(Carlsen-Verlag 2002)
Von Zoran Drvenkar (das „v“ ist wohl einfach nicht auszusprechen – aber wer weiß…) hatte ich bisher noch nichts gelesen. Den Tipp bekam ich von einer Buchhändlerin, die meinte, dass sie Drvenkar mal bei einer Lesung erlebt habe und er es dabei sogar geschafft habe, dass noch Wochen später die zuhörenden Hauptschüler in den Buchladen kamen, um sich nach Büchern von Zoran Drvenkar umzuschauen. Ein ausreichender Grund für einen Test…
Inhalt:
Cengiz & Locke – ein türkischer und ein deutscher Junge im besten Pubertätsalter. Sie wollen cool sein, machen dumme Sachen, probieren vieles aus (was man nicht darf), bauen mächtig Scheiß etc. Um in ihrer Klicke gut dazustehen, machen die beiden gleich zu Anfang des Buches, das in Berlin spielt, großen Mist. In einem Auto mit zwei Kumpels bekommt Cengiz eine Uzi (ein Schnellfeuergewehr) in die Hand gedrückt und soll als eine Art Mutprobe im Vorbeifahren auf die verfeindete Clique mit Jugoslawen (kurz: Yugos) schießen. Niemand traut Cengiz zu, dass er das macht, aber vom eigenen Mut überrascht, schnappt er sich die Uzi und schießt einige Salven auf die Yugos, von denen einige verletzt werden. Irgendwann kriegen die Yugos raus, wer hinter dem „Anschlag“ auf sie steckt – und mittendrin sind wir im Buch im großen Bandenkrieg, wo man sich gegenseitig nichts schenkt. Da geht es ganz schön heftig und gewalttätig zu – und im Buch wird das (und einiges andere) ausführlich auf gut 300 Seiten erzählt.
Bewertung:
Zoran Drvenkar, der selbst aus dem ehemaligen Jugoslawien kommt und seit dem dritten Jahr in Berlin wohnt, ist einer der begabtesten jungen deutschen Jugendbuchautoren. Und dazu zählt er – das beweist auch „Cengiz & Locke“ – zu Recht. Rasant und spannend erzählt er seine Geschichte, er schreibt das alles nieder, als hätte er vieles davon selbst erlebt – so genau scheint er die Sprache der Cliquen zu treffen. Man hat am Ende das Gefühl, dass man durch das Buch eine ganz andere, ziemlich brutale und verwahrloste Welt (wo Lockes Mutter z.B. schon zig Selbstmordversuche hinter sich hat, wo Cengiz von Zuhause rausgeschmissen wird) kennen gelernt hat, von der man froh ist, nicht in ihr zu leben.
Fazit:
5 von 5 Punkten für dieses spannende Buch – nur der Schluss ist bestimmt nicht jedermanns Sache und auch nicht so ganz verständlich. Aber sonst stimmt alles. Ein Buch für lesewütige Jungen (aber auch Mädchen) ab 13 oder 14, die gerne Spannendes lesen. Aber Vorsicht: Ganz einfach ist das Buch nicht zu verschlingen, denn Zoran Drvenkar wechselt ständig die Person, die im Buch erzählt.
(Ulf Cronenberg, 13.08.2003)
Lektüretipp für Lehrer!
Ein weiteres Buch des talentierten deutschen Jugendbuchautors. Die zwei Jugendlichen Cengiz und Locke stehen im Zentrum eines heftigen Bandenkriegs, in dem es um Drogen, Kriminalität, Ausländer und Gewalt geht. All die Themen werden schonungslos aufgegriffen – dieses Buch ist nichts für Zartbesaitete. Für Lehrer, die Mut haben und offene Diskussionen zu schwierigen Themenbereichen suchen. Für Schüler ab der 9. Klasse, sofern diese einiges wegstecken können. Auch in der Hauptschule erprobt!
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