(Hanser-Verlag 2003, 348 Seiten)
Dieses Cover fällt einfach auf: Ein Comic-Mädchen auf glänzend silbernem Hintergrund (das Bild links gibt das leider nur schlecht wieder), das einen mit seinen murmelgroßen hypnotischen Strudel-Augen anschaut… Bei Jugendlichen, das hat mir die Buchhändlerin erzählt, kommt der Buchumschlag anscheinend gut an, ich war eher etwas skeptisch. Als ich aber in dem Klappentext gelesen habe, dass es um Hypnose geht, musste ich zugreifen.
Inhalt:
Molly lebt in einem Waisenhaus, das von der geizig-schrulligen Miss Adderstone, die alle Kinder schikaniert, geleitet wird. Bis auf Rocky, Mollys einzigem Freund im Waisenhaus, wird Molly von allen anderen Kindern ständig gehänselt und als „Sumpfauge“ oder „Schlaftablette“ beschimpft – und ausgerechnet Rocky wird eines Tage von einem amerikanischen Ehepaar adoptiert. Alles wird immer schlimmer. Für Molly beginnt erst ein besseres Leben, als sie eines Tages in der Bücherei ein verstecktes Hypnosebuch findet. Im Selbststudium bringt sie sich das Hypnotisieren bei und beim Ausprobieren merkt Molly nach und nach, dass sie eine begnadete Hypnotiseurin ist. Für Molly beginnt die beste Zeit ihres bisher so trübseligen Lebens, denn es gelingt ihr die Heimleiterin Miss Adderstone und viele andere zu hypnotisieren und auf einmal beginnen alle Molly gegenüber zuvorkommend und liebevoll zu sein. Bei einem Talentwettbewerb „bezaubert“ Molly sogar das ganze Publikum, das am Ende meint, mit Molly sei ein neuer Star geboren. Und damit beginnt Mollys neues erfolgreiches Leben, das sie schließlich nach Amerika führt, wo sie unter dem neuen Namen Molly Moon schließlich als Musicalstar für Furore sorgt. Spannend wird die Geschichte, weil Mr. Nockman – ein berüchtigter Schurke – auch hinter Mollys Hypnosebuch hinterher ist und ihr folgt… aber davon sei hier nichts weiter verraten.
Bewertung:
„Molly Moon“ ist natürlich keine wahre Geschichte und Waisenhäuser scheinen derzeit ein beliebtes Thema in englischen Jugendbüchern zu sein (vgl. Philip Ardaghs „Schlimmes Ende“). Wie Molly Moon erst von den anderen Kindern und von Miss Adderstone gehänselt und getreten wird und wie sie dann durch das Hypnosebuch aus dieser schlimmen Welt herauskommt, das liest sich zunächst spannend und schnell. Als Molly in Amerika ankommt, wird manches jedoch etwas langatmig und ausführlich erzählt. Und das Ende ist nicht so ganz nach meinem Geschmack – obwohl auch einige kleinere unerwartete Überraschungen enthalten sind. Interessant ist, was man über Hypnose erfährt, obwohl hier natürlich maßlos übertrieben wird – schade, denn manchmal möchte man andere auch so hypnotisieren können wie Molly Moon.
Fazit:
3 von 5 Punkten. Ein Buch – eher für Mädchen ab 10 Jahren, weniger für Jungen – das sich schnell liest, aber relativ harmlos und nicht allzu tief schürfend ist. Man wird gut unterhalten, muss es aber nicht gelesen haben. Empfehlenswert vor allem für Viel-Bücher-Verschlinger. Für mehr als drei Punkte hätte die Geschichte jedoch noch packender sein müssen…
(Die Film-Rechte für dieses Buch, das steht auf der Website zu Molly Moon, wurden schon vergeben – und zwar an den Produzenten der Harry-Potter-Filme. Wir werden ihr also wiederbegegnen…)
(Ulf Cronenberg, 20.08.2003)
Weitere Infos über das Buch gibt es im Übrigen im Internet unter http://mollymoon.hanser.de.
Weitere Meinungen:
Die Autorin schreibt sehr lebendig, spitz, witzig, einfallsreich und mit Liebe zum Detail. Da stört es auch nicht unbedingt, dass die ganze Sache mit der Hypnose meiner Ansicht nach allzu leicht geht. Vielmehr stehen andere Dinge im Vordergrund, die Kinder begeistern können: Die Waisenhausleiterin mit BH oder Unterhose auf dem Kopf z.B. steht selbstverständlich unter dem gestalterischen Mittel der Übertreibung, lässt den Leser aber vor Schadenfreude und befriedigten Rachegelüsten frohlocken. Besonders gefällt Kindern, wie Molly Macht über Erwachsene ausüben kann.
Das Buch enthält skurrile, oft abwegige Ideen und überraschende Wendungen, besonders als plötzlich die Ebenen der realen und der Hypnose-Erlebenswelt kippen, sich überkreuzen und ineinandergreifen.
Das Buch ist nicht wirklich spannend, aber es bereitet Spaß und Vergnügen beim Lesen. Der aufwändige silberne Schutzumschlag ist nett, es hätte ihn aber nicht unbedingt gebraucht. Er macht eher den Eindruck, man wolle hier mit mehr Schein als Sein etwas erreichen. Denn um eine zweite Pippi Langstrumpf handelt es sich hier allemal nicht.
(Iris Henninger)
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