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Buchbesprechung: Philip Pullman "Der goldene Kompass"

Cover PullmanLesealter 12+(Carlsen-Verlag 1996, 444 Seiten; als Taschenbuch mit anderem Buchcover: Carlsen-Verlag 2002, gleiche Seitenzahl)

„Der goldene Kompass“ ist der erste Teil eines dreibändigen Fantasy-Zyklus, der nicht mehr ganz neu ist. Auf das Buch bin ich gestoßen, als ich eine der Buchhändlerinnen in meinem Lieblingsbuchladen beiläufig gefragt habe, was ihre Lieblingsbücher wären. Und da kam dann promt die Antwort: Die Pullman-Trilogie. Ein Grund sie zu lesen, zumal ich Fantasy-Bücher (ebenso wie Science-Fiction-Bücher) durchaus gerne lese, wenn sie auch ein wenig anspruchsvoll sind.
(Die Besprechungen von Band 2 und 3 werden im Übrigen in den nächsten Wochen/Monaten folgen. Aber ich muss sie erst noch lesen – und vor allem Band 3 ist ziemlich dick!)

Inhalt:

Die kleine Lyra (Tja, wie alt ist sie eigentlich? Steht es nicht im Buch oder habe ich nicht aufmerksam genug gelesen? Ich schätze mal um die 10 Jahre…) lebt in Oxford ohne ihre Eltern an einer Universität, dem so genannten Jordan College, wo sich mehrere Erwachsene (der Rektor, eine Bedienstete…) um sie kümmern. Die Geschichte spielt in einem Paralleluniversum – also einem Universum, das neben unserem existiert – und manches (z.B. die Ortsnamen) ist ählich wie in unserer Welt, anderes jedoch nicht. So hat in Lyras Welt jeder Mensch einen Daemon – ein Tier, von dem jeder Mensch begleitet wird und das quasi an ihn gekoppelt ist. Dieses Tier ist von Mensch zu Mensch verschieden – von Schlangen über Schneeleoparden bis hin zu Motten. Lyras Daemon heißt Pantalaimon und kann – wie bei allen Kindern – seine Gestalt noch wechseln und ist damit mal dies, mal jenes Tier.
Lyra, die grenzenlos neugierig ist und immer wissen will, was um sie herum passiert, versteckt sich verbotenerweise eines Tages im Ruheraum des Rektors, weil dieser Lord Asriel, Lyras Onkel, der von einer fernen Reise zurückkommt, empfangen will. Doch dabei entdeckt sie Ungeheuerliches: Der Rektor kippt ein Pulver in Lord Asriels Wein, um ihn zu vergiften. Doch Lyra gelingt es, ihren Onkel zu warnen – so dass dieser dem Mordversuch entgehen kann.
Im anschließenden Lichtbildvortrag berichtet Lord Asriel dem Rektor und anderen Professoren von seinen Forschungen und zeigt den Anwesenden das Bild einer geheimnisvollen Stadt, die im Norden als Polarlicht am Himmel zu sehen war. Lord Asriel bittet um finanzielle Unterstützung für seine weitere Forschungen, diese wird ihm aber nicht gewährt. Lyras Onkel reist darauf hin wieder ab.
Kurze Zeit darauf, besuchte eine vornehme Dame mit dem Namen Mrs. Coulter das College – Lyra ist sehr angetan von ihr, weil sie so viel weiß, und hoch erfreut, als sie erfährt, dass sie zu Mrs. Coulter ziehen soll.
Vor ihrer Abreise schenkt der Rektor Lyra im Geheimen ein komisches Instrument, das wie ein Kompass aussieht und Alethiometer heißt, sagt ihr jedoch, dass sie niemandem sagen darf, nicht einmal Mrs. Coulter, dass sie das Instrument besäße. Das Alethiometer, das findet Lyra nach einiger Zeit heraus, kann die Zukunft voraussagen, und Lyra wird immer geschickter beim Lesen der Instruments.
Doch bei Mrs. Coulter gestaltet sich Lyras Leben schon bald ganz anders, als sie es sich erhofft hat – sie, die früher gerne mit Gleichaltrigen durch geheime Gänge gezogen und auf Dächern rumgeklettert ist, wird wie ein Schoßhündchen gehalten und muss immer artig und gut angezogen sein. Außerdem bekommt Lyra nach und nach mit, dass Mrs. Coulter in geheime Machenschaften verwickelt ist. Aus Oxford und anderen Städten verschwinden nämlich spurlos viele Kinder (darunter auch ein Freund Lyras) – es gibt das Gerücht, dass dafür die so genannten Gobbler, eine Geheimsekte, verantwortlich sind. Die Kinder sollen angeblich in den Norden verschleppt werden, wo mit ihnen geheimnisvolle und gefährliche Experimente gemacht werden, die etwas mit den von Lord Asriel erwähnten Nordlichtern zu tun haben. Als Lyra von jemand anderem hört, dass Mrs. Coulter mit den Gobblern zusammenarbeitet, beschließt Lyra mit Pantalaimon zu fliehen. Auf ihrer Flucht, die sie schon bald in den Norden führt, will Lyra mit neu gefundenen Freunden und Verbündeten (darunter auch einem Bär und Hexen) die entführten Kinder retten…

Bewertung:

„Der goldene Kompass“ ist ein Fantasybuch, das mich zunächst einmal ein wenig verwirrt hat. Die Mischung aus Bekanntem (wie den Städte- und Ländernamen) und Unbekanntem (u.a. den Daemonen) hat dazu geführt, dass ich mich etwas schwer tat, in die unbekannte Welt hineinzufinden – zumal viele Dinge erst später im Buch erklärt und erläutert werden. Pullmans Buch ist am Anfang dadurch recht geheimnisvoll. So nach und nach jedoch kommt Licht in das Dunkel und auch Lyra wird einem mit zunehmendem Lesen immer vertrauter – ebenso wie die vielen geheimnisvollen Gefährten Lyras, die im Laufe des Buches hinzukommen: der Bär Iorek Byrnison, der Aeronaout Lee Scoresby, die Gypter John Faa und Farder Coram…
Mit der Spannung ist es ähnlich – „Der goldene Kompass“ braucht einige Seiten bis die Geschichte an Fahrt gewinnt – am Ende legt man das Buch aber nicht zur Seite, weil man wissen will, wie die Geschichte ausgeht. Und es passieren so einige unerwartete Dinge, die die Spannung steigern.

Fazit:

4 von 5 Punkten. „Der goldene Kompass“ ist ein solides und gelungenes Fantasy-Buch, das meiner Meinung nach die Schwäche hat, dass es zu lange dauert, bis man richtig in die Geschichte eintauchen kann – und das macht gute Bücher so wertvoll, dieses Darin-verschwinden-können und das Nicht-mehr-aufhören-wollen. Wer den Erdseezyklus von Ursula K. LeGuin (hier geht es zur Besprechung von Band 1 „Der Magier der Erdsee„) und andere Fantasybücher mochte/mag, kann auch in die Pullman-Bücher reinschnuppern – wobei Mädchen (ab 11/12 Jahren) sicherlich eher von Lyras Geschichte angesprochen sein dürften als Jungen. Trotzdem meiner Einwände bin ich gespannt auf Band 2 und 3… (und werde bald davon berichten)

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(Ulf Cronenberg, 29.01.2004)

Kommentare (4)

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  2. Maggie

    Im Buch steht, dass Lyra sich einmal denkt: „Ich sehe für mein Alter ziemlich klein aus.“; darauf sagt sie zu einer Frau aus dem Lager, in dem Staub gemessen wird: „Ich bin 11.“ Daraus kann man schließen, dass sie sich um ca. 1 bis 2 Jahre jünger gemacht hat.

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  3. QG.fly

    Handelt es sich hierbei nicht um den ersten Band der Trilogie? Das ist nämlich das, was ich weiß.

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    1. Ulf Cronenberg (Beitrag Autor)

      Ja, stimmt natürlich. Ich habe es ausgebessert. Danke für den Hinweis.

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