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Buchbesprechung: Herbie Brennan "Das Elfenportal"

Cover BrennanLesealter 12+(dtv 2003, 356 Seiten)

Was für ein hübscher Bucheinband. An diesem Buch kommt man im Buchladen (so es denn dort ausgelegt ist) ja fast nicht vorbei, ohne es mitzunehmen. Und man ahnt angesichts des Einbands und des Titels, dass es sich bei „Das Elfenportal“ um ein Buch handelt, das einen in fremde Welten versetzt.
Doch nicht alles, was derzeit auf der großen Herr-der-Ringe-Welle schwimmt, ist gute Fantasy-Literatur. Immerhin hat Eoin Colfer, der die Artemis-Fowl-Bücher geschrieben hat, über Herbie Brennans Buch verlauten lassen: „Herbie, wenn du hieraus keine Serie machst, werde ich dich verklagen!“ Das klingt doch schon mal ganz gut… Ob „Herbie“ dem wirklich gerecht wird?

Inhalt:

In Henrys Familie geht es gerade ziemlich turbulent zu. Seine Eltern sind missmutig und reden nur noch das Nötigste miteinander – worauf sich Henry keinen Reim machen kann. Als Henry von seinem Vater am nächsten Tag in die Schule gebracht wird, erfährt er jedoch, was los ist. Henrys Mutter geht fremd (mit wem, das wird hier nicht verraten) – und alles deutet wohl auf eine Trennung der Eltern hin. Henry ist schockiert, aber was kann er schon tun?
Am selben Tag widerfährt Henry jedoch eine andere seltsame Begebenheit, die ihn die familiären Probleme erst einmal vergessen lässt. Bei Mr. Fogarty, einem alten Mann, der an UFOs und Elfen glaubt und dem er im Haushalt hilft, bewahrt er einen seltsamen Schmetterling vor dem Tod. Der Kater von Mr. Fogarty hatte nach dem Schmetterling geschnappt und es gelingt Henry gerade noch, ihm diesen zu entreißen. Doch bei näherer Betrachtung des vermeintlichen Schmetterlings, den Henry in ein Glas einsperrt, stellt er fest, dass er nicht einen Schmetterling, sondern etwas anderes gefangen hat. Mr. Fogarty, dem er das Lebewesen zeigt, ist sich sicher, dass Henry da einen Elfen gefangen hat. Nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten erfahren Henry und Mr. Fogarty von dem Elfen, dass dieser durch ein Portal aus seinem Königreich, das zu einer Gegenwelt gehört, auf die menschliche Welt geschickt wurde. Dabei, so merkt Pyrgus (so heißt der Elf) jedoch schon bald, muss etwas schief gegangen sein, denn eigentlich sollte er sich auf einer abgelegenen Insel wiederfinden.
Dass Pyrgus, Sohn des Purpurkaisers und damit Thronfolger, in die andere Welt geschickt wurde, hat einen ganz bestimmten Grund. Feinde seines Vaters (die so genannten Nachtelfen) trachten nach Pyrgus‘ Leben und nach dem Reich der Tagelfen, wobei die Gründe hierfür im Dunkeln liegen. Mr. Fogarty und Henry wollen Pyrgus helfen, wieder in seine Welt zu kommen – doch das entpuppt sich als nicht so ganz einfach. Mr. Fogarty, einem geübter Bastler (der übrigens wie Henry erfährt, früher von Banküberfällen gelebt hat, weswegen seine Eltern ihm den Umgang mit dem alten Mann verbieten), gelingt es jedoch mit Hilfe von Pyrgus‘ Erzählungen ein Portal nachzubauen. Doch beim Wechsel in die Elfenwelt geht etwas schief, und Pyrgus findet sich in einer bedrohlichen Welt wieder.
Kurz darauf stehen in Mr. Fogartys Garten der Vater von Pyrgus, der Purpurkaiser, und seine Gefolgsleute. Sie hatten bemerkt, dass Pyrgus durch das Portal an einen falschen Ort versetzt wurde und wollen Pyrgus nun zurückholen – doch der ist ja schon wieder an einem ganz anderen Ort… Man vermutet, dass Mr. Fogartys Portal Pyrgus an einem falschen Ort in der Elfenwelt abgesetzt hat und kehrt wieder zurück, um Pyrgus zu suchen. Mr. Fogarty begleitet die Gesandtschaft des Purpurkaisers und Henry folgt kurz darauf auch in die Elfenwelt. Doch Pyrgus taucht nicht auf. Und Schlimmes bahnt sich an: Die Nachelfen sammeln sich, um das Königreich des Purpurkaisers anzugreifen…

Bewertung:

„Das Elfenportal“ ist ein guter und spannender Fantasy-Roman. Herbie Brennan schreibt mit Witz und Humor (die sich leider im Laufe des Buches ab und zu ein wenig verlieren, aber wirklich nur ein wenig) und fesselt dadurch seine Leser. Besonders gelungen sind die Charaktere in dem Buch: Vom sympathischen Henry, der an den Eheproblemen seiner Eltern zu knabbern hat, über den schrulligen Ex-Bankräuber Mr. Fogarty bis hin zum eigensinnigen Prinz Pyrgus und seiner quirrligen Schwester Blue reicht die Spannweite der sympathischen Personen. Aber auch intrigante und böse Figuren wie Brimstone und Chalkhill oder der Dämon Beleth fehlen nicht und bringen Würze in das Buch.
Dass die Elfengeschichte in eine moderne Rahmenhandlung (die Familienprobleme bei Henry) eingebettet ist, die ebenso gut erzählt ist und einen gebannt weiterlesen lässt, ist besonders hervorzuheben.

Fazit:

5 von 5 Punkten. Dass Eoin Colfer „Das Elfenportal“ so lobt, wundert mich nicht. Denn Colfer und Brennan verbindet einiges: die gemeinsame irische Heimat, die gleiche Art von Humor (wobei Eoin Colfer da noch virtuoser ist), ein ähnlicher Sprachstil sowie zum Teil nicht ganz unähnlich angelegte bizarre Figuren. Nicht, dass ich damit sagen will, dass Herbie Brennan nur von Eoin Colfer alles abgekupfert hat – nein, so kann man das nicht sehen. „Das Elfenportal“ ist durchaus eine eigenständige Geschichte, die den Leser charmant ins Fantasy-Reich entführt. Aber wer Artemis Fowl liebt, der wird bedenkenlos auch mit Henry, Pyrgus und Mr. Fogarty glücklich. Für Fantasy-Fans ab 12 Jahren, aber auch für erwachsene Fantasy-Leser ist „Das Elfenportal“ fast schon ein Muss!

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(Ulf Cronenberg, 18.04.2004)


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