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Buchbesprechung: Mats Wahl "Soap oder Leben"

Cover WahlLesealter 14+(Nagel & Kimche Verlag 2004, 389 Seiten)

O la la – was für ein Buchcover… Nun, es passt zum Titel – das muss man sagen. Aber ob es mir deswegen auch gefällt? Eigentlich nicht…
Aber gut, es geht hier ja um den Inhalt von Büchern und da hat uns der schwedische Jugendbuchautor Mats Wahl die letzten Jahre immer wieder verwöhnt – in letzter Zeit sogar mit einem gelungenen Krimi (s. „Kaltes Schweigen„). Er wird uns doch diesmal keine oberflächliche Seifenoper präsentieren wollen…

Inhalt:

Jalle (eigentlich Hjalmar) lebt in einer kleinen schwedischen Stadt – sein Vater ist überzeugter Sozialdemokrat, arbeitet seit vielen Jahren im Rathaus der Stadt und versteht sich als Kämpfer für die Rechte der Armen und Benachteiligten. Jalles Schwester Lus (eigentlich Lucille) steht gerade vor dem Abitur, hat aber vor kurzem erst eine Rolle in einer Soap bekommen und ist dadurch in dem Städtchen bekannt und berühmt.

Jalles bester Freund ist Kino – und sein Name ist auch Programm. Kino liebt Filme über alles, er kann zu fast allen Streifen Regisseure, Schauspieler, Produzenten und Weiteres aufzählen. Jalle ist vielleicht nicht ganz so fanatisch wie Kino, was Filme angeht – aber wenn beide miteinander sprechen, kommt man sich wie in einem amerikanischen Film vor, denn ihre Gespräche sind gespickt mit Filmzitaten („The times they are a-changing“ etc.).

In ihrer Freizeit drehen die beiden mit Kinos Videokamera immer wieder Kurzfilme. Doch eines Tages geht dabei etwas schief, als sie sich für einen Film den Hund der alten Frau Lundin ausleihen. Denn Burre, der Hund, wird bei den Dreharbeiten von einem Lastwagen überfahren – Kino und Jalle sind nicht ganz unschuldig. Sie versuchen zwar ihre Schuld von sich zu weisen, doch schließlich kommt ihnen jemand auf die Spur.

Zur gleichen Zeit kommt Jytte, ein dänisches Mädchen, neu in Jalles Klasse. Auch wenn Jalle es am Anfang noch nicht gleich wahrhaben will, doch schon nach kurzem ist er Hals über Kopf in Jytte verliebt. Doch steht schon bald etwas zwischen Jytte und Jalle: Jyttes Mutter schreibt für die Tageszeitung des Ortes und deckt schon kurz nach ihrem Arbeitsbeginn einen Skandal auf, in den Jalles Vater verwickelt ist. Dieser habe angeblich auf Kosten der Gemeinde private Rechnungen beglichen. Jalles Eltern bestreiten die Vorwürfe, doch der Skandal weitet sich aus und immer neue Anschuldigungen tauchen in der Presse auf… Für Jalle wird es immer schwieriger, mit Jytte befreundet zu sein, da ja Jyttes Mutter hinter den Angriffen auf seinen Vater steht…

Bewertung:

„Soap oder Leben“ ist eines dieser typischen Jugendbücher, wie sie fast nur aus Schweden kommen. Die Hauptpersonen sind schon richtige Persönlichkeiten mit intensiven Gefühlen, verzweifeln an der Welt und versuchen trotz der Probleme, die sie haben (weil das Leben eben immer anders läuft, als man es gerne hätte), den Kopf über Wasser zu halten.

Das trifft alles auch auf Mats Wahl neuestes Buch zu. Mit Jalle, Kino und Jytte hat der schwedische Autor drei Figuren geschaffen, die trotz ihrer Schwächen sympathisch sind, weil sie so verletzlich sind. Wie Mats Wahl sich in seine Figuren einfühlt, wie er sie schildert, das ist schon große Klasse. Das alles ist eingebettet in eine Geschichte, die u.a. von Politikern und ihrer Ehrlichkeit handelt, in der es außerdem eine Liebesgeschichte gibt, die sich nicht einfach gestaltet.

Ein kleiner Minuspunkt sei noch erwähnt: Auch wenn das Buch insgesamt spannend und rasant erzählt ist (es gibt so einige Höhepunkte), so ging es mir so, dass es sich am Ende doch etwas lange hinzog, der Schluss dann aber recht kurz gehalten war. Aber das stört vielleicht nur mich…

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Mats Wahl hat mal wieder bewiesen, dass er es kann. „Soap oder Leben“ ist es ein empfehlenswertes Buch – auch wenn Mats Wahl noch bessere Bücher geschrieben hat und der Buchtitel etwas aufgesetzt wirkt. Um Soaps geht es nämlich nur am Rande – „Kino oder Leben“ wäre wohl treffender gewesen…

Dennoch: Wie Kino und Jalle sich durchs Leben schlagen mit ihrem jugendlichen Leichtsinn einerseits, mit dem Packen Problemen, der auf sie wartet, andererseits, ist kurzweilig und spannend zu lesen. Ein Buch, ganz besonders für jugendliche Kinofans ab 14 Jahren…

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(Ulf Cronenberg, 02.11.2004)

Kommentare (0)

  1. Laura

    Er heißt nicht Hall – das ist sein Nachname –, er nennt sich Jalle!

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    1. Ulf Cronenberg

      Laura, du hast recht – ich habe gerade noch einmal ins Buch geschaut und es nun auch in der Buchbesprechung ausgebessert. Danke!

      Antworten

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