten erfindet. Wie Sherryl Jordan die Gefühle ihrer Figuren schildert, ohne in den Kitsch abzugleiten, ist große Kunst. Dabei geht sie auf Höhen und Tiefen ihrer Figuren ein – Jordans Geschichten umweht immer eine große Tragik, nie läuft alles wie am Schnürrchen für die Hauptfiguren.
Man kann „Elsha“ einfach als spannende fantastische Geschichte lesen – letztendlich ist „Elsha“ jedoch gleichzeitig ein politisches Buch, in dem ein junges, eigentlich machtloses Mädchen gegen die Unterdrückung ihres Volkes kämpft und sich nicht unterkriegen lässt – trotz zahlreicher Rückschläge und Erniedrigungen. So legt man „Elsha“ am Ende aus der Hand und wird einmal mehr daran erinnert, wie ungerecht auch unsere Welt oft ist – denn dass es in Jordans Buch nicht nur um die Quelten, sondern eigentlich um alle unterdrückten Völker in unserer Welt geht, ist offensichtlich.
Fazit:
5 von 5 Punkten. „Elsha“ ist ein Buch, für das man trotz der 311 Seiten nur kurz braucht (sofern man die Zeit zum Lesen hat!), denn man kann darin so richtig abtauchen. „Der Meister der Zitadelle“, Sherryl Jordans neuestes Buch auf Deutsch (vgl. die Besprechung hier) hat mir noch einen Tick besser gefallen als Elsha – nichtsdestotrotz: Auch „Elsha“ ist ein hervorragendes Jugendbuch, das insbesondere Mädchen ab 12 Jahren gefallen dürfte. Für die bevorstehenden Sommerferien kann ich das Buch als Strandlektüre nur empfehlen – noch etwas besser würde es jedoch zu einem kalten, verregneten Winterwochenende passen, an dem es genauso unwirtlich ist wie in Elshas Welt und wo man am liebsten in eine Decke eingemummelt den ganzen Tag auf dem Sofa liegt. Aber bis das Wetter wieder so schlecht wird, wird es hoffentlich noch etwas dauern…
(Ulf Cronenberg, 31.07.2004)
Entdecke mehr von Jugendbuchtipps.de
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Pingback: Jugendbuchtipps.de» Blogarchiv » Buchbesprechung: Sherryl Jordan “Jing-Wei und der letzte Drache”
Pingback: Jugendbuchtipps.de» Blogarchiv » Buchbesprechung: Sherryl Jordan “Avala. Die Zeit des Adlers”