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Buchbesprechung: Louis Sachar "Bradley – letzte Reihe, letzter Platz"

Cover SacharLesealter 10+(Hanser-Verlag 2003, 188 Seiten)

Ein ungewöhnlicher Titel für ein Buch… – der Name Louis Sachar ist dagegen nicht mehr ganz unbekannt in Deutschland. Seit vor knapp drei Jahren Sachars „Löcher“ erschien und „mit Lorbeeren überschüttet“ wurde, kennt man den Jugendbuchautor auch in Deutschland. In Amerika hat Sachar schon seit mehr als einem Jahrzehnt Jugendbücher veröffentlicht, und so ist auch „Bradley – letzte Reihe, letzter Platz“ kein neues Buch mehr. In Übersee konnte man es schon 1987 kaufen und lesen.

Inhalt:

„Bradley Chalkers saß ganz hinten im Klassenzimmer – letzte Reihe, letzter Platz. Keiner saß am Pult neben ihm und keiner vor ihm. Er war eine Insel.
Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er im Schrank gesessen.“
So beginnt die Geschichte um Bradley… (Der geflissentliche Deutschlehrer hätte da wohl schon zweimal ein „Wh“ für die dreimalige Verwendung des Wortes „sitzen“ an den Rand geschrieben – der kreative Deutschlehrer hätte wohl ein „Toll!“ für die Metapher „Er war eine Insel.“ neben den Text gekritzelt.) Bradley ist ein richtiger Außenseiter: Keiner in der ganzen Schule mag ihn (seine Klassenlehrerin eingeschlossen), alle gehen ihm aus dem Weg und erzählen nur Schlechtes über ihn. In der Schule ist er grottenschlecht – er besucht die 4. Klasse zum zweiten Mal, und dass er am Ende des Schuljahres die Klasse besteht, ist mehr als unwahrscheinlich. Und auch wenn man ahnt, dass Bradley durchaus eine andere Seite hat, so pflegt er seine Außenseiterrolle mit allen Tricks und Finessen und versucht wirklich ein Ekel zu sein.
Als mit Jeff ein neuer Schüler in die Klasse kommt und kein Platz mehr im Klassenzimmer frei ist außer neben Bradley, muss Jeff sich neben den Klassenschreck setzen. Jeff will sich gleich mit Bradley anfreunden und sucht Kontakt, aber Bradley tut wie immer alles, um dem entgegen zu wirken. So lässt er sich von Jeff mit einem Dollar bezahlen, damit er Jeff nicht anspuckt. Trotzdem lässt sein neuer Banknachbar nicht nach und so langsam freunden sich Bradley und Jeff etwas an.
Kurz darauf erscheint Carla Davis in der Schule – die neue Schulpsychologin. Und Bradley wird natürlich verdonnert, sie aufzusuchen, damit Carla ihn dazu bringt, endlich mal seine Hausaufgaben zu machen. Bradley geht höchst widerwillig zu dem ersten Termin bei der Schulpsychologin – doch obwohl Bradley seine ganz Kunst aufbietet, um diese abblitzen zu lassen, lässt Carla nicht locker und nimmt Bradley ernst. Für Bradley beginnt etwas ganz Neues: Es meint jemand ernst mit ihm – aber eigentlich will er das gar nicht…
Und wer gewinnt diesen „Machtkampf“ (und die vielen anderen, von denen das Buch erzählt)? Das wird wie immer nicht verraten.

Bewertung:

„Bradley – letzte Reihe, letzter Platz“ ist eine witzige Geschichte über einen Außenseiter, der es darauf anlegt, sich alle zum Feind zu machen. Und obwohl Bradley ganz unmöglich und verachtenswert sein will (und es gelingt ihm nicht schlecht), hat Louis Sachar mit Bradley eine liebenswerte Figur erschaffen, deren Geschichte man nicht aus den Augen verlieren will. So liest sich das Buch sehr kurzweilig und schnell, nach knapp sechs Stunden (eine längere Pause mit eingerechnet) hatte ich es ausgelesen. Die hohe Kunst von Sachar (das hat er auch mit seinen beiden anderen bisher übersetzten Büchern „Löcher“ und „Der Fluch des David Ballinger“ bewiesen) ist es, interessante, markante, außergewöhnliche Figuren zu schaffen und ihnen Leben einzuhauchen. Das Bemerkenswerte daran ist, dass Sachar seine Buchfiguren mit ihren Schwächen und Stärken überzeichnet, ohne dass diese in Stereotypen und Klischees versinken – etwas, was nicht nicht vielen Autoren gelingt. Man muss Bradley, Jeff und Carla letztendlich mögen – trotz oder gerade wegen ihrer Schwächen.

Fazit:

5 von 5 Punkten für Sachars „Bradley“. Ein Buch für männliche und weibliche Schulschwänzer und Schulgänger ab 10 Jahren, die gerne lachen und nette Geschichten lesen. Wer es aus eigener Erfahrung kennt,
– dass man den Jungen, den man so süß findet, nicht anzusprechen wagt und bei seinem Erscheinen knallrot wird; oder
– wer betreten zu Boden schaut und eigentlich darin versinken möchte, weil gerade die hübsche XY vorbeischwebt,
der/die ist mit diesem Buch gut beraten. Und: Ein Buch für Schulpsychologen (aber die lesen diese Internetseite wohl eher selten).
Sachar – erste Reihe, erster Platz!

blau.giflila.gifrot.gifgelb.gifgruen.gif

(Ulf Cronenberg, 03.09.2003)

Weitere Meinungen

Von den ersten Sätzen an wird der Leser in den Bann des Buches gezogen, der sich aus der Sprache und Betrachtungs- bzw. Darstellungweise ergibt. Die durchaus ernste Thematik wird von Sachar in eine Erzählung verpackt, die voller Witz, Drive und Situationskomik steckt und von sehr real wirkenden Charakteren getragen wird. Das Buch bietet sich ausgezeichnet an für eine Besprechung im Unterricht und beinhaltet neben der Hauptthematik noch viele weitere Denk- und Diskussionanstöße. Merkwürdig ist nur, dass das Buch im Original bereits 1987 erschienen ist (was man noch an der Mode, die Carla trägt, ablesen kann) und erst so viele Jahre später für den deutschen Markt entdeckt wurde, was wohl mehr oder weniger im Kielwasser des Erfolgs von „Löcher“ geschah bzw. diesem zu verdanken ist.

(Iris Henninger)


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Kommentare (0)

  1. Georg Hartmann

    Das Buch ist in Ordnung.

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  2. Hermann Aldief

    Es ist ein tolles Buch!

    Antworten

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