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Buchbesprechung: Philip Pullman "Das magische Messer"

Cover PullmanLesealter 12+(Carlsen-Verlag 1997, 366 Seiten; als Taschenbuch: Carlsen-Verlag 2003, 444 Seiten)

„Das magische Messer“ ist der zweite Band der Fantasy-Trilogie von Philip Pullman, dessen Hauptperson das Mädchen Lyra ist. Wer also Band 1 mit dem Titel „Der goldene Kompass“ noch nicht kennt, hat sich fälschlicherweise hierher verirrt und sollte sich zunächst mal die Besprechung des Anfangsbuches lesen…

Inhalt:

Will, ein Junge in Lyras Alter (also auch so 10 bis 12 Jahren alt), macht sich große Sorgen um seine psychisch kranke Mutter, weil diese schon mehrfach von geheimnisvollen Männern besucht wurde, die sie nach seinem Vater ausgefragt haben. Wills Vater ist schon seit Jahren auf einer geheimnisvollen Expedition in die Antarktis verschollen…
Um seine Mutter vor den Verfolgern zu schützen, bringt Will sie zu seiner Klavierlehrerin, die auf sie aufpassen soll. Er selbst geht noch ein letztes Mal in die Wohnung seiner Mutter, weil er die Briefe seines Vaters an seine Mutter retten will – denn Will vermutet, dass die Männer hinter diesen Briefen her sind.
Nach längerer Suche findet er das Paket mit den Briefen, jedoch verschaffen sich gerade in diesem Moment zwei Männer unbefugt Zutritt zu der Wohnung. Nur durch großes Glück gelingt es Will zu entkommen, jedoch stürzt dabei einer der Männer von der Treppe und bleibt tot am Treppenende liegen. Will flieht voller Panik durchs englische Oxford, wo er durch eine Katze, die seiner eigenen gleicht, ein seltsames Flimmern in der Luft entdeckt. Die Stelle mit der flimmernden Luft entpuppt sich als Zugang zu einer anderen Welt – und so kommt Will, der ja auf der Flucht ist, nach Cittàgazze, einer verlassenen Stadt mit südländischem Aussehen, in der nur ein paar Kinder zu leben scheinen.
Dort lernt Will auch Lyra kennen, die am Ende des ersten Bandes ebenfalls durch das von Lord Asriel geschaffene „Fenster“ ihre Welt verlassen hat und, ohne zu wissen, wohin dieses Fenster führt, ebenso in Cittàgazze gelandet ist. Will und Lyra freunden sich schon bald an und bemerken, dass ihre Schicksale miteinander verbunden zu sein scheinen.
Mit Will geht Lyra nach einiger Zeit auch in dessen Welt (die unserer Welt heute entspricht) nach Oxford, wo seltsame Dinge passieren. Ein Mann, den Lyra in einem Museum kennen lernt, stiehlt Lyras Alethiometer, mit dem sie die Zukunft voraussagen kann. Als Lyra und Will das Alethiometer zurückholen wollen, sehen sie, dass Lyras Mutter Mrs. Coulter in dessen Wohnung ist. Der Mann scheint auch nicht aus dem Oxford von Will zu kommen, sondern aus Lyras Welt, da er wie Lyra und Mrs. Coulter auch einen Daemon (ein Tier, das dort jeden Menschen begleitet) bei sich hat.
Außerdem stößt Lyra auf eine Forscherin, die geheimnisvolle Elementarteilchen untersucht (die in Lyras Welt „Staub“ genannt werden) – und mit Hilfe von Lyra gelingt es der Forscherin die Zukunft vage vorauszusagen. Doch kurz darauf tauchen im Büro der Wissenschaftlerin Geheimdienstmitarbeiter auf…
Auch in Cittàgazze, wohin Lyra und Will sich immer wieder zurückziehen, ereignet sich Seltsames. Will kommt nach einem Kampf an ein Messer, das mehrere Geheimnisse zu bergen scheint: Es zerschneidet selbst Stein wie Butter, ist aber auch in der Lage Durchgänge zwischen den Welten in die Luft zu schneiden. Und hinter diesem Messer ist auch der geheimnisvolle Mann aus Oxford her… Lyra und Will werden nach und nach in ein großes Abenteuer hereingezogen, in dem sie auch einigen Figuren aus Band 1 (u.a. der Hexe Serafina Pekkala und dem Aeronauten Lee Scoresby) begegnen.

Bewertung:

Beim ersten Band der Pullman-Trilogie habe ich recht lange gebraucht, bis mich das Buch gepack hat – das war bei Band 2 ganz anders. „Das magische Messer“ erzählt von Anfang an eine spannende und vielseitige Geschichte, die durch viele Intrigen und unerwartete Ereignisse immer aufs Neue fesselt. Dass ein Teil der Geschichte in unserer Welt spielt, bringt einen neuen Reiz in die Fantasy-Trilogie – vor allem der Mittelteil des Buches mit der englischen Forscherin und dem unbekannten Mann, der Lyras Alethiometer stiehlt, hat mir besonders gut gefallen.
Im Vergleich zu Band 1 fällt auf, dass „Das magische Messer“ eine etwas grausamere Geschichte als „Der goldene Kompass“ erzählt (weswegen ich die Altersangabe für beide Bücher von 11+ auf 12+ angehoben habe). Das wird vor allem am Ende des Buches deutlich, wo nicht nur eine im Laufe des Buches lieb gewonnene Person stirbt (wer, wird natürlich nicht verraten).

Fazit:

5 von 5 Punkten. Der Band 2 der Pullman-Reihe hat das eindeutig verdient. Im Gegensatz zum etwas trägeren Band 1 erzählt „Das magische Messer“ eine rasante Geschichte, an der deutlich wird, warum viele Leser Philip Pullmans Fantasy-Trilogie so lieben… Und wenn ein Autor (so wie Philip Pullman hier) auch sympatische Figuren nicht vor dem Tod bewahrt, ist das für mich oft ein Qualitätsmerkmal, weil es zeigt, dass nicht schon von Anfang an das Happy End erahnt werden kann – das hat mir schon manches Buch verleidet.
Also: Was will man mehr, als sich zu freuen, dass Band 3 noch auf einen wartet – und so geht es mir nach Beendigung des Buches (obwohl ich schon gewarnt wurde, dass viele Leser von Band 3 eher enttäuscht waren). In ein paar Wochen könnt ihr nachlesen, wie es mir mit Band 3 erging (vorher schiebe ich aber noch ein/zwei andere Bücher von meinem Lesetisch dazwischen…)

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(Ulf Cronenberg, 20.01.2004)

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