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Buchbesprechung: Anne C. Voorhoeve "Lilly unter den Linden"

Cover VoorhoeveLesealter 12+(Ravensburger Verlag 2004, 255 Seiten)

Eine neue Jugendbuchautorin, über die man nicht mal im Internet allzu viel findet – „Lilly unter den Linden“ scheint jedenfalls Anne Voorhoeves erstes Buch zu sein. Schon am Buchcover mit dem Trabi drauf und am Titel kann man erkennen, worum es in dem Buch geht: die DDR (inzwischen ja seit 15 Jahren „Geschichte“).
Laut einer Internetseite schrieb Anne C. Voorhoeve zunächst ein Drehbuch, das auch verfilmt wurde, bevor aus der Geschichte um Lilly ein Jugendbuch wurde.

Inhalt:

Die 13-jährige Lilly lebt mit ihrer Mutter und deren Freund Pascal in Hamburg. Doch als Lillys Mutter schwer an Krebs erkrankt, kommt Lilly in ein Internat, denn Pascal ist beruflich viel unterwegs und kann sich nicht um Lilly kümmern.
Lillys Mutter hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Eigentlich in Jena in der DDR aufgewachsen, lernte sie auf einer Urlaubsreise ihren zukünftigen Mann kennen, der jedoch aus der Bundesrepublik Deutschland stammte. Mit Hilfe einer Freundin gelang ihr die Flucht über die Grenze der DDR. Zurück ließ Lillys Mutter jedoch ihre große Schwester Lena, die sich nach dem Unfalltod ihrer gemeinsamen Eltern um sie gekümmert hatte.
Doch auch in Lillys Familie passiert Tragisches: Schon kurz nach Lillys Geburt ist ihr Vater bei einem Unfall in den Bergen ums Leben gekommen – und jetzt liegt auch noch Lillys Mutter im Sterben. Wie es für Lilly weitergehen soll, ist überhaupt nicht klar, als ihre Mutter schließlich stirbt.
Auf der Beerdigung von Lillys Mutter taucht gänzlich unerwartet Lena, die große Schwester ihrer Mutter, auf, die wegen des Todesfalls für ein paar Tage die DDR verlassen durfte. Lilly ist verwirrt, denn sie fühlt sich zu Lena hingezogen und würde ihr am liebsten in die DDR folgen, um wieder eine Familie zu haben. Doch Pascal und Lena lassen das nicht zu – so dass Lilly schließlich eigene Pläne schmiedet, um Lena zu folgen… Eine nicht gerade einfache Sache, denn so schwer man aus der DDR heraus kommt, so schwer scheint man auch hinein zu kommen. Außerdem geht man nicht freiwillig in die DDR…

Bewertung:

Anne C. Voorhoeves Roman ist eines der wenigen Jugendbücher, die sich mit der deutschen Einheit beschäftigen und dem Leser anschaulich machen, wie unterschiedlich das Leben in der DDR von dem in der Bundesrepublik Deutschland war. Mit Lilly ist der Autorin eine sympathische Hauptfigur gelungen, die mit all dem tragischen Leid um sie herum fertig zu werden versucht – und das ist nicht einfach, wenn die Mutter stirbt und man auf einmal alleine dasteht.
Die Geschichte selbst wird recht zurückhaltend und wenig aufdringlich erzählt – „Lilly unter den Linden“ ist dadurch ein gut lesbares, wenn auch nicht bahnbrechendes Jugendbuch. Aber alles andere wäre dem Thema auch nicht angemessen. Die Stärke des Jugendromans liegt vielmehr darin, dem Leser etwas über das Leben in der DDR im Vergleich zur Bundesrepublik zu vermitteln und dabei weniger auf die Politik als auf das Leben in beiden Staaten einzugehen. Und das ist Anne C. Voorhoeve gut gelungen.
Mich stört an dem Buch eigentlich nur eine Kleinigkeit: dass am Ende des Buches das weitere Leben von Lilly wie in einer Art Zeitraffer zusammengefasst wird. Das ist irgendwie ein kleines „Mogel-Ende“ statt eines einfallsreichen Schlusses. Aber da bin ich vielleicht überkritisch – und für viele Leser ist es möglicherweise wichtig, zu erfahren, wie es mit Lilly weitergeht…

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. „Lilly unter den Linden“ ist ein sympathisches Buch, das Jugendlichen das Leben in der DDR etwas näher bringen kann. Wenn ihr also mehr über Stasi, Konsum (eine Lebensmittelkette in der DDR), Warenknappheit, politische Unterdrückung etc. lesen wollt, dann seid ihr mit diesem Buch gut beraten. Es bietet viele Informationen, ohne dem Leser mit der Brechstange etwas vermitteln zu wollen.
Die Hauptfigur Lilly legt nahe, dass dies eher ein Buch für Mädchen ist, jedoch können durchaus auch Jungen, die sich für das Thema interessieren, zu dem Buch greifen.
Ein Jugendbuch für Leseratten aus dem wiedervereinigten Deutschland… (ab 12/13 Jahren)

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(Ulf Cronenberg, 29.11.2004)

Lektüretipp für Lehrer!

Nach dem Tod der Mutter will ein 13-jähriges Mädchen aus Hamburg in die DDR zu ihrer Tante ziehen. Ein Buch, das Schülern so einiges über über die Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR vor der Wiedervereinigung vermittelt – von daher auch geschichtlich interessant. Außerdem geht es um Themen wie Familie und Tod. Insgesamt ein eher ruhiges Buch, besonders für Mädchen ab der 7. Klasse geeignet.

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