(Hanser-Verlag 2002, 352 Seiten)
Ich muss es zu meiner Schande gestehen: Noch nie habe ich vorher ein Buch von Isabel Allende gelesen, obwohl sie eine der bekanntesten südamerikanischen Schriftstellerinnen ist und u.a. „Das Geisterhaus“ geschrieben hat (und das ist ja eigentlich ein Buch, an dem man fast nicht vorbei kommt, so bekannt ist es). „Die Stadt der wilden Götter“ ist Allendes erstes Jugendbuch – mal sehen, ob sie für dieses Buch genauso gelobt werden kann, wie sie in der Regel für ihre Erwachsenen-Bücher gelobt wird…
Inhalt:
Der 15-jährige Alex lebt mit Eltern und zwei Schwestern in Kalifornien. Doch seine Mutter hat Krebs und muss sich in Texas einer längeren Behandlung unterziehen. Es kann jedoch nur Alex‘ Vater mitreisen und die Kinder werden zu den Omas verschickt. Die Schwestern landen bei der einen Oma, Alex bei seiner schrulligen anderen Oma, die nur „Kate“ genannt werden will und die Alex nicht sonderlich mag. Kate ist eine weit gereiste Journalistin, die versucht ihr Herz zu verbergen, wo es nur geht, obwohl man ahnt, dass sich unter der kratzbürstigen Oberfläche ein sanfterer Kern verbirgt.
Kate hat mit Alex nach dessen Ankunft in New York auch was ganz Besonderes vor: Sie will mit ihm im Amazonasgebiet auf eine Expedition gehen, auf der ein bisher nie gesehenes, Yeti-ähnliches Wesen, das fürchterlich stinkt und um das sich unheimliche Gerüchte ranken, gesucht werden soll.
Im Amazonas angekommen tut sich einiges… Eine größere Gruppe mit einem Wissenschaftler, mit ortskundigen Indianern, ein paar Soldaten, einem Fotografen und mit weiteren Personen macht sich auf die Suche nach dem Wesen – doch schon bald entstehen größere Konflikte zwischen den Expeditionsteilnehmern. Alex hat sich inzwischen mit Nadia, der 13-jährigen Tochter des Expeditionsleiters, angefreundet – und mit ihr gemeinsam erleben er einige Abenteuer. Denn im Dschungel tun sich sonderbare Dinge: Nadja und Alex werden von Indianern, den so genannten Nebelmenschen, verschleppt; dann taucht das gesuchte Wesen auf, aber keiner hat es gesehen… – der Dschungel steckt voller Geheimnisse, die Nadia und Alex nach und nach herausfinden.
Bewertung:
„Die Stadt der wilden Götter“ entführt den Leser wunderbar in eine ganz andere Welt , die immer wieder mystisch ist (jedoch nicht so, dass man von einem Fantasy-Buch sprechen könnte) und in der Seltsames passiert. (Wenn ich mich nicht irre, nennt man einen solchen Schreibstil, der bei südamerikanischen Autoren wie Gabriel Garcia Marquez häufig zu finden ist, „magischen Realismus“.) Besondern hervorzuheben ist, dass es Isabel Allende gelungen ist, alles flüssig und gut lesbar zu schreiben. Das Buch zeigt, dass Allende nicht umsonst als eine der großen Autorinnen der Weltliteratur angesehen wird – es ist spannend bis zum Schluss, denn es gibt einige Intrigen und unerwartete Dinge, die auf der Expedition passieren.
Fazit:
5 von 5 Punkten – und das, obwohl ich eigentlich sehr skeptisch an das Buch herangegangen bin und es eigentlich nur gekauft hatte, weil gerade Flaute bei den Jugendbüchern-Neuerscheinungen war. „Die Stadt der wilden Götter“ ist ein tolles Buch für Jungen und Mädchen ab etwa 11 Jahren, die gerne etwas über fremde Kulturen, Indianer und über Abenteuer lesen. Lasst euch entführen, wenn ihr solche Sachen gerne lest – ihr werdet es nicht bereuen.
(Der Nachfolge-Band mit Alex und Nadja mit dem Titel „Im Reich des Goldenen Drachen“ wird übrigens in ein paar Tagen im Hanser-Verlag veröffentlicht.
(Ulf Cronenberg, 20.08.2003)
Weitere Meinungen:
Ich stehe dem Buch gespalten gegenüber. Einerseits ist es eine unglaublich spannende, lehrreiche Geschichte mit einer wertvollen Botschaft über das Amazonasgebiet und seine Menschen. Andererseits waren mir die mystischen Elemente oft zu dick aufgetragen. Statt sie feinfühliger einzusetzen, um dem Leser die magisch-mythische Welt der naturverbundenen Indianer näher zu bringen, entgleist das Ganze an manchen Stellen zunehmend. Die Visionen, telepathischen Szenen und gemeinsamen Träume sowie die Erlebnisse mit den Bestien, irgendwelchen überlebenden „Urzeitviechern“, geraten zu gewagten Phantasien, die – im Fall der Bestien – nach Erich-von-Däniken-Manier mühsam gerechtfertigt oder erklärt werden sollen. Der tolpatschige und tumbe Professor Leblanc soll einen witzig-kritischen Touch in die Geschichte bringen, aber wenn er dann in einem Kothaufen versinkt, als deren Urheber ein Tier von Elefantengröße angenommen wird, wird das Ganze doch abstrus. Naja…
(Iris Henninger)
Lektüretipp für Lehrer:
Das spannende Abenteuer eines Mädchens und eines Jungen im Amazonasgebiet, wo sie Indianern, Bösewichten und vielem mehr begegnen. Mit einem Hauch magischen Realismus und Fantasy. Besonders geeignet, weil für Jungen und Mädchen Identifikationsfiguren vorhanden sind. Nebenthemen wie Krankheit und Tod sind ebenfalls enthalten. Und: Die Schüler können zu Hause mit Band 2 und Band 3 die Lektüre fortsetzen…
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