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Buchbesprechung: Ursula K. LeGuin "Der Magier der Erdsee"

Cover LeGuin 1Lesealter 12+(Carlsen-Verlag 2002, 287 Seiten – Band 1 der „Erdsee“-Trilogie)

Ursula K. LeGuin ist eine alte Bekannte. Die Erdsee-Trilogie ist schließlich nicht gerade neu: auf englisch bereits 1968, auf deutsch erstmals 1979 erschienen. Und schon damals (ja, so alt bin ich schon), als sie noch im Heyne-Verlag in einer Science-fiction- und Fantasy-Reihe veröffentlicht waren, habe ich die drei Bände gelesen. Vor gut 5 Jahren kam dann ein Sammelband heraus, der auch noch einen vierten Band mit dem Titel „Tehanu“ enthielt – das war meine zweite Begegnung mit der Erdsee-Trilogie. (Inzwischen gibt es sogar einen fünften Band – „Die Rückkehr nach Erdsee“ [2003 im Heyne-Verlag erschienen], den ich mir natürlich auch nicht vorenthalten konnte.)
Aber hier geht es jetzt um die ersten drei Bände, die der Carlsen-Verlag neu extra für Jugendliche in einer schönen Edition herausgebracht hat.
Mit alten Bekannten ist das immer so eine Sache… Die Erwartungen sind hoch, aber oft findet man das, was man früher mit Begeisterung gelesen hat, 20 Jahre später eher zum Gähnen…

Inhalt:

Duny, siebter Sohn einer einfachen Familie auf der Insel Gont, wächst ohne große Pflege und Betreuung auf. Als Jugendlicher muss er seinem Vater, einem Schmied, zur Hand gehen – von seiner Tante, die auch im Dorf wohnt und die eine einfache Hexe ist, wird er nebenbei ein wenig in die Zauberkunst eingeführt. Seine Tante merkt schon bald, dass Duny eine große Zaubergabe besitzt. Als sein Dorf von kargischen Kriegern angegriffen wird und er das Dorf rettet, indem er einen dichten Nebel zaubert, sodass die Angreifer die Orientierung verlieren und eine Klippe hinabstürzen, wird jemand anderes auf ihn aufmerksam: Ogion, ein mächtiger, aber verschwiegener Zauberer. Er nimmt Duny mit sich und unterrichtet ihn. Kurz bevor Duny zu Ogion geht, bekommt er auch seinen wahren Namen: Ged – von den Menschen wird er meist jedoch nur „Sperber“ genannt. Nach der Lehrzeit bei Ogion, zieht Ged weiter auf die Insel Rok, wo sich die große Zauberschule der Erdsee befindet.
Schon bald merken die dortigen Zauberlehrer, dass in Ged eine besondere Begabung und große Zauberfähigkeiten stecken. Auf Rok freundet sich Ged mit einigen anderen Zauberschülern an, mit einem Schüler namens Jasper dagegen gibt es von Anfang an immer wieder Streit. Jasper macht Ged vor allen anderen schlecht – und Ged lässt sich nach vielen Demütigungen zu einer Demonstration seiner Macht verleiten. Auf einem Hügel der Insel Rok soll er eine Tote herbeirufen. Zwar gelingt Ged dies, jedoch entsteht dabei ein Riss in der Welt, der Ged fast das Leben kostet. Außerdem findet ein Schatten den Weg in die Welt und fortan wird Ged von diesem Schatten gejagt. Ged muss vor dem Schatten von der Insel fliehen und ist fortan ein Getriebener, der keine Ruhe findet. Denn der unheimliche und mächtige Schatten will die Macht über Ged gewinnen und ihn vernichten – eine lange Irrfahrt beginnt…

Bewertung:

Fantasy-Bücher haben es in Zeiten von Harry Potter nicht leicht. Denn der Hogwarts-Schüler setzt bei Jugendlichen derzeit die Maßstäbe. Ursula K. LeGuins „Der Magier der Erdsee“ kommt auch ganz anders daher: Statt 400 bis 800 Seiten sind es nur knapp 300, große Effekte fehlen. Zaubern ist in Erdsee kein spaßiger Zeitvertreib, wo man auf Besen reitet und Quidditch spielt, sondern eine ernste Sache, die besonnen eingesetzt sein will. Das macht die Geschichte um Ged, die spannend erzählt ist, sympathisch, zugleich wirkt sie heute vielleicht manchmal etwas nüchtern. Im Gegensatz zum früheren Lesen des Buches habe ich mich immer wieder gewundert, wie schnell ein Kampf / eine Begegnung mit dem Schatten wieder vorbei war. Bei Joanne K. Rowling wären da 10 bis 15 Seiten gefüllt worden (ob das immer besser ist, sei dahingestellt). Trotzdem: Ged ist eine sehr sympathische Figur mit Schwächen und Fehlern, der man gerne durchs Leben folgt. Am Ende des Buches freut man sich schon, dass es noch weitere Bänder gibt.

Fazit:

4 von 5 Punkten. ür die Höchstpunktzahl fehlten mir in dem Buch beim dritten Lesen ein bisschen Erzählfreude und Verspieltheit. Dennoch sei „Der Magier der Erdsee“ allen ab 12/13 Jahren wärmstens empfohlen, die gerne in Fantasy-Welten schweben, die selbst gerne magische Fähigkeiten hätten und selbst gerne zaubern könnten. Und so viel sei schon vorweggenommen (nachdem ich nun die erste Hälfte von Band 2 gelesen habe): „Die Gräber von Atuan“ gefällt mir bisher besser als Band 1…

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(Ulf Cronenberg, 31.10.2003)

Kommentare (5)

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